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Massenentlassung in Klinik angekündigtHiobsbotschaft im Advent

Die private Schön-Gruppe ist angetreten, um die Rendsburger Kreisklinik in Schleswig-Holstein zu retten. Doch nun fliegen massenweise Angestellte raus.

Sollen ausgelagert werden: Reinigungskräfte im Krankenhaus Foto: Thomas Koehler/Photothek/imago

Rendsburg taz | Patient:innen, die ins Rendsburger Krankenhaus kommen, bemerken vermutlich nichts Ungewöhnliches: Im Foyer sitzen Wartende, Personal in blauen oder grünen Kasacks eilt vorbei. Aber hinter den Kulissen brodelt es, weiß Nico Wick­leder, der als Gewerkschaftssekretär der Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di für die Rendsburger Klinik und das dazugehörige Haus in Eckernförde zuständig ist. „Die Stimmung ist aufgewühlt, explosiv und emotional“, sagt er. Vor Kurzem hat die Geschäftsführung in einer Betriebsversammlung eine Massenentlassung angekündigt, noch vor Weihnachten werden die Schreiben verschickt.

Das ist ein Schock für die Belegschaft, schließlich war die private Schön-Gruppe mal angetreten, um die bis dahin kommunalen Imland-Kliniken zu retten. Am Donnerstag befasste sich der Sozialausschuss des Kieler Landtags mit der Lage. Ein Vertreter der Schön-Gruppe war eingeladen, erschien aber nicht. Das Thema bleibt damit auf der politischen Tagesordnung.

Sie selbst sei nicht betroffen, sagt eine Pflegekraft in Rendsburg: „Es heißt, wer am Patienten arbeitet, bleibt.“ Aber rund 250 Beschäftigte im Reinigungsdienst und in anderen Servicebereichen wie Catering, IT oder Buchhaltung werden ihre Jobs verlieren, berichtet Gewerkschafter Wickleder: „Viele sind seit Jahrzehnten im Haus.“

Die Hiobsbotschaft verkündete der Vorstandsvorsitzende der Schön-Gruppe, Mate Ivančić, bei einer Betriebsversammlung. Demnach sollen die Aufgaben künftig von externen Dienstleistern oder der Schön-Holding übernommen werden. „Wir hören aber, dass die Personen, die jetzt entlassen werden, gefragt werden, ob sie künftig in der Holding arbeiten wollen“, sagt Gewerkschafter Wickleder.

Gewerkschaft spricht von Lohndumping

Für ihn steht dahinter Lohndumping. Solange die Krankenhäuser dem Kreis gehörten, galt für die Beschäftigten der Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes. Beim Wechsel in die private Holding würden die Betroffenen niedriger eingestuft werden und vermutlich auch weitere Leistungen einbüßen, befürchtet Wickleder.

„Jetzt ist leider genau das eingetreten, vor dem wir als SPD im Vorfeld der Privatisierung der Imland-Kliniken gewarnt hatten“, sagt Birte Pauls, SPD-Gesundheitsexpertin der Landtagsfraktion. Dass die Beschäftigten die Kündigungsnachricht ausgerechnet zur Adventszeit überreicht bekämen, sei bitter. Sowohl SPD als auch FDP beantragten einen Bericht zur Lage der Kliniken im Sozialausschuss des Landtags.

Dass weder Ivančić noch ein anderer Klinik-Vertreter zur Sitzung erschien, „ärgert mich“, sagte Heiner Garg (FDP). Die Schön-Gruppe habe Landesmittel für Investitionen in die Standorte erhalten und müsse „Rede und Antwort stehen“. Er erinnerte an die Vorgeschichte des Verkaufs: „Vor einem Jahr wurde das Städtische Krankenhaus als Interessent aus dem Rennen geworfen mit einer hohen Kaufsumme und einem medizinischen Konzept, das bis heute nicht umgesetzt wurde.“ Fraglich sei, ob der Kreis Rendsburg-Eckernförde sich mit dem heutigen Wissen so entschieden hätte.

CDU sieht Ruf des Hauses in Gefahr

Während Gesundheitsstaatssekretär Oliver Grundei (CDU) das Recht eines privaten Trägers auf wirtschaftliche Entscheidungen verteidigte, sorgte sich Pauls um den Ruf des Hauses: „Wer heute so mit Beschäftigten umgeht, riskiert, dass auch andere Spezialisten abwandern.“ Auch der beste Chirurg nütze nichts, wenn die Technik nicht funktioniere oder der OP-Saal nicht sauber sei.

Die Imland-Klinik des Kreises war seit mehreren Jahren in wirtschaftlichen Schwierigkeiten und rutschte, wie viele ähnliche Häuser, während der Coronazeit in die roten Zahlen. Der Kreis entwarf verschiedene Szenarien. Alle Modelle hätten die Schließungen oder Verlagerung einiger Stationen zur Folge gehabt, gestritten wurde besonders um die Geburtsstation in Eckernförde. Auch unter der Leitung des Kreises wären Stellen abgebaut worden. Allerdings wären wohl keine ganzen Bereiche outgesourct worden.

Bei der Übernahme der Imland-Klinik sei vieles versprochen worden, sagt Gewerkschafter Nico Wickleder

Die Pläne scheiterten im Herbst 2022 an einem Bürger­entscheid, der den Erhalt beider Standorte ohne Änderungen vorsah. Im Dezember 2022 lehnte der Krankenhausausschuss des Landes dieses Konzept ab, es sei nicht umsetzbar. In der Folge begannen die Verhandlungen über einen Verkauf. Zunächst hatte das Städtische Krankenhaus Kiel Interesse. Der Zuschlag ging dann aber an die Schön-Klinik-Gruppe mit Hauptsitz in München. Sie betreibt laut ihrer Homepage bundesweit und in Großbritannien 17 Kliniken und 34 ambulanten und tagesklinischen Einrichtungen mit rund 14.300 Beschäftigten.

Bei der Übernahme der Imland-Klinik sei vieles versprochen worden, sagt Gewerkschafter Wickleder. „Wir sehen heute, dass nichts davon umgesetzt wurde.“ Den Beschäftigten, denen nun die Kündigung droht, rät er, nicht zu schnell zu unterschreiben. Es könnte noch einiges passieren, und durch Verhandlungen seien oft bessere Ergebnisse zu erzielen.

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2 Kommentare

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  • Was für eine Überraschung. Investoren sollen ein defizitäres Krankenhaus retten ohne irgendwie Kosten zu sparen. Ich bin mir unsicher. Ist der Mann nun komplett inkompetent oder ist das nur so ein strategisches Polit-Bashing wider besseres Wissen? Mein Gefühl geht in Richtung : irgendwie Beides

  • Was für ein Hohn. Vor allem für die Politik, die nichts gewusst haben will. Dabei ist das Prinzip in allen privatisierten Kliniken dasselbe: die nicht in der Pflege arbeiten, gefeuert, um sie dann zu Dumpinglöhnen wieder anzustellen. Verdi sollte nicht jammern, sondern die Klinik massiv bestreiken. Nicht nur diese Klinik, sondern alle Schön-Kliniken.