Machtmissbrauch: HU kündigt Dozenten
Nach Vorwürfen des Machtmissbrauchs hat die Humboldt-Universität nun einen Mitarbeiter entlassen. Dieser klagt gegen seine Entlassung.
Mitte Juli hatte das Kollektiv „Keine Uni für Täter“ die Vorwürfe gegen den Geschichtsdozenten öffentlich gemacht. Demnach soll der Hochschullehrer bereits seit mehr als 20 Jahren Studentinnen verbal sexuell belästigt haben. Kritisiert wurde auch die Universitätsleitung. Es heißt, sie habe davon gewusst, aber nicht gehandelt. Die Vorwürfe gegen den Dozenten sollen am Geschichtsinstitut ziemlich lange schon ein „offenes Geheimnis“ gewesen sein, schilderten Student*innen Ende Juli im Gespräch mit der taz.
Nach Bekanntwerden der Vorfälle veröffentlichten weitere Frauen ihre Erfahrungen aus den letzten zwei Jahrzehnten, die die Anschuldigungen gegen den Dozenten bestätigten. In der Folge legte die Universität fest, dass Studentinnen dessen Sprechstunden nur noch in Begleitung der Frauenbeauftragten besuchen dürfen. Die Maßnahme stieß auf heftige Kritik.
Als weitere Konsequenz stellte die Uni den Mitarbeiter Anfang August dann schließlich bis auf Weiteres frei. In einer internen Mail der Universitätsleitung an die Studierendenschaft hieß es, er werde im Wintersemester 2023/24 nicht unterrichten. Die außerordentliche Kündigung des Dozenten erfolgte nach Angaben der HU bereits vor gut zwei Wochen.
Disziplinarverfahren gegen Professor läuft
Der Dozent selbst äußerte sich bis zuletzt nicht zu den Vorwürfen. Die HU selbst teilt mit, dass er inzwischen gegen seine außerordentliche Entlassung geklagt habe. Zugleich forderte die Universitätsleitung alle Betroffenen auf, ihr weitere, bisher unbekannte Fälle von Fehlverhalten zu melden: „Nur so ist es möglich, zeitnah Ermittlungen zu konkreten Vorfällen einzuleiten und gegebenenfalls rechtliche Maßnahmen zu ergreifen.“
Neben dem Fall des wissenschaftlichen Mitarbeiters läuft an der HU im Zusammenhang mit Vorwürfen körperlich übergriffigen Verhaltens derzeit zusätzlich ein Disziplinarverfahren gegen einen Professor.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Stromversorgung im Krieg
Ukraine will Atomkraft um das Dreifache ausbauen
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Biden genehmigt Lieferung von Antipersonenminen
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja