Marokkos neuer Premier: Erstmals ein Islamist an der Spitze
Der gemäßigte Islamist Abdelilah Benkirane wurde vom König zum neuen Ministerpräsident ernannt. Er hat angekündigt, eine Koalitionsregierung zu bilden.
RABAT dpa | Marokkos König Mohammed VI. hat den gemäßigten Islamisten Abdelilah Benkirane zum neuen Ministerpräsidenten ernannt. Wie die staatliche Nachrichtenagentur MAP meldete, hatte der Monarch am Dienstag den 57-jährigen Sieger der vorgezogenen Parlamentswahlen in der Kleinstadt Midelt im Zentrum des Landes empfangen und mit der Bildung einer Regierung beauftragt.
Damit hat Marokko erstmals in seiner Geschichte einen islamistischen Ministerpräsidenten.
Benkirane hatte mit seiner Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung (PJD) am Freitag die meisten Sitze im Parlament gewonnen. Damit war der König nach der Verfassung verpflichtet, den neuen Premier aus den Reihen der gemäßigt-islamistischen Partei zu ernennen.
Der neue Regierungschef hatte nach seinem Wahlerfolg angekündigt, eine Koalitionsregierung bilden zu wollen. Er sprach sich für ein Bündnis unter anderem mit der konservativ-nationalistischen Unabhängigkeitspartei (Istiqlal) des bisherigen Ministerpräsidenten Abbas al-Fassi und den Sozialisten (USFP) aus. Die PJD verfügt über 107 der insgesamt 395 Sitze im Parlament.
Leser*innenkommentare
T.V.
Gast
Wenn ein Islamist für Islamismus steht, steht dann ein Christ für.. Chrismus?
Merkwürdige Welt wo seit 10 Jahren jeder Muslim gern Islamist genannt wird.
Daniel Preissler
Gast
@ mirko
Da mag was dran sein. Wir reden hier aber über Marokko. Das ist Maghreb.
Kai_2011
Gast
Was regen wir uns auf? In anderen Staaten haben wir christliche Fundamentalisten in höchsten und allerhöchsten Staatsämtern. Sie haben für den Weltfrieden nicht unbedingt immer den größten Beitrag geleistet. In souveränen Staaten ist wichtig, was das Volk wünscht, nicht das, was andere Staaten gerne hätten. So läuft es eben in einer Demokratie! Antwort schreiben
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Celsus
Gast
Es ist ein Widerspruch in sich. Gemäßigt und Isalamist erscheint mir nicht möglich. Europa muss wohl doch etwas gelassener damit umgehen, wenn religiöse Menschen an die Spitze eines Staates gewählt werden - eben auch wenn es sich dabei um Moslems und mal nicht wie in Deutschland um Christen handelt.
Das ist aus meiner Sicht einfach eine Frage dessen, wie da am besten konstruktiv mit der Situation umgegangen werden kann. Es kann nicht sein, dass Europa aus Angst um angeblich falsche Wahlergebnisse dann die Demokratie in diesen Ländern innerlich ablehnt und vielleicht sogar aktiv dagegen unter Ausschluss der Öffentlichkeit vorgeht.
Genervter
Gast
(Liebe) taz, könnt ihr nicht ENDLICH mal mit diesem dummen Geschwurbel vom "gemäßigten Islamisten" aufhören? Ich weiß, dass es für euch echt schwer sein muss, aber damit erreicht man nur das es demnächst "gemäßigte Neonazis" gibt. Und diese Idioten hätten, solange sie niemanden angehen, irgendwie auch noch Recht. Das kann´s ja wohl nicht sein.
Eva
Gast
Wieso ist jemand, der gemäßigt ist, ein Islamist? Er ist dann doch einfach ein Muslim. "Islamist" habe ich als Definition von Radikalität verstanden. Islamisten in diesem gemäßigten Sinne dürften breiteste Bevölkerungskreise zwischen Istanbul und Timbuktu sein.
Gerd
Gast
Gemäßigter Islamist? Was ist denn das für eine Aussage, es gibt ja auch keine gemäßigten Nazis. Entweder Benkirane ist Islamist oder nicht.
Mirko
Gast
Ein "gemäßigter Islamist" im Nahen Osten ist genause glaubwürdig wie ein unpatriotischer Republikaner in den USA.