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Luisa Neubauer übers Wählen und Kämpfen„Wenn nicht wir übers Klima reden, machen es die Rechten“

Wo sind nur die Kli­ma­kanz­le­r*inn­nen hin? Luisa Neubauer erklärt, wie Klimaschutz zum Sündenbock geworden ist.

Luisa Neubauer in Protest-Robe auf dem Berliner Presseball Foto: Hannes Albert/dpa
Jonas Waack
Interview von Jonas Waack

taz: Frau Neubauer, besseren Klimaschutz fordert im Wahlkampf derzeit niemand so wirklich, jedenfalls nicht laut. Das war 2021 noch anders: Da wollten alle Kli­ma­kanz­le­r*in werden.

Luisa Neubauer: Ja, vor vier Jahren wollten alle Klimakanzler werden. Vor acht Jahren nicht. Was vor vier Jahren möglich gemacht wurde, war Handarbeit von ganz vielen Menschen und Institutionen und Leuten, die nicht aufgegeben haben. 2021 war man sich einig: Die Arbeitsgrundlage, auf der wir in diesem Wahlkampf verhandeln, ist ein Mindestmaß an Wissenschaftsakzeptanz und am Pariser Klimaabkommen.

taz: Dieser Anspruch an den politischen Diskurs ist weg.

Neubauer: Dieser Wahlkampf findet erschreckend weit weg von der Realität, von der Klimawissenschaft, auch von vielen menschenrechtlichen Fragen statt. Das hat eine neue politische Parallelwelt eröffnet. Jetzt sind wir in einem Wahlkampf, in dem weite Teile der Beteiligten probieren, mit dem Planeten verstecken zu spielen. „Ich seh dich nicht, du siehst mich nicht.“

taz: Noch 2023 war laut Umfragen für viele in Deutschland Klimaschutz das wichtigste Thema. Warum hat sich das geändert?

Neubauer: Ich halte ganz wenig von diesen Rankings. Ich finde es pervers, die Sorgen der Menschen gegeneinander auszuspielen. In einer Zeit der multiplen Krisen, der Polykrise, attestieren uns diese Rankings vor allem: Die Leute haben einfach zu viel auf ihren Schultern liegen. Daraus würde in meinen Augen erst mal der Anspruch folgen, den Menschen das Leben leichter zu machen.

taz: Und dann wollen alle wieder das Klima schützen?

Im Interview: Luisa Neubauer

Luisa Neubauer

geboren 1996 in Hamburg, ist Klimaschutz-Aktivistin und Autorin. Bekannt wurde sie mit ihrem Engagement für Fridays for Future. Sie ist Mitglied der Grünen – aber oft frustriert von der Partei.

Neubauer: Das Klima ist nicht alles, aber ohne Klima ist alles nichts. Es hängt mit allem zusammen. Eine andere große Krise ist die Krise der Wahrheit. Wenn man heutzutage Menschen fragt, was ihnen gerade wichtig ist, sind das dann die realen Sorgen, die sie empfinden? Oder sind es die gefühlten Sorgen, die uns Springer-Propaganda und Fake News im Internet um die Ohren geworfen haben, bis sie uns aus den Ohren rauskommen? Ich bin sehr vorsichtig damit geworden, die sogenannte öffentliche Meinung als schwarz und weiß zu sehen, weil sie unter solchen Beschuss geraten ist. Und scheinbar hat man sich im rechtspopulistischen und rechtsradikalen Lager geeinigt, die Klimakrise als das Aushängeschild dafür zu nehmen, was in deren Augen alles falsch läuft mit der Welt.

taz: Warum ausgerechnet das Klima?

Neubauer: Unter anderem, weil wir in Sachen Klimaschutz sehr erfolgreich waren. Klima, Rechtsradikalität und der Kampf gegen die Wahrheit kommen in dem Moment zusammen, wo fossile Akteure – fossile Industrien, aber auch ihre Verbündeten in Medien, Politik und so weiter – in den letzten Jahren feststellen mussten: Oje, mit dem Klimaschutz geht es tatsächlich voran. Die Erneuerbaren waren erstmals eine echte Konkurrenz für den ganzen fossilen Komplex. Und wir wissen, wie eng die Netze sind zwischen fossiler Industrie, Klimaleugnern und Rechtsradikalen.

taz: Es sind aber nicht nur Rechtsradikale, die weniger Klimaschutz wollen, sondern auch CDU, FDP und SPD.

