Meduza-Auswahl 12. – 18. Juni: Was Israel von Russlands Kriegsführung gelernt hat
Russland hat in der Ukraine keine Lufthoheit, das führt zu einer Art Pattsituation zwischen Angreifer und Verteidiger. Israel will das im Krieg mit Iran verhindern.

Das russisch- und englischsprachige Portal Meduza zählt zu den wichtigsten unabhängigen russischen Medien. Im Januar 2023 wurde Meduza in Russland komplett verboten. Doch Meduza erhebt weiterhin seine Stimme gegen den Krieg – aus dem Exil. Die taz präsentiert seit 1. März 2023 unter taz.de/meduza immer mittwochs in einer wöchentlichen Auswahl, worüber Meduza aktuell berichtet. Das Projekt wird von der taz Panter Stiftung gefördert.
In der Zeit vom 12. – 18. Juni 2025 berichtete Meduza unter anderem über folgende Themen:
Was Israels Kriegsführung von Russlands unterscheidet
Israel habe im Krieg gegen den Iran „aus den russischen Misserfolgen gelernt“, schreibt The Wall Street Journal. Ob das so ist, und wie sich die von den beiden Staaten geführten Kriege ähneln und unterscheiden, analysiert Meduza auf Russisch.
Nach Ansicht von David Deptula, Dekan des Mitchell Institute for Aerospace Studies in den USA, zeigen beide Kriege die „grundlegende Bedeutung“ der Luftüberlegenheit für die Erreichung militärischer Ziele auf: „Im Falle eines Krieges zwischen Russland und der Ukraine sieht man, was passiert, wenn keine der beiden Seiten die Lufthoheit erlangen kann: eine Pattsituation und der Übergang zu einem Zermürbungskrieg“. Im Falle von Israel und Iran habe Israel wiederum die Möglichkeit „ungehindert dort zuzuschlagen, wo sie die Lufthoheit“ hätten, sagt Deptula.
Auch Spionage spielt eine Rolle: Israel habe mit Iran das getan, was Russland mit der Ukraine vorgehabt hatte, sagt der israelische Geopolitik-Experte Michael Horowitz. Russland habe geglaubt, „eine geheime Operation durchführen, sich einschleusen“ und die Ukraine so von innen heraus besiegen zu können. Doch die ukrainische Gesellschaft sei widerstandsfähig – während in Iran „das Regime so unbeliebt ist, dass man dort leicht Leute findet, die bereit sind, mit Israel zusammenzuarbeiten“.
Der Korruption geht es gut in Russland
Im März 2017 veröffentlichte die Anti-Korruptions-Stiftung von Alexej Nawalny eine ihrer brisantesten Recherchen – den Film „Don't Call Him Dimon“, der ein Netzwerk von Residenzen, Weinbergen und Yachten aufdeckte, die mit dem ehemaligen Präsidenten und damaligen Premierminister Russlands Dmitri Medwedew in Verbindung stehen.
Nawalnys Team deckte auf, dass Medwedew sein Vermögen mithilfe von Wohltätigkeitsstiftungen, die von Freunden und Familienmitgliedern geleitet wurden, verschleiert hatte. Der Film erreichte 47 Millionen Aufrufe und löste Massenproteste gegen Korruption aus. Doch Medwedews Geschäftsimperium blieb unangetastet. Jetzt, acht Jahre später, enthüllt eine neue Recherche von Journalisten des Sistema-Projekts: Die mit dem ehemaligen Präsidenten verbundenen Wohltätigkeitsstiftungen sind nur noch reicher geworden. Meduza fasst die wichtigsten Ergebnisse der Recherche auf Englisch zusammen.
Ende letzten Jahres verfügten die 15 Stiftungen, die Sistema mit Medwedew in Verbindung brachte, über insgesamt 86,4 Milliarden Rubel (1,1 Milliarden US-Dollar) auf ihren Konten.
Wieviele Menschen Moskau aus politischen Gründen verfolgt
Nach Angaben von „OVD-Info“ werden derzeit in Russland 3.316 Personen aus politischen Gründen strafrechtlich verfolgt. Davon befinden sich 1605 in Haft. Meduza berichtet auf Russisch. In der Regel verfolgen die Behörden aus politischen Gründen Menschen, deren Ansichten nicht mit denen des Staates übereinstimmen. Dazu gehören beispielsweise Aktivisten, Menschenrechtsverteidiger und Journalisten.
Bei der Verfolgung der Menschen nutzt Russland laut OVD-Info etwa mehrere Paragraphen des Strafgesetzbuches der Russischen Föderation, die eindeutig als politisch angesehen werden können, zum Beispiel im Zusammenhang mit der Militärzensur. Diese verstoßen gegen das in der Verfassung der Russischen Föderation verankerte Recht auf Meinungsfreiheit. Angeklagte in Strafverfahren nach diesen Paragraphen werden meist wegen Antikriegsäußerungen, Kritik an den Behörden oder der Beschreibung von Kriegsverbrechen russischer Soldaten in der Ukraine belangt.
In Kliniken in Belarus liegen russische Soldaten
Hunderte russische Soldaten wurden seit Beginn des groß angelegten Krieges Moskaus in der Ukraine in Belarus medizinisch versorgt. Dies geht aus Dokumenten hervor, die dem russischen Dienst von RFE und seinem Projekt Skhemy vorliegen und dem belarussischen Investigationszentrum (BIC) zur Verfügung gestellt wurden. Verwundete Soldaten wurden in belarussische Krankenhäuser eingeliefert – unter anderem während des gescheiterten Versuchs Russlands, die ukrainische Kapitale Kyjiw im Jahr 2022 einzunehmen. Unter diesen „geheimen Patienten“ befanden sich Mitglieder von Eliteeinheiten und Soldaten, die an der Besetzung von Butscha beteiligt waren; die Ermittler veröffentlichten ihre Namen, Diagnosen und Krankenhausaufenthalte. Meduza fasst die wichtigsten Ergebnisse der Recherche des BIC auf Englisch zusammen.
Im September 2023 erklärte das Europäische Parlament der belarusischen Präsidenten Alexander Lukaschenko für mitschuldig an den Verbrechen Russlands in der Ukraine. Europäische Gesetzgeber verwiesen dabei auf die Rolle Belarus' bei der Verbreitung von Hassreden und Desinformation, der Lieferung von Ausrüstung und Munition an russische Streitkräfte. Lukaschenko selbst hat zugegeben, dass russische Truppen von belarussischem Territorium aus in die Ukraine eingedrungen sind – und sich offen für eine weitere solche Offensive gezeigt.
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