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Media Channel der UefaEine Mediathek voller Schätze

Die Uefa hat den persönlichen Zugang der Presse zu EM-Teilnehmern weiter limitiert. Im Gegenzug gibt es ein reichhaltiges Angebot an Videoclips. Toll!

Auch eine leere Kabine kann für den Journalisten spannend sein, meint jedenfalls die Uefa Foto: Jan Woitas/dpa

S ollte an dieser Stelle ab und an das Bild entstanden sein, die Uefa sei ein Haufen seelenloser Geschäftemacher, dann bedarf dies einer Korrektur. Mit einer kleinen Szene während dieses Turniers lässt sich das bestens veranschaulichen: Wenn der Spieler des Spiels wenige Minuten nach Abpfiff der Partie das Podium des Pressekonferenzsaals betritt, herrscht eigentlich ein strenges Reglement. Nur drei Fragen darf die Medienschar an den Besten der Besten stellen.

Aber wenn den Moderator dieser Veranstaltung die Leidenschaft packt, kann schon mal eine Ausnahme gemacht werden. Als der 19-Jährige Arda Güler in der Vorrunde den Journalistinnen und Journalisten einmal präsentiert wurde, erklärte der Uefa-Offizielle, der offenbar ein großer Bewunderer von Güler ist: „Wir beginnen mit drei Fragen. Ich nehme eine, denn das ist ein Privileg.“ Wer würde dem guten Mann mit dem großen Fußballherz widersprechen wollen?

Gewiss, es ist nicht schön, dass die persönlichen Zugänge der Medienschaffenden zu den Protagonisten dieses Spiels in den vergangenen Jahrzehnten Stück für Stück immer mehr limitiert werden. Zum großen ganzen Bild gehört aber auch, dass die Uefa sich einiges einfallen lässt, um aus der Distanz Nähe herzustellen.

So hat jeder, der für diese EM akkreditiert ist, Zugang zum sogenannten Media Channel, auf dem ein reichhaltiges Angebot an Videoclips abrufbar ist. Neben Presskonferenzen vor und nach dem Spiel, Media Days der einzelnen Teilnehmer, da kann man den Teams beispielsweise zirka 15 Minuten bei Aufwärmübungen zu Beginn das Trainings zuschauen.

Inklusive unterschätzter Details

Das ginge zwar auch live vor Ort, aber vom Sofa aus ist es natürlich viel bequemer, die Fußballer bei Dehnübungen und beim Lockern ihrer Beine zu beobachten. Vogelgezwitscher ist meist im Hintergrund zu hören. Und zu sehen ist auch, wer gerade mit wem rumalbert oder eben nicht. Wer will, kann aus diesen vielleicht unterschätzten Details Schlüsse für seine Vorberichterstattung ziehen.

Viele Schätze verbergen sich in dieser Mediathek. Ein 44 Sekunden langer Clip etwa, wie das englische Team nach dem wenig rühmlichen Überstehen der Vorrunde auf einem gepflegten Rasen Übungen einer Yogalehrerin nachturnt und wie diese die Spieler auffordert, die Hände vor der Brust „in einer Stellung der Gnade und Dankbarkeit“ zusammenzudrücken.

Deutlich länger dauern die Videos von den „Walk-arounds“ der Mannschaften, die immer einen Tag vor der eigentlichen Partie stattfinden. Bis zu 17 Minuten lang sind die Filmchen, die zeigen, wie die Fußballer den Rasen begutachten, auf dem sie anderntags spielen sollen und dabei zusätzlich noch ihr Mobiltelefon inspizieren.

Aber von diesen Erkundungsgängen, diesem Hin- und Hergelaufe, will man doch wirklich so viel wie möglich wissen. Und auch hier zählen die Details. Der Italiener Vincenzo Montella, der die Türkei trainiert, macht zu diesem Anlass mit Einstecktuch im Jackett wirklich eine bella figura.

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taz-Sportredakteur
Jahrgang 1971, bis Ende März 2014 frei journalistisch tätig. Seither fest mit dem Leibesübungen-Ressort verbunden.
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