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„Mansplaining“-Video auf FacebookBaby, ich erklär dir die Welt

Bei Facebook macht ein Video über „Mansplaining“ die Runde – über die männliche Unart, Frauen ungefragt die Welt zu erklären.

Gab es schon in der Steinzeit und da gehören sie auch hin: männliche Klugscheißer Foto: photocase/thetank

Bei Facebook hat niemand die Trending Topics manipuliert. Facebook dementiert damit eine entsprechende Meldung der Website Gozmodo. Der Vorwurf eines anonymen ehemaligen Mitarbeiters des Facebook-Trending-Topics-Teams: Die Trends, die von Facebook benannt werden, würden nicht anhand von Popularität ausgewählt werden, wie das Unternehmen propagiert.

Stattdessen entscheide ein News-Kurator völlig subjektiv über die Auswahl. Vor allem Meldungen aus dem konservativen politischen Lager sollen so unterschlagen worden sein. Womöglich zugunsten eher linker Themen?

Grund, an dieser Erklärung von Facebook zu zweifeln, gibt ein Video der US-Medienplattform ATTN über „Mansplaining“. Das Video trendet nämlich gerade wie verrückt – aus feministischer Sicht ausgesprochen wünschenswert.

Was Mansplaining ist? Es meint die männliche Unart, Frauen ständig ungefragt die Welt zu erklären – meist in epischer Länge und paternalistischem Ton. Nach dem Motto: ‚Schön, dass du dich auch dafür interessierst, aber jetzt hör mir mal zu, weil ich weiß wirklich Bescheid.‘

Dass es dafür schon lange einen Fachbegriff gibt, macht es vollgequatschten Frauen leichter, sich zu wehren, indem sie die Bevormundung benennen. Dass nun auch männliche Facebook-Nutzer das Video teilen und so ein unbeeinflusster Trend entsteht, ist unwahrscheinlich. Viel wahrscheinlicher ist, dass eine schlecht bezahlte Studentin aus dem Facebook-Trending-Topics-Team dahintersteckt. Das könnte Facebook ruhig zugeben. Dann fänden wir es ausnahmsweise mal gut.

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8 Kommentare

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  • Ich denke, der Begriff "Mansplaining" wurde hier unzureichend definiert. Er wird viel zu weit gefasst.

     

    Mein "Mansplaining" nicht vor allem ein relativierendes "Erklären" speziell als Antwort auf anti-diskriminierende Aussagen oder Tätigkeiten?

     

    So wie es hier beschrieben wurde, wird der ganze Begriff "durch den Kakao gezogen", indem er als völlig unvernünftig und pauschalisierend dasteht.

     

    (Wer es besonders zynisch liest, könnte gar eine Art von "Lob für Ignoranz" darin sehen.)

  • Liebe Feministen: Hört bitte endlich auf, uns die Welt erklären zu wollen.

  • "Das Video trendet nämlich gerade wie verrückt – aus feministischer Sicht ausgesprochen wünschenswert."

     

    Mit solchen Sätzen sollte frau vorsichtig sein. Sie könnten als demaskierend aufgefasst werden: Sind Feministen wirklich nicht mehr als misandrische Chauvis?

     

    Ich weiß jedenfalls nicht, warum der Erfolg so eines Lästerfilmchens, das nicht mehr und nicht weniger tut, als sich hämisch über ein Geschlechterklischee auszubreiten, irgendwas für die Gleichberechtigung bewirken soll. Man würde ja auch Filme über angeblich typisch weibliche Schwächen (Schuhfetisch, Einparken, Lästern, die Überheblichkeit, abweichende Gewohnheiten oder Interessen des anderen Geschlechts stets als "Unart" zu bezeichnen etc.) richtigerweise nur als blöde, sexistische Meinungsmache auf Stammtischniveau bezeichnen, oder?

     

    Aber gut, dann mit barer Münze zurück:

    Mädels. Wir hören uns doch auch an, wenn Ihr uns mal wieder die neuesten Entwicklungen der hochkomplexen sozialen (und vielleicht auch - Zwinker - mehr-als-sozialen) Beziehungsgeflechte Eurer für uns hochgradig uninteressanten Kollegen auseinanderlegt - und lachen Euch nicht dafür aus, dass Ihr das für mitteilenswert erachtet. Der Unterschied zum Welterklären ist, dass wir es wunderbar verknusen können, wenn Euch das Erklärte egal ist und Ihr Euch nichts davon merkt (damit wir Euch das alles bei nächster Gelegenheit NOCHMAL erklären können). Ihr dagegen macht uns die Hölle heiß, wenn wir in unseren Bemühungen, uns Euren ganzen Salbader zu merken, das eine oder andere pikante Detail doch von der Schippe hopsen lassen haben, weil derartige Gleichgültigkeit ein persönlicher Affront ist.

