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Machtkampf in der Fußball-BundesligaLodenkalle und die Gruppe der 15

Karl-Heinz Rummenigge hat hat einen neuen Klüngelklub für die Bundesliga gegründet. Mitmachen darf nur, wer sich dem FC Bayern unterordnet.

Boss: Karl-Heinz Rummenigge macht Ansagen Foto: Martin Meissner/ap

I deen einsammeln, Mitarbeitende motivieren, eigenständig nach Lösungen für Probleme zu suchen, und Feedback geben zu Vorschlägen, die gemacht werden, gehört zu den wichtigsten Aufgaben moderner Betriebsführung. Ideenmanagement wird das bisweilen genannt. Ideen auch aus Abteilungen, die in der Unternehmenshierarchie nicht ganz oben angesiedelt sind, Gehör zu verschaffen ist dabei eine der größten Aufgaben.

Verbesserungsvorschläge, die gemacht werden, nicht als Kritikasterei zu diskreditieren, sondern sie auch dann ernst zu nehmen, wenn sie keine Chance auf Umsetzung haben, das gehört zum Alltag zeitgemäßer Unternehmensführung. In der Fußballbundesliga ist man in dieser Hinsicht noch lange nicht so weit.

Wer da ein Diskussionspapier entwirft, um eine Neuverteilung der Einnahmen aus der Fernsehvermarktung anzuregen, dem wird erst einmal die Tür vor der Nase zugeschlagen. Und am Ende stellt sich ein Boss vom alten Schlage hin und wirft denen, die nichts weiter gemacht haben, als ein Positionspapier zu verfassen, vor, ihm den „Fehdehandschuh“ hingeworfen zu haben. Dieses Verhalten ist so gestrig, so undemokratisch und unsolidarisch, dass einem dazu nicht viel anderes einfällt als: typisch Fußball.

Der Boss in dieser Geschichte heiß Karl-Heinz Rummenigge, genannt Lodenkalle, und ist der Vorstandsvorsitzende der FC Bayern München AG. Seine Getreuen werden „G15“ genannt und niemand würde sich wundern, wenn Rummenigge glauben würde, dass seine Clique mindestens ebenso wichtig für die Welt wäre wie die G7-Staaten. 14 Bundesligisten und der Hamburger SV (sic!) gehören zu dieser Gruppe der 15.

Ausgesperrte Klubs

Die vier Bundesligisten aus Mainz, Augsburg, Stuttgart und Bielefeld bekamen keine Einladung. Die 10 Zweitligisten, die zusammen mit diesen 4 Klubs ein Positionspapier mit Anregungen zu einer anderen Verteilung von TV-Geldern erstellt haben, sind sowieso raus.

Sie haben getan, was ihnen offenbar nicht zusteht. Sie haben Ideen entwickelt. Einnahmen aus der internationalen TV-Vermarktung sollen mehr als bislang auch Zweitligisten zugutekommen. Außerdem sollen die sportlichen Ergebnisse nicht mehr so viel Einfluss auf den Verteilerschlüssel haben wie bis jetzt. Es geht um mehr als 4,6 Milliarden Euro für vier Spielzeiten, die da verteilt werden sollen. Klar ist, dass bei den Ideen, die im Raum stehen, die beiden Großklubs Bayern München und Borussia Dortmund anteilig weniger kassieren würden als bis dato. Klar ist auch, dass Rummenigge das nicht passt.

Und doch ist es erstaunlich, zu welchen Mitteln er greift, um jede Diskussion um einen neuen Verteilungsschlüssel für die TV-Einnahmen zu ersticken. Er schart die Manager ausgewählter Klubs um sich, um mit ihnen die Zukunft des deutschen Fußballs zu diskutieren. Beim ersten Treffen der neuen Herrscherriege im deutschen Fußball ist es dann angeblich gar nicht um die TV-Gelder gegangen. Glaubt man Rummenigge, habe man vor allem über den dauerkriselnden DFB gesprochen und beschlossen, sich hinter Verbandspräsident Fritz Keller zu scharen. Wer dem FC Bayern ans Geld will, der hat offenbar das Recht verwirkt, an der Diskussion über die Zukunft des deutschen Fußballs mitzuwirken. Man kann das als erpresserisch bezeichnen.

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Andreas Rüttenauer
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5 Kommentare

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  • Warum werden für die Fernsehrechte Gelder in dieser höhe bezahlt ? wegen Augsburg ? Mainz oder Bielefeld ?



    Nein, es sind die Erfolge des FC Bayern die den Markt entscheidend beeinflussen. Und selbst wenn man jetzt dem FC Bayern 50 Millionen wegnimmt und auf die anderen Vereine verteilt (1 und 2 Bundesliga) bekommt jeder Verein nicht mal 1,5 Millionen, ist bei den Summen im heutigen Fußball auch nicht gerade üppig.

    • @Günter Witte:

      Warum bekommen die Spieler und Vereine diese riesigen Summen ? Was machen die denn ?

      Pflegen die Kranke, backen die Brot, bringen die den Müll weg oder reparieren verstopfte Abflußrohre ?

      Nein, sie rennen mit aufgerissenen Mäulern über den Rasen und rotzen diesen voll !

      • @avatar4:

        Wenn wir nur die bezahlen die praktische Arbeit leisten, dann können wir sehr viele Berufe abschaffen.



        Weg mit den Künstlern, die reparieren auch keine Autos, Weg mit den Wissenschaftlern, die bauen kein Häuser, Weg mit Politikern, die nähen keine Kleidung, usw.



        Interessant wird erst wer dann entscheidet, wer gebraucht wird und wer nicht.

        • @Günter Witte:

          Ich sagte nicht weg mit Fußballern sondern fragte, warum diese für ihre Tätigkeit solche Summen erhalten.



          Künstler und Wissenschaftler sind i.m.o. sicher notwendiger als telegene Sportler.



          Und Niemand hat das Recht zu entscheiden wer gebraucht wird oder nicht !

  • Was füe ein widerliches, arrogantes Ar... wollte ich zuerst schreiben. Aber die Bosse dern anderen Klüngelrundenteilnehmer sind da keinen Deut besser und wahrscheinlich froh, sich hinter seinem Rücken verstecken zu können.