Machtwechsel in Gambia: Mit langem Anlauf zum Abtritt
Yahya Jammeh ist abgewählt, geht aber einfach nicht. Jetzt hat die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas das Ultimatum verlängert.
Die galt in der Hauptstadt Banjul allerdings schon als ein Zeichen dafür, dass Jammeh nun doch seinen Abgang vorbereitet und nur noch letzte Details vorbereiten will. Dazu sollten ihn am Freitagmittag der guineische Präsident Alpha Conde sowie sein mauretanischer Amtskollege Mohamed Ould Abdel Aziz antreiben. Wenige Stunden zuvor hatte sich Jammeh erneut uneinsichtig gezeigt. In der Nacht zu Freitag hatte er das noch verbleibende Kabinett entlassen und gab bekannt, nun selbst allen Ministerien vorzustehen. Zahlreiche Minister waren zu diesem Zeitpunkt aber schon längst aus Gambia in Richtung Senegal geflohen.
Mohamed Ould Abdel Aziz hatte bereits Mitte der Woche einen – allerdings erfolglosen – Verhandlungsversuch unternommen. Am frühen Nachmittag ist in Gambia mehrfach darüber spekuliert worden, dass Jammeh mit Conde möglicherweise noch im Laufe des Freitags nach Guinea aufbricht. Daher stammt auch der verstorbene Vater seiner Frau Zineb. Dorthin ins Asyl zu gehen könnte attraktiver als das Angebot aus Nigeria gewesen sein.
Das hat auch Adama Barrow, der am Donnerstagnachmittag seinen Amtseid als neuer Präsident leistete, offenbar am Freitagnachmittag auch vor Journalisten im Senegal gesagt. Vor einer Woche hatte er noch betont, Jammeh müsse weder ins Exil gehen, noch würde es in Gambia zu einer Strafverfolgung kommen.
In Gambia will niemand kämpfen
Mit den erneuten Verhandlungen ist auch die Militärintervention unterbrochen worden. Dabei hatte sich die Ecowas am Donnerstagabend entschlossen gezeigt, und die ersten senegalesischen Soldaten waren in das kleine Land mit den zwei Millionen Einwohner einmarschiert. Doch in Gambia will offenbar niemand kämpfen, was wohl auch zu einer weiteren Fristverlängerung geführt hat.
Bilder aus Gambia zeigen am Freitagnachmittag, dass die Straßen leergefegt sind und jeder auf Jammehs Entscheidung wartet. Die unklare Situation hat vielen Menschen aber auch Angst gemacht. 45.000 haben nach Angaben des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR) vorwiegend im Nachbarland Senegal Zuflucht gesucht.
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