    Ich weiß nicht, was übergriffiger bzw. tyrannischer ist...

  • Das Blöde an vermeintlichen "Fachbegriff[en]" ist, dass sie in ungeeigneten Händen bzw. Mündern mehr Verwirrung stiften als sie erklären.

     

    Nein, "Mansplaining" meint keine "männliche Unart", sondern eine allgemein menschliche (mankind = Menschheit). Wenn überhaupt. Das Erklären (explaining) ist schließlich Teil unserer Natur. Würden Menschen nicht seit Jahrtausenden auch ungefragt die Welt erklären (ihren Kindern beispielsweise, die zu Beginn ihrer Menschwerdung noch gar nicht wissen wie man danach fragt), wären sie womöglich bereits ausgestorben. Zumindest wären sie keine Menschen im herkömmlichen Sinne.

     

    Eine Unart wird aus dem Erklären erst, wenn die Idee des Eltern-Kind-Gefälles unbegründet auf die Kommunikation zwischen (annähernd) gleichaltrigen Nicht-Familienmitgliedern übertragen wird - und zu allem Überfluss ein Machtanspruch damit verbunden. Dann verkehrt es sich nämlich ins Gegenteil. Wenn aus dem Erklären ein Bevormunden wird, gehen die Jalousien zu. Es ergibt dann keinen Sinn mehr und verkommt zum reinen Machtkampf.

     

    Für dieses Phänomen gibt es im Übrigen schon ziemlich lange sehr viel passendere Wort in der englischen Sprache. Patronizing, beispielsweise, oder domineering. Die kommen sogar ohne das irreführende "man" aus. Ich schlage also vor, wir verwenden erst einmal das, was wir bereits haben, um uns miteinander zu verständigen. Einen überflüssigen und zudem irreführenden neuen Begriff (sog. Neusprech) in den Sprachmarkt zu drücken, ist nämlich auch "mansplaining". Es zeigt im Grunde bloß, dass jeder Platz im Egoisten-Himmel, den ein klüger werdender Mann freiwillig räumt, umgehend von einer Frau eingenommen wird, die noch nicht aus Erfahrung klug geworden ist. In sofern könnte mensch versucht sein, es für entschieden kindisch zu halten – und mit Erklärungen darauf zu reagieren.

  • Mir hams geschafft.

     

    Denn, wenn das Thema ausserhalb des Kaffeekränzchens / Stammtisches wichtig wird, dann sind wohl alle wichtigen Probleme gelöst.

  • Es gibt Männer die sich für ein Thema wenig interessieren und höchtens glauben Bescheid zu wissen, und es gibt Frauen bei denen das genauso ist. Nun gibt es Männer die sich gerne tiefer mit einem Thema beschäftigen, und es gibt Frauen die das machen.

     

    Mit meinen bescheidenen 45 Jahren Erfahrung in verschiedenen Bereichen (momentan in einem Betrieb mit 90% Frauenquote gesamt, und 50% in der Chefetage) wage ich zu behaupten, daß das Interessenspektrum im Allgemeinen, und für das direkte und nebenläufige Arbeitsumfeld bei Männern wesentlich höher ist. Der Blick über den Tellerrand wird gerne gemacht. Bei Frauen ist der Anteil deutlich geringer. Und darum erkläre ich jeden Tag meinen Kolleginnen ihre Arbeitswelt. Weil das Interesse fehlt.

     

    Repräsentativ? Kaum. Sind nur 50-60 Kolleginnen verschiedener (Aus-)Bildung und unterschiedlichem Alter.

     

    Mein privates Umfeld erwähne ich lieber nicht mal......

    • @F. Tee:

      Quod erat demonstrandum - Grade zum xten mal in den letzten Jahren die selbe Tonerkartusche beim selben Drucker für eine der normalerweise sitzenden Mitarbeiterinen gewechselt.

      Interesse wie es geht? Nö.

      Zuhören wenn mans erklärt? Nö.

      Drüber nachdenken wie blöd das ist für einen einfachen Handgriff jemanden zu fragen? Nö.

       

      Also entweder stinkefaul, oder interesselos. Blödheit schliesse ich einfach mal aus. Und dann wundert ihr euch warum wir davon ausgehen euch die Welt erklären zu müssen? ;)

  • Die meisten Männer erklären nicht nur gerne, sondern lassen sich auch gerne Dinge erklären - schließlich könnte man ja etwas neues lernen. Viele Frauen übrigens auch. Hinter dem ganzen "Mansplaining" scheint mir eher eine kleine Gruppe von Frauen zu stehen, die meinen schon alles zu wissen und nicht daran erinnert werden möchten, dass andere vielleicht mehr Ahnung haben - am allerwenigsten Männer.