Neubauer: Es ist in den letzten Jahren nicht gelungen, dafür zu sorgen, dass jede demokratische Partei sich aus ihrer eigenen Ideologie heraus authentisch und motiviert dem Klimaschutz zuwendet. Das heißt, zu viele Parteien meinen bis heute bei diesem Thema nur verlieren zu können. Das macht total anfällig. Das sorgt dafür, dass Markus Söder an einem Tag einen Baum umarmt und sich am nächsten Tag in ein Schnitzel verwandelt. Klimaschutz als Kindertheater, weil es keine Ernsthaftigkeit in der Sache gibt. Die Konsequenz davon sehen wir gerade im Wahlkampf. Die Akteure, die sich vor drei Jahren noch als Klimakanzler plakatiert haben, die sagen jetzt, ach nee, doch nicht. Das ist nicht nur für das Klima ein Problem, sondern auch für eine Demokratie. Parteien, die reihenweise ihre eigenen und die globalen Klimaversprechen verspielen, nicht zuletzt Vertrauen der Menschen in die Politik.

taz: Auch die Grünen machen keinen Wahlkampf mit Klimaschutz.

Neubauer: Ja, das machen die nicht. Das können wir erst mal stehen lassen. Ist ein Problem, hilft niemandem.

taz: Und wenn es die Grünen nicht tun, redet niemand übers Klima.

Neubauer: Das stimmt nicht. Wer gerade über das Klima redet, sind die AfD, weite Teile der CSU und der Freien Wähler. Es gibt eine Gruppe in Deutschland, die redet den lieben langen Tag über praktisch nichts anderes: die Rechtspopulisten, Rechtsradikalen und alles, was sich drumherum orientiert. Dass wir denken, es redet niemand übers Klima, und deswegen ganz leise werden, ist natürlich deren großer Traum. Weil das heißt, dass sie auf einmal eine eigene Agenda in Sachen Klima diktieren.

taz: Die Grünen könnten wenigstens versuchen, sich dagegenzustellen.

Neubauer: Es wäre natürlich absolut notwendig, dass die Grünen noch viel selbstbewusster und ernsthafter hervorstechen. Man muss aber differenzieren können, was in einem Grünen-Wahlprogramm steht und was in einem CDU-Wahlprogramm steht. Und es muss möglich sein, anzuerkennen, dass wenigstens im Wahlprogramm bei den Grünen abzulesen ist, dass sie wirklich weiter nach vorne gehen wollen mit dem Klimaschutz, auch wenn es bei Weitem nicht genug ist.

taz: Unter der Ampel ging es mit den Erneuerbaren gut voran, aber die Leute merken auch nicht unmittelbar, was für Strom aus ihrer Steckdose kommt. Wie sie heizen oder zur Arbeit kommen, das merken sie schon, und bei Verkehr und Gebäuden hakt es beim Klimaschutz immer noch gewaltig.

Neubauer: Der Anspruch kann nicht sein, dass die Menschen von Klimaschutz nichts mitbekommen dürfen. Die Welt dröhnt aus allen Rohren, die Leute kriegen das mit. Und daran möchte man sich jetzt vorbeimogeln, dass wir 100 Jahre Entwicklung der Gesellschaft auf grün drehen und die Wirtschaft umbauen? Ich halte die Frage, wie genau man diese Transformation schafft, im Kern für verlogen, weil wir es bis heute nicht geschafft haben, uns darüber klar zu werden, in welcher Lage wir eigentlich sind.

taz: Aber wir können doch nicht warten, bis sich alle einig sind. Irgendwie müssen wir schnell diese Heizungen austauschen, wenn wir die Emissionen im Gebäudesektor senken wollen.

Neubauer: Es gibt diese technische Dimension, und die muss gelöst werden. Aber mindestens genauso wichtig ist eine Klarheit darüber, warum wir das machen. Wenn wir nur noch eine Technokraten-Debatte führen, dann sagt einer, ich habe heute gar keinen Bock darauf. Dann können die anderen sagen, ach ja, stimmt, dann machen wir das auch nicht. Das passiert, wenn man die Klimadebatte isoliert von der Klimakrise. Letztes Jahr gab es den Trend, zu sagen, wir reden einfach weniger übers Klima, dann sind die Menschen weniger vom Klima genervt. Aber Überraschung: Wenn nicht mehr wir übers Klima reden, dann machen es die Rechten. Und die sagen uns, dass das alles totaler Quatsch ist.

taz: Wie wollen Sie dem begegnen?

