Mehr Erneuerbare für Westafrika: Sonne für Senegal
Deutschland, Frankreich und andere Industrieländer geben dem westafrikanischen Land 2,5 Milliarden Euro. Das Ziel: der Ausbau erneuerbarer Energien.
Die 2,5 Milliarden Euro sollen in den nächsten drei bis fünf Jahren aus öffentlichen und privaten Mitteln fließen. Sie werden vor allem dazu dienen, „den Anteil erneuerbarer Energien auf 40 Prozent der installierten Leistung“ der Stromproduktion in Senegal zu steigern. Heute liefern unter anderem Solarkraftwerke dort etwa 30 Prozent des Stroms.
Die Vereinbarung heißt „Partnerschaft für gerechte und klimafreundliche Energie“ (Just Energy Transition Partnership, JETP). Die reichen Staaten der G7-Gruppe, darunter Deutschland, USA, Großbritannien und Frankreich, haben solche Abkommen bisher mit Südafrika, Indonesien und Vietnam geschlossen. Die Logik: Die Industriestaaten helfen ärmeren auf dem Weg in die Klimaneutralität, weil letztere sich die aufwändigen Investitionen alleine nicht leisten können.
Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) betonte, das Abkommen mit Senegal diene sowohl der Energiewende als auch der Armutsbekämpfung. „Erneuerbare Energien sind vor allem für weit abgelegene Kommunen die einzige realistische Technologie, um Energie bezahlbar zur Verfügung zu stellen“, schreibt das Entwicklungsministerium. Wenn Strom vorhanden sei, entstünden Arbeitsplätze und der Wohlstand der Bevölkerung nehme zu.
Scholz hat Interesse an senegalesischem Erdgas
Senegal verfolgt eine Doppelstrategie. Neben dem Ausbau der erneuerbaren Energien wird bald die Ausbeutung riesiger Gasfelder im Atlantik beginnen. Diese Projekte treiben unter anderem BP und senegalesische Firmen voran. Zunächst wird das verflüssigte Erdgas wohl größtenteils exportiert. Davon verspricht sich die Regierung Einnahmen für den Staatshaushalt. Bei seinem Besuch in Senegal vor einem Jahr bekundete Kanzler Scholz Interesse am Kauf senegalesischen Erdgases für den Verbrauch in Deutschland.
Später will die Regierung Senegals einen Teil des geförderten Gases auch im Inland nutzen. Heute verbrennen die Kraftwerke zum guten Teil noch Erdöl, um Elektrizität herzustellen. Gas verursacht dagegen weniger klimaschädliche Abgase. Außerdem sollen mit neuen Gaskraftwerken Millionen Privathaushalte zusätzlich Strom erhalten. Besonders auf dem Land steht vielen EinwohnerInnen heute nur Holz als Energiequelle zur Verfügung.
Die Klimaschutzorganisation Fridays for Future und ihre Partner in Senegal lehnen die Gasstrategie ab. Sie plädieren für den kompletten Umstieg auf erneuerbare Energien. Lisa Badum, Energiepolitikerin der Grünen im Bundestag, sagte: „Der Erfolg von JETP darf nicht durch einen Gasdeal geschmälert werden.“
Der Bundeskanzler solle den angepeilten Gaseinkauf in Senegal „endlich beerdigen“. Das Entwicklungsministerium in Berlin erklärte, die Gasförderung werde über JETP weder finanziert noch unterstützt. Im Text der Vereinbarung wird Erdgas allerdings als „Übergangsenergie“ erwähnt.
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