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MacKenzie Scott spendet ihr Amazon-Geld4 Milliarden Dollar verschenkt

MacKenzie Scott ist die zweitreichste Frau der Welt und will schrittweise ihr gesamtes Vermögen spenden: an NGOs, Hochschulen und Essensausgaben.

Sie sorgt derzeit für einen Geldregen bei Organisationen: MacKenzie Scott auf einem Foto 2018 Foto: Hilse/imago

Ruth Simmons, die Präsidentin der Prairie View A&M University in Texas, war sprachlos vor Überraschung: Per Telefon hatte man ihr angekündigt, dass ihre Hochschule eine Spende von 50 Millionen Dollar erhalten sollte. „Ja, fünf-null“, hatte die Stimme am anderen Ende bestätigt. Es war die größte Summe, die die Universität mit ihren 9.000 Studierenden je erhalten hatte.

A&M ist eine der Historischen Schwarzen Colleges und Universitäten in den USA, die 1876 nach dem Bürgerkrieg gegründet worden waren und Schwarzen eine Hochschulausbildung boten – anderswo blieb Schwarzen der Zugang zu Universitäten bis in die 1960er Jahre verwehrt.

35 weitere Colleges erhielten ebenfalls großzügige Zuwendungen. Zunächst war unklar, wer hinter den Spenden steckte. Jetzt outete sich die Mäzenin: MacKenzie Scott heißt sie. Scott war 25 Jahre lang mit dem Amazon-Gründer Jeff Bezos verheiratet und ist heute die zweitreichste Frau der Welt. Den Amazon-Geldern hängt ein mieser Ruf an, schließlich ruiniert das Unternehmen den Einzelhandel, beutet seine Beschäftigten aus und kontrolliert sie.

Die heute 50-jährige Scott hatte früher schon anderes im Sinn: Sie studierte bei Toni Morrison Kreatives Schreiben und veröffentlichte zwei Romane. Für den ersten – „The Testing of Luther Albright“ – erhielt sie 2006 den American Book Award.

MacKenzie Scott erhielt 38 Milliarden US-Dollar von Bezos

Im Juli 2019 ließ sich MacKenzie Scott dann von Jeff Bezos scheiden, und sie handelte ihm eine schmerzhafte Abfindung ab: 38 Milliarden Dollar musste Bezos herausrücken. Scott entschied sich, den größten Teil dieser Summe sinnvollen Zwecken zuzuführen und suchte sich ein Team, das würdige Empfänger ermitteln sollte. Der Leitgedanke war, wie Scott schrieb: „Die Pandemie hat wie eine Abrissbirne in die Leben vieler Amerikaner*innen eingeschlagen, die es schon schwer genug hatten.

Wirtschaftlich und gesundheitlich sind vor allem Frauen, People of Color und in Armut Lebende hart getroffen.“ Und so wurde nach Institutionen mit starker Führung und positiver Wirkung gesucht, die vor allem da tätig sind, wo die Ernährung nicht gesichert ist, wo Menschen Rassismus und Armut ausgesetzt sind – und die durch das Raster der herkömmlichen Philanthropie fallen.

Nach einer ersten Tranche von 1,7 Milliarden im Sommer hat Scott seit September weitere 4,158 Milliarden Dollar an 384 Organisationen in den USA und Puerto Rico vergeben, darunter Essensausgaben, Stätten der beruflichen Fortbildung, juristische Hilfsfonds, Behindertenorganisationen, Bürgerrechtsgruppen und jene drei Dutzend Hochschulen, die nicht auf die Spendenbereitschaft ihrer Alumni rechnen können.

Sie sei ermutigt, schreibt Scott, von der Entschlossenheit, Kreativität und Mitmenschlichkeit der Menschen in der Krise, denen sie haben helfen können. Deshalb überlasse sie es den Empfängern, wie diese das Geld einsetzen. Und sie werde weitermachen, erklärte sie: „Bis der Tresor leer ist.“

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20 Kommentare

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  • Respekt?

