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Lukaschenkos Reisepass-ErlassSchaut nach Belarus!

Kommentar von Barbara Oertel

Seit Beginn von Russlands Krieg gegen die Ukraine laufen Menschenrechtsverletzungen in Belarus zusehends unter dem Radar. Zu Unrecht.

Belarussische Passangelegenheiten dürfen zukünftig nur vor Ort erledigt werden Foto: Pavel Golovkin/ap

D en Be­la­rus­s*in­nen das Leben in ihrem Land zur Hölle zu machen – darin hat es Staatschef Alexander Lukaschenko mittlerweile zu einer gewissen Perfektion gebracht. Jetzt sind diejenigen seiner Landsleute an der Reihe, die im Ausland leben. Per Erlass, der an diesem Donnerstag in Kraft tritt, sind sie künftig gezwungen, behördliche Angelegenheiten, wie die Verlängerung oder Ausstellung eines Passes, in persona vor Ort zu erledigen.

Die Zielgruppe ist leicht zu identifizieren: Vor allem geht es um Menschen, die im Zuge der Massenproteste gegen die gefälschte Präsidentenwahl am 9. August 2020 Belarus verlassen mussten, um einer Bestrafung zu entgehen.

Das ist nicht der erste Versuch abgängige Staatsbürger*innen, womöglich auch noch gut qualifiziert, zurückzuholen. 2021 legte Belarus unter dem wohlklingenden Namen „Weg in die Heimat“ ein staatliches Programm auf. So manche, die sich auf dieses Wagnis einließen, landeten im Gefängnis. So weit, so wenig überraschend. Allein im vergangenen Juni sollen es 40 Personen gewesen sein. Jetzt steigt der Leidensdruck weiter.

Die Oppositionspolitikerin Swetlana Tichanowskaja, die unter Lukaschenko-Gegner*innen nicht unumstritten ist, meinte die Be­la­rus­s*in­nen vor einer Reise nach Hause warnen zu müssen. Aber anstatt nur darüber zu reden, was sowieso offensichtlich ist, sollte sie lieber dazu beitragen, für die Exilierten wieder Willen vor Ort praktikable Lösungen zu finden. Will heißen: Menschen, die ohnehin in ständiger Anspannung leben, möglichst unbürokratisch zu entsprechenden Dokumenten nebst einem gesicherten Status zu verhelfen. Und das möglichst EU-weit.

Menschenrechtsverletzungen unterm Radar

Alles andere hieße, sie einem Regime ans Messer zu liefern, unter dem die Zahl von Repressionsopfern und politischen Gefangenen stetig wächst. Diese schweren Menschenrechtsverletzungen laufen seit dem Beginn von Russlands Krieg gegen die Ukraine zusehends unter dem Radar. Zu Unrecht.

Nach Belarus schauen, lautet die Devise. Lukaschenkos jüngster Ukas, wie derlei Anordnungen dort genannt werden, sollte dafür Anlass genug sein.

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Ressortleiterin Ausland
Geboren 1964, ist seit 1995 Osteuropa-Redakteurin der taz und seit 2011 eine der beiden Chefs der Auslandsredaktion. Sie hat Slawistik und Politikwissenschaft in Hamburg, Paris und St. Petersburg sowie Medien und interkulturelle Kommunikation in Frankfurt/Oder und Sofia studiert. Sie schreibt hin und wieder für das Journal von amnesty international. Bislang meidet sie Facebook und Twitter und weiß auch warum.
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1 Kommentar

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  • ''Aber anstatt nur darüber zu reden, was sowieso offensichtlich ist, sollte sie lieber dazu beitragen, für die Exilierten wieder Willen vor Ort praktikable Lösungen zu finden. Will heißen: Menschen, die ohnehin in ständiger Anspannung leben, möglichst unbürokratisch zu entsprechenden Dokumenten nebst einem gesicherten Status zu verhelfen. Und das möglichst EU-weit.''



    Wie soll die gute Frau das denn anstellen? Sie hat keine legetimierten Stempel und ihre Unterschrift ist ebenso nicht legitimiert. Mehr als reden und auf das Problem aufmerksam machen ist da wohl nicht drin. Aber unsere EU Kommissionspräse könnte hier aktiv wirken und eine verlängerte Gültigkeit zugestehen. Dann liefe die Lukaschenko-Schikane ins Leere.