Neubauer: Es geht um die Geschichte, die wir erzählen. In dem Augenblick, in dem Klimaschutz eine ­Gemeinschaftsaufgabe wird, wenn man sagt, wir machen das heute gemeinschaftlich, und im ganzen Land wurden schon so und so viele Wärmepumpen installiert, so und so viele Menschen haben jetzt Zugang zu erneuerbarem Strom und so weiter – da wird es auf einmal ein Gemeinschaftswerk, hinter dem wir uns versammeln können, sodass es ein Gefühl von Freiheit und Zusammenhalt und Zukunft geben kann.

taz: Aber das ist doch, wovon Sie die Leute seit 2018 überzeugen wollen. Und es scheint nicht auf voller Linie funktioniert zu haben.

Neubauer: Die Arbeit von der Bewegung und mir ist wichtig und notwendig und, soweit wir das überblicken können, auch auf vielen Ebenen erfolgreich. Aber, sorry to say, wir können nicht allein gegen Teile einer Medienwelt anbrüllen, die bis heute Klimarealitäten verdreht. Und wir können auch nicht eigenhändig das überspielen, was von rechtspopulistischer, rechtsextremer und fossiler Propaganda produziert wird. In dem Sinne blicken wir selbstbewusst auf die letzten sechs Jahre, in denen wir weiter gekommen sind als in vielen Jahren davor. Und so gesehen ist es ein Wunder, dass es bis heute eine stabile Mehrheit in Deutschland gibt, die sagt, wir wollen Klimaschutz, wir wollen Klimaziele einhalten und wir wollen die Transformation.

taz: Und trotzdem fühlen sich viele Menschen gerade machtlos angesichts der Attacken gegen den Klimaschutz.

Neubauer: Engagement im ganz Kleinen oder im ganz Großen ist wichtig, in Zeiten, in denen es gut läuft. Aber viel entscheidender ist, was man macht, wenn es gerade nicht gut läuft. Die Zeiten werden sich nicht automatisch bessern, und es wird nicht auf einmal wieder der Schalter gedrückt für mehr Klimawissenschaft und Verteidigung der Demokratie, es wird sich nicht drehen, ohne dass sich Menschen bewegen. Jetzt ist Fleißarbeit gefragt. Es ist gerade eine wirklich harte Zeit, manche da draußen wollen zunehmend das Licht ausschalten und setzen auf unsere Resignation. Und glücklicherweise ist das alles, was wir wissen müssen, um uns reinzuhängen.

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18 Kommentare

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  • An was die Klimadebatte krankt, ist das groteske Missverhältnis zwischen dem Aufwand für die angepriesenen "Lösungen" und dem zu erwarteten Erfolg: Wie viele Wärmepumpen brauchen wir, um EIN Hochwasser im Ahrtal zu verhindern?



    Eine Versachlichung und Konzentration auf praktikable Lösungen erscheint dringend geboten. Glaubensbekenntnisse helfen nicht weiter.

    • @sollndas:

      Der Aufwand ist nicht grotesk, vor allem, wenn man bedenkt, wieviel positives dabei rum kommt. Mit Wärmepumpen zB verringern wir nicht nur CO2-Emissionen sondern auch Feinstaub, Stickoxide und was sonst noch so alles nach einer Verbrennung aus dem Kamin kommt, ebenso die Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen aus ... hust .. schwierigen Ländern.



      Die Verkehrswende bringt uns obendrein noch leisere, angenehmere, sauberere, kühlere Innenstädte mit mehr Platz, siehe zB Paris.



      Die Agrarwende hilft mit Lebensräume und Arten zu erhalten, das Erbe von Millionen Jahren Evolution.

      Wer das vor allem nicht will, ist eine fossile Industrie, die groteske Gewinne und einen erschreckenden politischen Einfluss damit gewonnen hat und jetzt mit Zähnen und Klauen verteidigt.

    • @sollndas:

      Wie wäre es mal mit konkreten Vorschlägen? Und zwar solchen, die auch quantitativ überzeugen? Also mal vorrechnen statt immer nur meckern!

      • @Jörg Schubert:

        "Wie wäre es mal mit konkreten Vorschlägen?"