    Warum bezahlt Amazon keine anständigen Steuern? Dann wären die Milliarden wenigstens halbwegs im Gemeinsinn investiert worden. So spielt mal wieder eine private Person Halbgöttin und wird dafür noch bejubelt… (Kopfschütteln)

    • @Khaled Chaabouté:

      " So spielt mal wieder eine private Person Halbgöttin und wird dafür noch bejubelt"

      1)wenn es den bedürftigen nutzt ist dagegen doch nichts einzuwenden.die eitelkeit gehört nur zu den lässlichen sünden,während der geiz eine todsünde ist!



      und hat nicht Jesus Christus selbst (evangelium nach lukas .16.tes kapitel) gesagt:

      "macht euch freunde mit dem ungerechten mammon!"

      2)da die marktwirtschaft per se etwas ungerechtes und schlechtes ist haftet am geld s immer der makel der ungerechtigkeit und schlechtigkeit

      einer der kirchenväter hat gesagt:

      "homo mercator vix aut numquam potest deo placere"

      aber wenn die ungerechtigkeit und schlechtigkeit mit der das geld erworben wurde im vergleich mit den wohltaten für die es verwendet wird geringer ist ,so ist damit doch eine schlechte welt zu einer etwas besseren gemacht worden

      diese Robin-Hood Logik ist in anbetracht dessen dass eine gerechte und gute gesellschaft sowieso nicht möglich ist solange es geld privateigentum und märkte gibt gerechtfertigt

      den vielen einzelhändler*innen die beim erwerb des vermögens dass sie nun verteilt ruiniert wurden stehen noch viel mehr menschen gegenüber deren lage sie gebessert hat

      im buch der sprüche des weisen salomos heisst es:

      " Wer den Armen etwas gibt, leiht es dem HERRN, und der HERR wird es reich belohnen."

      sprüche 19,17

      3)reiche leute die ihrem vorbild nicht folgen werden wir nach der sozialen revolution streng bestrafen

      4)und reiche leute die auf so verbrecherische weise reich geworden sind dass der dadurch angerichtete schaden durch keine wohltaten kompensiert werden kann werden wir auch dann streng bestrafen wenn sie ihr gesamtes vermögen gespendet haben

    • 9G
      96177 (Profil gelöscht)
      @Khaled Chaabouté:

      www.change.org/p/d...-a184-4daf85baadba

      Wieso haben nur ein paar Tausend unterschrieben?

    • @Khaled Chaabouté:

      Sie bezahlt sicher einige Steuern. (Amazon gehört ihr NICHT apropo).



      Plus diese 4 Milliarden macht locker 10% Ihres Eigentums... In einem Jahr gibt sie das auf...



      Es gibt viele andere Reichen, die Spendensmäsig nicht näher dazu kommen werden/würden...

      Es gibt sogar Einen, der seine Gelder auf Impfungforschung investiert hat, aber laut Deutschen Medien es war eine Stiftung(!), ein Humanitäre-Akt(!)...



      Bis die Stiftung-Firma(!) dieses Jahr zur Börse gekommen ist... Und er und sein Kumpel aus DE kassierten fette Gewinne... Was für einen Zufall...

      Deswegen respekt.

  • Jeff Bezos's Amazon sammelt Geld von Kunden für Spenden.



    Während ex-Frau ihre Milliarden spendet.. Chapeau und Respekt!

  • MacKenzie Scott ist eine tolle Frau. Sie scheint eine Frau mit einem großen Herzen zu sein. Klasse 👍

  • Das war doch mal eine sinnstiftende Scheidung.

  • Sehr nice. Ich mag das amerikanische Spendenverhalten.

  • Warum helfen hierzulande die vielen Milliardäre und Milliardärinnen nicht den Bedürftigen???

    Ich frage mich schon seit Beginn der Pandemie, wieso die Reichsten unseres Landes (z.B. Aldi-Familie, Lidl-Schwarz, Otto-Clan usw) nicht einmal einen kleinen Teil ihrer zig-Milliarden für Forschung, Wissenschaft oder auch für Pflegekräfte spendieren können!?

    Beschämend ist das!

