Meuterei vor der Räumung: Po­li­zis­t*in­nen beschäftigen

Die Kneipe Meuterei soll am Donnerstag geräumt werden. Zuvor wird demonstriert; so mancher Aufruf zielt auf Militanz.

Mobi-Plakat für dezentrale Aktionen

Farbenfrohe Drohungen Foto: dpa

BERLIN taz | Wie es einmal war – und in einer gerechteren Welt weiter sein könnte –, zeigt ein Video der Meuterei von vor einem Jahr. Die Tür zur Kneipe in der Reichenberger Straße geht auf, am Tresen prosten sich die Autonomen zu und aus den Boxen dröhnt der Oidorno-Schlager „Halt die Fresse, ich will saufen / Ich will euern Scheiß nicht hören“.

Es ist ein Rückblick auf bessere Tage der Alternativkneipe, die mehr als zehn Jahre der Domestizierung der Umgebung trotzte. Doch fast zwei Jahre nach Auslaufen des Mietvertrages und ein Jahr nachdem Corona dem Kneipenbetrieb ein Ende setzte, soll es am Donnerstag endgültig vorbei sein mit der Meute. Die Polizei hat sich zur Zwangsräumung angekündigt.

Für die Autonomen und andere Freunde von Sterni und Pfeffi bedeutet das in den Kampfmodus zu schalten. Zumindest verbal geht es dabei durchaus radikal zu. Für den Morgen des Räumungstags rufen in Kreuzberg massenhaft verklebte lila-gelbe Plakate zu dezentralen Aktionen im ganzen Stadtgebiet auf.

Das Interkiezionale-Bündnis der bedrohten oder bereits geräumten Projekte will „Chaos für die Meute“. In ihrem Aufruf für eine abendliche Tag-X-Demo heißt es: „Wenn es kaum mehr Orte gibt, die wir verteidigen wollen und können, gibt es keinen Grund nicht die Orte anzugreifen, die uns tagtäglich verdrängen.“ Die Polizei soll also mehr zu tun bekommen, als die Sperrzone zu verteidigen, die sie um die Meuterei errichten wird. Kümmern muss sie sich wohl auch um eine Demo, die um 6 Uhr am Neuköllner Herrfurthplatz starten soll.

Demo am Dienstag

Schon am Dienstagabend will die Szene in den Kampfmodus schalten: „Wir sind unregierbar – Meuterei & Rigaer 94 verteidigen!“, so das Motto einer Demo, die von Kreuzberg nach Friedrichshain ziehen soll. Beklagt wird der „von R2G begonnene Eskalationskurs“, dem bereits die Kneipe Syndikat, das Jugendzentrums Drugstore, die Liebig 34 sowie Wagen- und Obdachlosenplätze in der Rummelsburger Bucht zum Opfer gefallen sind.

Zoomt man näher an den Ursprung der Verdrängung, stößt man im Fall der Meuterei auf einen Immobilienspekulanten – Goran Nenadic und seine in Zossen registrierte Firma Zelos Properties GmbH –, der 2011 die Reichenbeger Straße 58 kaufte, dann das Haus aufteilte, die Wohnungen sanierte und verkaufte – und nun die Kneipe beseitigen lässt.

Der Ohnmacht trotzend, zumal auch die Räumung des Köpi-Wagenplatzes und des Jugendzentrums Potse absehbar sind, haben Autonome für den Fall der Räumung bereits vor einer Woche Randale angekündigt. Als Freitagfrüh 15 Autos in Mitte brannten, frage die B. Z.: „Wie viel Hass zünden die Chaoten noch?“ Sie zitierte aus dem Aufruf, der auch den Flughafen als mögliches Ziel benennt – ließ dabei aber die Passage aus, in der es heißt: „Auch wenn die B. Z. es gerne hätte: Wir sind keine neue RAF und wir werden kein Haus und keinen Wagenplatz militärisch verteidigen können.“

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Die Räumung, das wissen auch hart gesottene Verteidiger, wird kommen. Ein bisschen was kosten soll sie in ihren Augen aber schon.

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