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Machtübernahme in GabunDas Militär übernimmt

Vor einigen Tagen fanden im zentralafrikanischen Gabun Präsidentschaftswahlen statt. Nun erklärten Militärvertreter die Wahlen für ungültig.

Militärvertreter bei der Verkündung der Machtübernahme im Staatsfernsehen am 30. August 2023 Foto: GABON 24/ap/dpa

Dakar ap | Nur wenige Tage nach den Parlaments- und Präsidentschaftswahlen haben Vertreter des Militärs in Gabun im Staatsfernsehen die Übernahme der Macht in dem zentralafrikanischen Land verkündet. Ein Sprecher der Gruppe von etwa einem Dutzend Soldaten erklärte: „Wir bekräftigen unser Engagement für die Einhaltung der Verpflichtungen Gabuns gegenüber der nationalen und internationalen Gemeinschaft.“ Die Gruppe, die sich aus Vertretern der Gendarmerie, der Republikanischen Garde und anderen Teilen der Sicherheitskräfte zusammensetzte, erklärte die Präsidentschaftswahl für ungültig und rief die Bevölkerung auf, Ruhe zu bewahren.

Die gabunische Regierung hatte zuvor eine landesweite Ausgangssperre verkündet und am Samstagabend eine Internetsperre verhängt. Auch auf lokaler Ebene wurde am Wochenende gewählt. Präsident Ali Bongo Ondimba hatte sich um eine dritte Amtszeit beworben, die eine Ausweitung der 55-jährigen politischen Dynastie seiner Familie bedeuten würde. Der 64-Jährige kam nach dem Tod seines Vaters Omar Bongo, der das Land 41 Jahre lang regierte, an die Macht.

Seit der Rückkehr Gabuns zu einem Mehrparteiensystem im Jahr 1990 endete jede Wahl in Gewalt. Zusammenstöße zwischen Regierungstruppen und Demonstranten nach den Wahlen 2016 kosteten nach offiziellen Zahlen vier Menschen das Leben. Die Opposition schätzte die Zahl der Toten weit höher ein. In Erwartung neuerlicher Gewalt nach den jüngsten Wahlen hatten viele Menschen ihre Familien außerhalb der Hauptstadt Libreville besucht oder Gabun ganz verlassen. Andere legten Lebensmittelvorräte an oder trafen Sicherheitsvorkehrungen.

Das Land an der Atlantikküste ist reich an Bodenschätzen. Doch sind fast 40 Prozent der Gabunerinnen und Gabuner zwischen 15 und 20 Jahren nach Zahlen der Weltbank aus dem Jahr 2020 ohne Arbeit.

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