    • @Rossignol:

      Aldi und Lidl -supermärkte gibt es ja in jeder oder fast jeder stadt

      wer der meinung ist die besitzer*innen dieser konzerne sollten freigiebiger sein könnte diese meinung vor den supermärkten kund tun

      aber am besten erst nach dem ende-der coronaviruspandemie -denn zur zeit erfordert es sehr viel disziplin demonstrationen so durchzuführen dass sie nicht zur weiterverbreitung des corona-virus beitragen

    • @Rossignol:

      Willkommen in alles gut gehende(!) Deutschland!

      Viele Reichen hier verdoppeln Ihr Geld gerade, z.B. durch schwankende Börsenpapiere oder aufgeblasene Immobilien-Preise...



      Aber Otto Normal Bürgern machen das gerne auch mit; bewusst oder unbewusst egal... Allein so viele Hausbesitzer freuen sich über extraorbinante Immobilien-Preise und fette Gewinne...

  • Raubtierkapitalismus und wohltätige Stifter... wie wäre es einfach mit normalen Steuern? Dann muss niemand betteln und man ist nicht abhängig vom edlen Spender... Das ist ja auch keine gesicherte, dauerhafte Finanzierung.

    • @danny schneider:

      solange es keinen globalen demokratischen sozialstaat,der souverän zu besteuern und umzuverteilen vermag gibt können spenden die die reichsten der reichen den ärmsten der armen geben mehr zur humanisierung der welt beitragen als steuern,die innerhalb der grenzen von nationalstaaten verwendet werden



      die reduzierung der absoluten armut ist wichtiger als die reduzierung der relativen armut

      ausserdem veruntreuen nationalstaaten einen teil der steuereinnahmen für verwerfliche zwecke wie die finanzierung ihres militarismus

      wer also sehr viel geld hat sollte lieber gemäss den empfehlungen der vernunft und gemäss ihren oder seinen möglichkeiten spenden als steuern zu zahlen

    • @danny schneider:

      Bin der gleichen Meinung. Spenden Millarden aber zahlen keine Steuern.... unfassbar!

    • @danny schneider:

      Das Volk lliebt seinen Adel und die gesellschaftliche Hierarchie. Ist doch toll, wenn man unter dem Tisch auf Brotkrümel warten und schmachtend und bewundernd nach oben jauchzen kann.



      Ist doch eine tolle Frau: heiratet berechnend reich, lässt sich dann scheiden und bröselt dann soviel in Stiftungen, damit sie sich noch bejubeln lassen kann, als hätte sie etwas geleistet.



      Ihr Vermögen wird wahrscheinlich auch gar nicht auf "Normalmaß" schwinden. Nebenher wird ihr Geld arbeiten und das in allen nur erdenklichen Sparten.

      Teile deine Feststellung und stelle mir die gleiche Frage.

      • @Hampelstielz:

        Also da sie ihn ja bereits vor Gründung von Amazon geheiratet hat, kann man zumindest die Heirat jetzt nicht berechnend nennen, außer sie hatte eine Kristallkugel...

    • @danny schneider:

      Nein, tatsächlich nicht. Und trotzdem ist es bemerkenswert. U.a. deswegen, weil sie ja nicht als reicher Gönner auftritt, sondern eben hinterher nicht mehr reich sein wird.

    • @danny schneider:

      Entscheidender Unterschied: Steuern werden vom Staat für irgendwas verschleudert - Spenden erreichen genau ihr Ziel, wenn man es richtig macht.



      Vielleicht noch sinnvoller: eine Stiftung. Könnte aber sein, dass das nur bei laufenden Einnahmen gut ist wegen der Steuer.

      • @Mitch Miller:

        Ich glaube ihnen ist nicht klar wieviel Geld von Reichen in den USA gespendet wird um liberale und linke Strömungen in der Gesellschaft zu bekämpfen und den Status Quo aufrecht zu erhalten. Beispiel Koch-Industries. Ultra rechts, sie sind gegen Steuern und Umweltauflagen, gegen Klimaschutz und für freies Unternehmertum. Der Gründer der Dynastie war glühender Anhänger Hitlers und sie haben schon Milliarden gespendet an rechte und neoliberale Kandidaten, Verbände und Denkfabriken. Von wegen die machen alle besseres als ein Staat mit ihrem Geld.

        • 9G
          96177 (Profil gelöscht)
          @Andreas J:

          so ist es, die US-Plutokraten fördern, was die Plutokratie ausbaut.