        Nehmen wir mal an, ich hätte 30.000 Euro übrig, die ich CO2-sparend anlegen will. Die kann ich entweder (a) in eine Wärmepumpe stecken oder (b) mich damit an einem neu zu bauenden Windpark beteiligen.



        Welche Variante ist CO2-wirksamer?



        (Gilt nicht nur individuell, sondern auch volkswirtschaftlich).

    • @sollndas:

      Genauso sachlich möchte ich anmerken, daß die Anzahl der nichtgegegessendem Schweinshaxen vermutlich die Anzahl der Wärmepumpen in den Schatten stellen würde.

  • Nein, - "... es geht ihnen darum wie das alles bezahlt werden soll. (Farang)"



    Ich habe das stundenlange Silvestergeballere noch im Ohr, möchte nicht wissen, wieviel Geld dabei vernichtet worden ist, - ohne die angerichteten Schäden mitzurechnen. Die Frage ist doch, wofür die Leute ihr Geld ausgeben wollen. So viel man liest und hört, gehören Kreuzfahrten und Fernreisen zu den beliebteren Ausgaben. Dafür wird sogar gespart.



    Und nicht vergessen: Teurer wird es so oder so. Dafür wird allein "der Markt" sorgen. In unserer Nachbarschaft entdeckte ich gestern drei neue Wärmepumpen. Je mehr Kunden die Öl- und Gaslieferer verlieren, umso teurer wird es für die übriggebliebenen. Erste Versorger kündigen bereits an, das Geschäft mit fossiler Energie ganz einzustellen.



    Den Grünen vorzuwerfen, nicht mit fettgedruckter Klimapolitik in den Wahlkampf zu ziehen, tja. So "verbrannt" wie das Thema ist, wäre das Harakiri. Aber so sieht es ein Teil der Bevölkerung wohl auch: sind die Grünen endlich weg, gibt es wieder günstige Preise und alles ist gut.



    Die meisten Dinge, die etliche so ärgern, waren Teil des Koalitionsvertrages. Also von allen drei Parteien abgesegnet.

  • Vielleicht sollte man den Panikmodus mal abschalten und einfach auf Kontinuität und Fortschritt statt auf Droh- und Untergangsszenarien zu setzen die immer wieder verschoben werden müssen.



    Fahrradwege und Fussgängerbereiche weil sie angenehm und schön sind und nicht weil 0,00001% fiktive Primärenergie eingespart werden. Wärmepumpen, weil sie billiger, wartungsärmer und effizienter sind, und nicht weil morgen früh die Welt abbrennt. Elektroautos weil sie schöner fahren etc.



    Dauert das länger? Vielleicht aber es geht dann voran und löst nicht permanente Schutzreflexe aus.

    • @Dromedar:In:

      Ja, Kontinuität und klare Fokussierung. Wie es geht, zeigt das Beispiel Heizungen in Dänemark. Ölheizungen in Neubauten sind seit 2013 verboten. Ganze Städte werden mit Großwärmepumpe beheizt (Hersteller: MAN/Augsburg). In abgelegenen Gebieten hängt quasi an jeder Fischerhütte ein Klimamodul (= Luft/Luft Wärmepumpe).



      Es gibt aber auch Beispiele, wo es in Dänemark nicht so klappt. Der von mir wahrgenommene Anteil von E-Autos ist nicht besonders hoch. Doch dafür setzen Städte sehr stark auf das Fahrrad - insbesondere Kopenhagen.



      All das geschieht ohne großes Gejammer der Bevölkerung. Selbst die Bauern sind bereit, die Emissionen ihrer Kühe besteuern zu lassen. Was ist da anders?

      • @Jörg Schubert:

        Entspannt geht halt in Deutschland nicht, da man nur die Wahl hat zwischen Wärmepumpe und Weltuntergang.



        Dafür fördert man hierzulande Wärmepumpen mit Steuergeld um dann den Strom so teuer zu machen, dass es sich erst lohnt wenn Dänemark schon überflutet ist.

  • Alles in allem eine hervorragende Analyse des Ist-Zustandes und wie man ihn ändern kann.

  • Es ist mir seit den 90er Jahren unverständlich, dass den Grünen immer noch der Mythos anhaftet, sie seien eine ökologische Partei. Sie handeln stets anders, als sie reden. Ich denke nur an den Verrat der Regierungsgrünen in NRW, als Lützerath geräumt wurde. Nicht vergessen, dass sie auch Hartz 4 mit beschlossen und die Besteuerung der Betriebsrenten mit zu verantworten haben.

