„Magic Mike: The Last Dance“: Das Sixpack zieht noch immer
Lust an glatten Oberflächen: Mit „Magic Mike: The Last Dance“ setzt Steven Soderbergh seine Erfolgsserie über einen männlichen Stripper fort.
Ein Film über männliche Stripper. Vor elf Jahren hörte sich dieses Konzept wie das potenzielle Ende einer Karriere an, inzwischen ist es eine Industrie: Der erste „Magic Mike“-Film spielte 2012 ein Vielfaches seines winzigen Budgets ein, auch die Fortsetzung „Magic Mike XXL“ war ein Hit. Eine Bühnenshow in Las Vegas, London und kurze Zeit auch in Berlin folgte, ein Broadway-Musical ist in Planung, warum also nicht noch einen Film drehen, da kann doch kaum etwas schiefgehen?
„Magic Mike – The Last Dance“. Regie: Steven Soderbergh. Mit Channing Tatum, Salma Hayek Pinault u. a. USA 2022, 112 Min.
Zumal mit Steven Soderbergh der Regisseur des Originals wieder mit an Bord ist, einer der vielseitigsten Filmemacher Hollywoods, der geschickt zwischen teuren Mainstream-Filmen und stilistisch und erzählerisch ambitionierten Independent-Filmen wechselt, aber auch mal einen teuren Flop wie zuletzt den Neo-Noir „No Sudden Move“ dreht.
Was wiederum dazu geführt haben könnte, dass er zur bewährten „Magic Mike“-Reihe zurückkehrt, denn kaum jemand versteht das Hollywood-Geschäft so sehr wie Soderbergh und er weiß: Nach einem Flop sollte ein Hit folgen.
Eine Auftragsarbeit ist „Magic Mike – The Last Dance“ also, eine Variation bekannter Motive, eine möglichst sichere Sache. Erneut spielt Channing Tatum den Stripper Mike, der inzwischen das Metier gewechselt hat und sich als Kellner durchschlägt.
Ein Job bei der frisch geschiedenen Maxandra Mendoza (Salma Hayek Pinault) führt zu einem teuer bezahlten Lapdance, der wiederum zu einer Idee führt: In London hat Maxandra als Abfindung für die Trennung von ihrem millionenschweren Gatten ein renommiertes Theater übernommen, ausgerechnet im ehrwürdigen West End. Ein konservatives, gediegenes Haus, und hier soll Mike nun eine Stripshow auf die Bühne bringen, den titelgebenden letzten Tanz von Magic Mike.
Tanz mit Knieschonern
Das ist – gelinde gesagt – eine mehr als dünne Handlung, die zudem bemerkenswert frei von Konflikten abgespult wird. In vielerlei Hinsicht wirkt „Magic Mike – The Last Dance“ wie eine typische Fortsetzung: Möglichst wenig am bekannten und erfolgreichen Konzept ändern, sich ganz auf den oder die Hauptdarsteller verlassen und regelmäßig vermeintliche Höhepunkte einbauen, was hier bedeutet: Tanzszenen.
Doch ausgerechnet bei diesen hapert es gewaltig: Hauptdarsteller Channing Tatum ist inzwischen über 40, hat zwar noch beeindruckende Bauchmuskeln, doch ohne Knieschoner rutscht er nicht mehr über die Bühne.
Glatte Typen ohne Ecken und Kanten
Dass die ihn umgebenden Tänzer zudem weitestgehend austauschbare Typen sind und kaum als interessante Charaktere bezeichnet werden können, macht die Sache nicht besser. Lebte das Original noch von seiner reichen Figurenzeichnung, besonders dem von Matthew McConaughey gespielten Dallas, sind hier glatte Typen ohne Ecken und Kanten zu sehen, die in Momenten hübsch tanzen, aber nie die Verruchtheit des Originals erreichen.
Die Lust an glatten Oberflächen, beeindruckenden Häusern, teuren Clubs und schönen Gesichtern zieht sich durch Soderberghs Œuvre und kontrastiert in seinen besten Filmen mit scharfen Beobachtungen über die Strukturen des Kapitalismus. Kaufen und sich verkaufen, heißt es da oft, seine Talente nutzen, egal in welchem Bereich sie liegen, was bei Soderbergh oft betrügerische Machenschaften bedeutet – oder eben Strippen. Oder Filmemachen.
Seit seinem Debüt „Sex, Lügen und Video“ vor über 30 Jahren hat Soderbergh praktisch jedes Jahr einen Spielfilm gedreht, war meist auch sein eigener Kameramann und für den Schnitt verantwortlich. Kaum jemand in Hollywood hat mehr filmische Souveränität, komponiert so lässige Bilder wie Soderbergh, eine Qualität, die selbst bei einem inhaltlich so dünnen Film wie dieser späten Fortsetzung zu spüren ist.
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