Mexiko reagiert auf Trumps Mauer-Pläne: Der ewige Verlierer wehrt sich
Präsident Peña Nieto sagt seinen geplanten Washington-Besuch ab. Trump hätte den Nachbarn nur empfangen, wenn er die Mauer zahlen würde.
Nach den „fürchterlich feindschaftlichen“ Signalen Trumps existierten keine Voraussetzungen, um wie geplant am 31. Januar mit dem US-Präsidenten über den Freihandel, die Migration und die Behandlung von Mexikanerinnen und Mexikanern zu sprechen, so der Abgeordnete und Exsenatsvorsitzende Robert Gil Zuarth von der konservativen Partei PAN. Peña Nieto habe die volle Unterstützung der Länderkammer, wenn er seine Reise absage.
Trump legte dem Mexikaner am Donnerstag per Twitter nahe, erst gar nicht zu kommen, wenn Mexiko nicht für die Kosten der Mauer an der 3.200 Kilometer langen Grenze aufkommen wolle.
Das hatte Peña Nieto zuvor bereits in einer Videobotschaft definitiv ausgeschlossen. Stattdessen forderte er von Trump Respekt gegenüber seinem Land ein. Mexikos 50 Konsulate in den USA würden zu „Verteidigern der Rechte der Migranten. Wir lassen unsere Communitys nicht allein.“
Entrüstung über rassistische Äußerungen Trumps
Die schnelle Reaktion Peña Nietos zeigt, wie tief Trumps Demütigungen die mexikanische Gesellschaft treffen. Sie provozieren Emotionen, die angesichts des schwierigen Verhältnisses zwischen beiden Staaten latent immer vorhanden sind. Selbst einst US-treue Politiker bringen Trumps rassistische Äußerungen über mexikanische Migranten und seine Arroganz gegenüber den Nachbarn in Wallung. So erklärte auch Expräsident Vicente Fox (PAN): „Mexiko wird für diese Scheißmauer nicht zahlen“ – und forderte seinen Nachfolger auf, keine Konzessionen zu machen.
Der liberale Historiker Enrique Krauze erinnerte daran, dass Mexiko sich schon 1846 geweigert hatte, Gebiete an die USA zu verkaufen. Wie im 19. Jahrhundert solle sich Mexiko gegen die USA verteidigen – eine Aussage, in der auch das Gefühl des ewigen Verlierers mitschwingt, das das Verhältnis zum übermächtigen Nachbarn prägt. Schließlich gewannen die USA damals den Krieg und erhebliche Gebiete Mexikos.
Diplomatischer als Konservative und Liberale reagierte ausgerechnet der Linkspolitiker Andrés Manuel López Obrador. Zwar forderte er, Trump wegen „Menschenrechtsverletzungen und rassistischer Diskriminierung“ vor internationalen Gerichten anzuklagen. Zugleich setzte er sich dafür ein, dass sich Peña Nieto mit seinem US-Kollegen trifft. „Reisen Sie nach Washington, um für die Freiheit zu kämpfen, nicht um sie zu erbetteln“, so López Obrador, der bei den 2018 anstehenden Präsidentschaftswahlen für die linke Partei Morena antreten will.
Außer Frage steht, wer von dem Milliardenprojekt am Rio Bravo profitieren wird: das organisierte Verbrechen. Darauf wies der mexikanische Pfarrer Alejandro Solalinde hin, der eine Migrantenherberge betreibt. Er verweist auf die vielen Wanderarbeiter und Flüchtlinge aus Zentralamerika, die schon jetzt in Mexiko von Kriminellen entführt und zur Arbeit gezwungen werden. Die Mauer, so Solalinde, „wird die Drogenkartelle stärken, weil sie von den Menschen profitieren werden, die künftig an der Grenze stranden“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Sourani über das Recht der Palästinenser
„Die deutsche Position ist so hässlich und schockierend“
Haftbefehl gegen Netanjahu
Sollte die deutsche Polizei Netanjahu verhaften?
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!
Deutscher Arbeitsmarkt
Zuwanderung ist unausweichlich
Spardiktat des Berliner Senats
Wer hat uns verraten?