    Die Partei Die Linke bedient das Kalkül, dass sich die einfachen Leute mehr für die Themen Miete und Arbeit interessieren, als für das Klima. Entsprechenden Platz nehmen diese Themen in ihrem aktuellen Wahlprogramm ein. Es geht nur darum Wählerstimmen abzugreifen. Die „Arschlochgesellschaft“, so bezeichnet es der Klima-Aktivist Tadzio Müller, ist demnach so gut im Verdrängen, weil in Deutschland selbst Arbeiter und eben nicht nur die Reichen Profiteure des fossilen Lebensstils sind. Diese Komplizenschaft überdecke den Klassencharakter der Krise.

  • "Es geht um die Geschichte, die wir erzählen. In dem Augenblick, in dem Klimaschutz eine ­Gemeinschaftsaufgabe wird, wenn man sagt, wir machen das heute gemeinschaftlich, und im ganzen Land wurden schon so und so viele Wärmepumpen installiert, so und so viele Menschen haben jetzt Zugang zu erneuerbarem Strom und so weiter – da wird es auf einmal ein Gemeinschaftswerk, hinter dem wir uns versammeln können, sodass es ein Gefühl von Freiheit und Zusammenhalt und Zukunft geben kann."



    Nein den Leuten geht es nicht um die Geschichten die ihr erzählt Frau Neubauer, es geht ihnen darum wie das alles bezahlt werden soll.



    Die meisten mit denen ich rede haben kein Problem mit Klimaschutz aber mit den Kosten. Ältere kriegen nicht einfach so 100.000€ von der Bank für ne energetische Sanierung plus Wärmepumpe und einen e-Kleinwagen.



    Ja es gibt Förderungen, dafür muss ich aber erst in Vorkasse gehen...



    Und die Abschaffung der e-Auto-Prämie, einfach so aus heiterem Himmel über Nacht, hat massiv Vertrauen gekostet.



    Ich kenne einige bei uns im Stadtteil die danach sämtliche Pläne begraben haben, weil sie sich nicht mehr darauf verlassen wollen das sie nach Abschluss die Förderung auch bekommen🤷‍♂️

  • "Aber, sorry to say, wir können nicht allein gegen Teile einer Medienwelt anbrüllen, die bis heute Klimarealitäten verdreht. Und wir können auch nicht eigenhändig das überspielen, was von rechtspopulistischer, rechtsextremer und fossiler Propaganda produziert wird."



    Hallo Frau Neubauer, wir müssen nicht gegen die Medien anbrüllen. Umgekehrt wird es richtig. die Medienwelt und alle Populisten (Klimaleugner, etc.) brüllen uns täglich an, vermutlich vor Verzweiflung, da sie nicht mehr wissen was sie tun sollen, da die alte Welt "den Bach runtergeht".



    Dabei ist es wirklich einfach für uns alle. So wie Sie es in diesem Interview formuliert haben. Wir machen das heute gemeinschaftlich, und im ganzen Land wurden schon so und so viele Wärmepumpen installiert, so und so viele Menschen haben jetzt Zugang zu erneuerbarem Strom, zahlen weniger Nebenkosten, und leben freier und besser, und so weiter – da wird es auf einmal ein Gemeinschaftswerk, hinter dem wir uns versammeln können, sodass es ein Gefühl von Freiheit und Zusammenhalt und Zukunft geben kann! Das können alle nur bestätigen, die bereits die nötigen Schritte gegangen sind. Die Zukunft wird besser, als die Vergangenheit jemals war.

    • @Sonnenhaus:

      Das Gebrülle der Rechten, Klimaleugner, u.s.w. passiert definitiv nicht aus Verzweiflung. Es passiert in der Hoffnung auf einen persönlichen Vorteil. Das kann Deutungshoheit, die Aussicht auf Macht oder auch finanzielle Zuwendung durch fossile Interessengruppen sein. All das passiert und ist auch ausreichen dokumentiert.



      Menschen, die dem Gebrülle der Klimafeinde folgen, sind die Verlierer. So werden zu spät merken, dass die noch schnell und in Panik gekaufte Gas- oder Ölheizung reichlich teuer wird. Ähnliches gilt für Benzin- oder Dieselautos. Sie sind es, die übers Ohr gehauen werden. Doch natürlich wird rechte Rhetorik die Fakten wieder ins Gegenteil verdrehen...



