Malis Putschregierung holt Verstärkung: Russische Söldner sollen nach Mali
Malis Putschregierung schließt Vertrag mit privatem russischen Sicherheitsunternehmen „Wagner-Gruppe“. Frankreichs Regierung ist empört.
Es heißt, dass die Wagner-Gruppe für ihre Dienstleistungen monatlich umgerechnet gut 9,1 Millionen Euro erhalten soll. Darüber hinaus sollten die Söldner malisches Militär ausbilden und hochrangige Beamte schützen.
Für die malische Seite sollen Übergangspräsident Assimi Goïta und Verteidigungsminister Sadio Camara das Abkommen unterzeichnen. Sie gehören zu den Anführern des Putsches vom August 2020, bei dem Präsident Ibrahim Boubacar Keïta abgesetzt wurde. Im Mai ließ Goïta Übergangspräsident Bah Ndaw absetzen und übernahm das Amt.
Frankreich hat mit Empörung auf das Vorhaben reagiert. Bemühungen im Antiterrorkampf würden untergraben, sagte Verteidigungsministerin Florence Parly. Außenminister Jean-Yves Le Drian sagte vor dem Auswärtigen Ausschuss der Nationalversammlung: „Ein Eingreifen einer solchen Gruppe in Mali wäre mit unserer Präsenz nicht vereinbar.“ Bei der Wagner-Gruppe handele es sich um Milizen. Die Ex-Kolonialmacht ist im Rahmen der Mission Barkhane mit 5.100 Soldat*innen im Land präsent. Bis 2023 soll sie halbiert werden. In Malis Hauptstadt Bamako gab es mehrfach Proteste gegen die französische Präsenz.
Russland umwirbt den Kontinent
Russland versucht seit geraumer Zeit, seinen Einfluss in Afrika zu verstärken. Mit dem Ende das Kalten Krieges war dieser merklich zurückgegangen. Auf militärischer Ebene kam Ende August ein Abkommen mit Nigeria zustande. Unter anderem soll Ausrüstung geliefert und Armeepersonal ausgebildet werden. Das Stockholmer Institut für Friedensforschung (Sipri) schätzt, dass von 2016 bis 2020 18 Prozent der russischen Waffenexporte nach Afrika gingen. Zunehmend sind es auch Söldner, denen schwere Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen werden. Nach Einschätzung der UNO haben sie diese in der Zentralafrikanischen Republik begangen. Private russische Sicherheitsfirmen gelten als Schattenarmee Russlands.
Auch offiziell umwirbt Russland den Kontinent. 2019 hatte Präsident Wladimir Putin zum ersten Russland-Afrika-Gipfel nach Sotschi geladen und gesagt: Russland wolle sich nicht an der Aufteilung des Reichtums beteiligen, sondern in einen Wettbewerb um die Zusammenarbeit mit Afrika eintreten. Im Frühjahr hatte Moskau 300 Millionen Dosen des Impfstoffs Sputnik zugesagt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
Spiegel-Kolumnist über Zukunft
„Langfristig ist doch alles super“
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Slowakischer Regierungschef bei Putin im Kreml
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands
Fortschrittsinfluencer über Zuversicht
„Es setzt sich durch, wer die bessere Geschichte hat“