: May-Mania
Karl May, geboren 1842 im sächsischen Hohenstein-Ernstthal, gestorben 1912 in Radebeul bei Dresden, in der „Villa Shatterhand“. Der Sohn eines Webers und einer Hebamme wächst in tiefer Armut auf. Seine Stelle als Lehrer verliert er wegen eines Diebstahlvorwurfs. Acht Jahre und sechs Wochen verbringt er insgesamt hinter Gittern – wegen kleinerer Diebstähle, Betrügereien und Amtsanmaßung.
Nach der Gefängniszeit gelingt es ihm, als Redakteur Fuß zu fassen. Erste Humoresken und historische Erzählungen entstehen, bald auch Geschichten, die im Ausland spielen. Durch die Reiseromane für den Deutschen Hausschatz und den Marienkalender sowie für die Gymnasiasten-Zeitschrift Der gute Kamerad wird May bekannt, daneben schreibt er 24.000 Seiten Kolportageromane. Seit 1891 erscheinen seine Bücher in repräsentativer Ausstattung und machen ihn wohlhabend.
1899/1901 bricht er erstmals zu einer Reise in den Orient auf, erst 1908 bereist er Amerika. Bei seinem Tod umfasst die Fehsenfeld-Ausgabe 33 Bände. Der Karl-May-Verlag gibt eine bearbeitete Fassung unter dem Titel „Gesammelte Werke“ mit über achtzig Bänden heraus. Die historisch-kritische Ausgabe, die im „Bücherhaus Bargfeld“ erscheint, ist auf gut hundert Bände angelegt.
Mit etwa 100 Millionen verkaufter deutscher Gesamtauflage ist May der erfolgreichste deutschsprachige Autor, er wurde in mindestens 39 Sprachen übersetzt, etwa zwei Dutzend Kinofilme entstanden in Anlehnung an seine Werke. 1974 drehte Hans Jürgen Syberberg einen dokumentarischen Kinofilm über Mays Leben mit Helmut Käutner in der Hauptrolle. Die Karl-May-Gesellschaft ist mit etwa 2.000 Mitgliedern eine der größten literarischen Gesellschaften.
Filmauswahl: Der Schatz im Silbersee, BRD/YU 1962, Regie: Harald Reinl, Musik: Martin Böttcher, Darsteller: Lex Barker (Old Shatterhand), Pierre Brice (Winnetou), Herbert Lom (Cornel Brinkley), Götz George (Fred Engel), Karin Dor (Ellen Patterson), Rolf Wolter (Sam Hawkens). Winnetou 1. Teil, BRD/YU/F 1963, Regie: Harald Reinl, Musik: Martin Böttcher, Darsteller: Lex Barker (Old Shatterhand), Pierre Briece (Winnetou), Mario Adorf (Santer), Marie Versini (Nscho-Tschi), Ralf Wolter (Sam Hawkens), Chris Howland (Reporter), Dunja Rajter (Belle). Der Schut, BRD/F/I 1964, Regie: Robert Siodmak, Musik: Martin Böttcher, Darsteller: Lex Barker (Kara Ben Nemsi), Marie Versini (Tschita), Rik Battaglia (Kara Nirwan, der Schut), Ralf Wolter (Hadschi Halef Omar), Chris Howland (Archie). Winnetou 3. Teil, BRD/YU 1965, Regie: Harald Reinl, Musik: Martin Böttcher, Darsteller: Lex Barker (Old Shatterhand), Pierre Brice (Winnetou), Rik Battaglia (Rollins), Ralf Wolter (Sam Hawkens), Sophie Hardy (Ann).
Auswahl Bücher: Gert Ueding (Herausgeber): Karl-May-Handbuch, Königshausen & Neumann, Würzburg 2001, 642 Seiten, 35 Euro. Bernhard Kosciuszko: Das große Karl May Figurenlexikon, Lexikon Imprint Verlag, Berlin 2000, 560 Seiten, 25,90 Euro. Rolf-Bernhard Essig und Gudrun Schury: Karl-May-ABC, Reclam Leipzig 1999, 248 Seiten, 9,60 Euro. Michael Petzel: Karl-May-Filmbuch, Karl-May-Verlag, Bamberg 1999, 543 Seiten, 29,90 Euro.
Tonträger: Wilder Westen – heißer Orient, Karl-May-Filmmusik von 1936–1968, Begleittext von Karl-Heinz Becker, 8 CDs mit einem 196-seitigen Buch, Bear Familiy Records, Hambergen 2001, 169,90 Euro.
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