Männer beim Synchronschwimmen vermisst: Weiter warten auf die Premiere
Im Synchronschwimmen sind Männer erstmals bei den Olympischen Spielen erlaubt, aber nicht dabei. Es braucht wohl eine Männerquote.

Offenheit lässt sich nicht verordnen. Als das Internationale Olympische Komitee im Jahr 2022 beschloss, auch Männer zum Synchronschwimmen zuzulassen, sprach es von einer „bahnbrechenden Neuerung“. Das Problem ist nur, dass in Paris keiner der 96 zu vergebenden Startplätze mit einem Mann besetzt wurde.
Der Weltschwimmverband World Aquatics drückte nun etwas hilflos seine tiefe Enttäuschung darüber aus. In einer Stellungnahme hieß es: „Dies hätte ein entscheidender Moment für den Sport sein sollen.“ Der Verband sei sich zwar bewusst, dass der 18-monatige Vorlauf seit der Zulassung von Männern etwas knapp gewesen sei, doch habe man die Hoffnung gehabt, dass es einigen gelingen würde, dabei zu sein.
Diese Hoffnung stellt sich in der Praxis als naiv heraus. Selbst die besten männlichen Synchronschwimmer können mit den Frauen noch nicht mithalten. Sie sind in der Mehrzahl Quereinsteiger, haben einen großen Entwicklungsrückstand und dadurch Probleme, in den Förderstrukturen Berücksichtigung zu finden.
Auf diese Umstände wies die Bundestrainerin Stephanie Marx im Verbandsmagazin Swim & More hin. Ein weiteres Problem seien die Wertungsrichter. Bei den Teamwettbewerben würden einzelne Männer besondere Aufmerksamkeit auf sich ziehen und so deren Fehler besonderes Gewicht bekommen. Das erhöhe die Gefahr des Punktabzugs.
Exotisches Feld der Männerdiskriminierung
Seit der olympischen Premiere 1984 in Los Angeles ist dieser anmutige Wassertanzsport zu Musik ein reines Frauending. Nur in den Anfängen zu Beginn des 20. Jahrhunderts mischten noch männliche Synchronschwimmer mit.
Ausgrenzung von Geschlechtern aber, egal in welche Richtung, das passt nicht zur Vision des offenen Sports, die das IOC in den vergangenen Jahren verstärkt nach außen trägt. Nun müssen sich die Verantwortlichen mit dem exotischen Feld der Männerdiskriminierung ernsthafter befassen, wenn sie denn wirklich Veränderungen wollen. Eigentlich müsste man sich nur bekannter Instrumente bedienen, die bei der Förderung von Frauen in Männerdomänen ab und an zur Anwendung gebracht werden.
Eine Männerquote im Mannschaftswettbewerb für die Olympischen Sommerspiele im Jahre 2028 in Los Angeles oder die Einführung eines Mixed-Wettbewerbs wäre schon mal ein erster Schritt.
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