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Luftangriffe auf BeirutIsraels Eskalation im Libanon

Israels Militär fliegt erneut Luftangriffe auf Beirut. Hilfsorganisationen warnen vor Kriegsverbrechen und Kollektiv-Bestrafung der Zivilbevölkerung.

Zerstörte Wohngebäude nach einem israelischen Luftangriff in Beirut am 7. November Foto: Haider Kadhim/reuters

Berlin taz | Zwischen den vielen anderen Schockmomenten hielten Menschen im Libanon am Mittwoch besonders den Atem an: Am Abend meldeten mehrere libanesische Medien, dass israelische Angriffe auf den Flughafen von Beirut bevorstehen könnten. Die Miliz der Hisbollah hatte am selben Tag 10 Raketen auf den Flughafen in Tel Aviv abgefeuert. Angeblich sei ein israelischer Stützpunkt unweit des Flughafens das eigentliche Ziel gewesen. Fotos in israelischen Medien zeigen einen Einschlagkrater auf dem Parkplatz.

Wenige Stunden nach einer ersten israelischen Angriffsserie am Mittag schlugen dann in der Nacht vier Bomben in Südbeirut ein – eine davon sehr nah am Beiruter Flughafen. Granatsplitter wurden auf die Flughafenbahn geschleudert, der Betrieb lief weiter. Gegen 23.40 Uhr Ortszeit kündigte der arabischsprachige Sprecher der israelischen Armee neue Angriffe an.

Fünf Unifil-Friedenssoldaten aus Malaysia wurden am Donnerstag bei einem israelischen Angriff verletzt. Ein Autofahrer wurde dabei getötet. „Streitigkeiten müssen am Verhandlungstisch und nicht durch Gewalt gelöst werden“, schrieb Unifil in einem Statement. Die schweren Kämpfe zischen Hisbollah und israelischer Armee dauern seit dem 8. Oktober 2023 an. Im September dieses Jahres verschärfte Israel seine Angriffe.

Mehr als 1,2 Millionen Menschen vertrieben

Bisher haben israelische Streitkräfte laut libanesischen Behörden mindestens 3.002 Menschen im Libanon getötet. Mehr als 100 Kinder seien in den vergangenen fünf Wochen getötet worden – im Durchschnitt zwei pro Tag. Bei israelischen Angriffen starben im gesamten Libanon 163 Gesundheits- und Rettungskräfte, außerdem wurden 158 Krankenwagen und 51 medizinische Notfallzentren wurden beschädigt, so die Behörden und NGOs.

Mehr als 1,2 Millionen Menschen sind zudem vertrieben. Besonders im Süden und Osten des Landes und in Südbeirut wurden Häuser und Infrastruktur massiv zerstört. Ganze Dörfer waren von erzwungener Evakuierung durch die israelische Armee betroffen. Satellitenbilder zeigen Krater und von Panzerspuren durchzogene Landschaften durch den israelischen Einmarsch im Süden.

„Als Einsatzkräfte an vorderster Front“ bezeugten die Nichtregierungsorganisationen International Rescue Committee (IRC), Save the Children, Danish Refugee Council und Intersos am Donnerstag „wahllose israelische Angriffe auf Zi­vi­lis­t*in­nen und zivile Infrastruktur, den Einsatz von Sprengstoff in dicht besiedelten Gebieten, unzureichende Evakuierungswarnungen und die Massenvertreibung der Zivilbevölkerung durch das israelische Militär.“

Solche Handlungen könnten Verstöße gegen das humanitäre Völkerrecht darstellen, einschließlich Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit. „Diese Angriffe können dazu führen, dass ganze Gemeinschaften kollektiv bestraft und geschädigt werden.“ Die Organisationen fordern die internationale Gemeinschaft auf, die Verstöße gegen das Völkerrecht zu ahnden. Dies sei eine moralische Verpflichtung und ein „rechtliches Gebot, das im Libanon und in der gesamten Region zu lange vernachlässigt wurde.“

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