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Luxusbau an der East Side GalleryDer Schatten hinter der Mauer

Die East Side Gallery könnte zum Gartenzaun für einen neuen Hotelbau verkommen. Eine Onlinepetition dagegen findet regen Zulauf.

Wer will denn diesem Haus die Sonne nehmen? Foto: dpa

Berlin taz | Eigentlich sind sich alle einig: Die rot-rot-grüne Koalition, Denkmalschützer, die Clubcommission, viele besorgte BerlinerInnen und – davon darf man ausgehen – Ex-Bademeister David Hasselhoff sowieso. Sie alle wollen die East Side Gallery zumindest in ihrem jetzigen Erscheinungsbild erhalten. Doch die GegnerInnen einer Bebauung zwischen Mauer und Spree könnten Pech haben. Geht es nach dem Projektentwickler Trockland, wird schon im Jahr 2021 ein 120 Meter langer Gebäuderiegel, neun Stockwerke hoch, die Mauer zum Gartenzäunchen verkommen lassen.

„Einen sofortigen Baustopp für das Luxushotel-Projekt Pier 61|63“ sowie „keinen weiteren Teilabriss der East Side Gallery!“ fordert seit einer Woche eine von Clubcommission-Chef Sascha Disselkamp gestartete Onlinepetition. Etwa 30.000 Menschen haben bis Montagnachmittag bereits unterschrieben.

Doch gegen eine bestehende Baugenehmigung werden die Unterschriften womöglich nicht helfen. Selbst ein erneuter Hasselhoff-Einsatz verspräche wenig Hoffnung. 2013 hatte er am Grenzstreifen geträllert – dennoch wurden Teile der Mauer für den Bau des inzwischen errichteten Wohnturms „Living Levels“ demontiert.

Das jetzt geplante Gebäude soll in direkter Nachbarschaft zum Luxus-Hochhaus entstehen und, wie könnte es auch anders sein, Hotel und Eigentumswohnungen beherbergen. Also genau das, was Friedrichshain-Kreuzberg für seine gesunde Entwicklung so gar nicht braucht. Im R2G-Vertrag steht daher: „Die Koalition setzt sich für den durchgehenden Erhalt der Mauerreste und der Grünfläche im Bereich der East Side Gallery sowie für Verhandlungen mit den Investor*innen über Ausgleichsgrundstücke ein.“ Bislang jedoch geschah nichts.

Trockland kann auf sein Baurecht verweisen und einen ehemals mit Klaus Wowereit ausgehandelten Kompromiss. Für die Zusage auf einen eigenen Zugang, also einen weiteren Mauerdurchbruch, zu verzichten, gab es eine Genehmigung für zwei zusätzliche Stockwerke.

Sollte die Politik machtlos gegen verfehlte Entscheidungen der Vergangenheit bleiben, gibt es einen letzten Hoffnungsschimmer: die Eigentümer von Living Levels. Die wollen sich ihren exklusiven Standort nämlich nicht nehmen lassen und gegen den Neubau klagen. In seiner geplanten Höhe nehme ihnen dieser die Sonne.

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2 Kommentare

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  • 2G
    2830 (Profil gelöscht)

    Ach, Sascha, ach IM Living Lächerlich. Reden vom Gemeinwohl wo Eigennutz drin steckt. Disselkrampf geht's um seinen SAGE-Clan gegenüber und Hinkel um seine Millionen-Buden, für die sich noch keine Dänen, Chinesen und Russen gefunden haben. Beide fühle sich gestört, wo sie doch die Liegen an der Spree schon längst mit ihren Handtüchern reserviert haben. Jetzt will da noch jemand hin. Erst von Schulzs jetzt von Wowis Gnaden. Igitt, wo ist Florian Schmidt.

    Spreeufer für Alle! Wenn es nützt. Und wer Eintritt zahlt und konsumiert ist sexy und very welcome. Sage-Restaurant, Kater Blau freuen sich über zahlungskräftige Gäste aus den Luxusetagen, denen Hunnis im Katerschmaus locker von der Hand gehen. Solange der Techno stampft, sind doch alle Gentrifizierungsgegner?

    Ich würde für keinen eine Lanze brechen und schon gar nicht für die 30.000 von der Clubcomi$$ion instrumentalisierten Ich-bin-Berlin-Uz-Uz-Hupfdohlen ohne Ideen für die Stadt außer Party.

  • Gentrifizieren fürchten sich vor Gentrifizierung ... eigentlich lustig ....

     

    Allerdings verfehlt eine Personalisierung den eigentlichen Feind -> Kapitalismus!