      Das betrifft auch alle anderen: Je mehr Wirkung das rechte Gebrüll zeigt, desto mehr werden wir weiterhin abhängig von importiertem Öl und Gas sein. Dort liegen die Importquoten weit über 90%. Aber wenn mal stundenweise 20% Strom importiert wird, gibt es ein großes Geschrei. Wer versteht so etwas?

  • Ich glaube, mit dem Klimaschutz ist das so wie mit der Jacke, die einem angeblich näher ist als die Hose: Da wollen erstmal alle nicht wirtschaftlich untergehen, damit sie sich wenigstens noch eine Klimaanlage leisten können, wenn es zu heiß wird.

    Ist irgendwie ekelhaft, aber auch verständlich. Ekelhaft, weil eine Lösung für alle erstmal aufgegeben wird, da denkt jeder nur an sich selbst. Verständlich, weil der Alltag halt näher ist eine abstrakte Zukunft.

    Eine dialektische Lösung wäre da vor allem, sich auf preiswerte und umweltfreundliche Energien zu konzentrieren, weil davon haben letztlich alle etwas, kurz- und langfristig, die Einzelnen so wie die Industrie. Damit kann man punkten und da haben die Rechten sehr wenig zu bieten, denn alle anderen Energiequellen sind von allem anderen abgesehen vor allem eines, nämlich: Scheiße teuer.

    Also Wind- und Solarstrom und Vernetzung und Speicherung, das ist das Gebot der Stunde und damit kriegt man auch die Industrie. Das muss man dann einfach massiv durchsetzen und dafür konsequent eintreten und sich Verbündete suchen, und davon gibt es verdammt viele, auch wenn manche von ihnen einem sonst nicht gefallen mögen.

    • @Mustardman:

      Klimaanlagen sind eine gutes Stichwort. Jede Klimaanlage ist eine Wärmepumpe. Die ganz Einfachen können nur Wärme von drinnen nach draußen pumpen. Doch schon fast jedes billige Split-Klimagerät auf ebay hat auch eine Heizfunktion. Damit arbeiten sie als Luft/Luft - Wärmepumpe. Etliche Markengeräte stehen sogar auf der Förderliste des BAFA: www.bafa.de/Shared..._anlagenliste.html



      Jetzt noch eine kleine Beispielrechnung: Ein Klimaanlage (Luft/Luft - WP) kann im Heizbetrieb aus 1kWh Strom 3-5 kWh Wärme erzeugen. Eine gute Gastherme macht aus 1 kWh Gas 0,9 kWh Wärme. Jetzt schauen wir mal in unsere Gas- und Stromrechnung: Was ist wohl günstiger?



      Selbst wenn ich ganz egoistisch denke, ist das Klimagerät günstiger, ich kann im Sommer auch mal kühlen, und für den "sauberen" Strom mögen bitte andere sorgen. Warum wird so etwas zu selten kommuniziert?

      • @Jörg Schubert:

        "...und für den "sauberen" Strom mögen bitte andere sorgen."



        Genial.



        Schauen Sie bitte mal bei [1] nach. Wir haben gerade seit sechs Tagen wieder mal ein Fläutelchen, und jahreszeitlich bedingt auch wenig Sonne.



        [1] www.smard.de/home

      • @Jörg Schubert:

        Was ich damit sagen will: Es ist eben nicht ekelhaft, für sich selbst zu sorgen. Das ist ganz natürlich und nennt sich "Selbsterhaltungstrieb". Ekelhaft ist, dass es Leute gibt, die mit Desinformation die Realität zu ihren Gunsten verzerren.



        Ekelhaft finde ich beispielsweise diese Versuche, mir mein Auto zu vermiesen. Ich habe bei Bedarf 450 PS mit den Betriebskosten eines Kleinwagens. Wenn ich einsteige, ist es abgetaut und schön warm vorgeheizt. Sollte ich das Vorheizen mal vergessen haben, läuft die Heizung spätestens nach 500m auf Volldampf. Der Preis dafür ist gelegentlich mal eine halbe Stunde Zeitung lesen an der Ladesäule. Und das auch nur auf längeren Strecken. So viel Luxus! Und gleichzeitig Geld gespart. Ich habe keinerlei Verständnis für diese Vollidioten, die mir das wieder nehmen wollen.