Man sollte den Werder-Ultras danken: Undankbare Polizei
Die Polizei ermittelt gegen einen Teil von Werder Bremens Ultras – wegen einer Choreo. Die Ultras und das Fan-Projekt kritisieren das und haben Recht damit.
Als „öffentliche Aufforderung zu Straftaten“ und „gewaltverherrlichend“ hat die Polizei Bremen eine Choreografie von linken Werder-Ultras interpretiert – und Anzeige erstattet. Sie sammelt derzeit Beweise, um diesen Anfangsverdacht zu bekräftigen, wie die Staatsanwaltschaft bestätigte. Die Innenbehörde ist zudem von der Genehmigung des Banners durch den Bremer Klub „irritiert“.
Dabei hatte die antifaschistische Gruppe Cercle d’Amis (CDA) während ihrer Choreo eigentlich nur ein Logo gezeigt, das schon seit Jahren in der Ostkurve des Fußball-Bundesligisten Werder präsent ist: Eine maskierte Person mit einer Zwille, die in den Himmel zielt. Diesmal auf einer Höhe von 20 Metern und mit den Sprüchen: „Resist to exist“ und „15 Jahre Antifa-Ultras“. Dazu ordnete ein Flugblatt Gruppe und Logo historisch ein.
Statt gegen sie zu ermitteln, sollten Innenbehörde und Polizei der Ultra-Gruppe dankbar sein: Denn sie sorgt seit 2002 dafür, dass Hass und Gewalt in Bremens Ostkurve wenig Platz haben. Als sie sich gründeten, waren nicht Linke, sondern überwiegend Nazis in der Ostkurve spür- und hörbar. Rechte Hooligans der „Standarte“ pöbelten und prügelten gegen alles, was nicht deutschnational und heteronormativ war, gern mit Gesängen bis zur Volksverhetzung: „Wir bauen eine U-Bahn von Hamburg bis nach Auschwitz“ sangen 50 Hooligans in der Ostkurve einmal, wie sich ein Mitglied des CDA im taz-Interview erinnert. Die Vorwürfe der Polizei seien „lächerlich“.
Als sich die CDA gründete, solidarisierte sich die Ostkurve mit den linken Fans und es entstanden weitere antifaschistische Ultra-Gruppen. Kein Wunder also, dass das Logo auch für das Fanprojekt „nichts mit Gewalt zu tun“ hat: „Es ist eine bildlich-symbolische Darstellung des Widerstands gegen damals in der Kurve aktive Nazis“, sagt Thomas Hafke vom Fan-Projekt Bremen. Ähnlich begründete Werder Bremen die Genehmigung der Choreo. Der CDA stehe für eine klare Haltung gegen Rassismus, Antisemitismus, Sexismus und Homophobie.
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