Luca-App, Pinky Gloves, Peru: Vorsicht, wildes Gebäck!
Leninisten gewinnen noch Wahlen und der Facebook-Algorithmus war noch nie in Nordfrankreich. Fünf Dinge, die wir diese Woche gelernt haben.
1. Leninisten gewinnen noch Wahlen
Okay, das war etwas zugespitzt ausgedrückt, aber tatsächlich hat Pedro Castillo von der marxistisch-leninistischen Partei Perú Libre am Sonntag mit gut 19 Prozent die meisten Stimmen bei der Präsidentenwahl in Peru geholt. In der Stichwahl am 6. Juni tritt er gegen Keiko Fujimori an, die politisch rechts stehende Tochter des früheren peruanischen Diktators. Und Stichwahlen sind tückisch für linke Kandidaten: In Perus Nachbarland Ecuador verlor in einer solchen Andrés Arauz knapp gegen den liberalkonservativen Banker Guillermo Lasso.
2. Je dümmer ein Produkt, desto größer die Aufmerksamkeit
Das Produkt sind in diesem Fall rosa Latexhandschuhe, mit denen Menstruierende ihre benutzten Tampons in den Müll werfen sollen. Ausgedacht haben sich diese „Pinky Gloves“ André und Eugen, zwei Männer, die offenbar besser als Frauen zu wissen glauben, wie diese mit ihrem Körper und mit ihrer Periode umgehen sollen. Nach der Präsentation in der TV-Show „Die Höhle des Löwen“ wurden Produkt und Vorgehensweise auf Twitter und in diversen Medienberichten fachgerecht entsorgt. Allerdings kennen die Gloves jetzt auch alle.
3. Die Luca-App ist ein Steuermillionengrab
Findet jedenfalls der Chaos Computer Club (CCC), der einen Stopp von staatlichen Geldern für die App zur Kontaktnachverfolgung gefordert hat. Neben einer „mangelhaften Software“ wurden auch ein „zweifelhaftes Geschäftsmodell“ und „Unregelmäßigkeiten bei der Auftragsvergabe“ kritisiert, 20 Millionen Euro sind von mehreren Bundesländern bereits geflossen. Die Luca-App-Macher wiesen die Kritik zurück, veröffentlichten am Mittwoch aber den Quellcode der App unter einer Open-Source-Lizenz – und erfüllten damit implizit eine der CCC-Forderungen.
Dieser Text stammt aus der taz am wochenende. Immer ab Samstag am Kiosk, im eKiosk oder gleich im Wochenendabo. Und bei Facebook und Twitter.
4. Mancher Algorithmus ist eher künstlich als intelligent
Seit Dienstag darf sich die französische Kleinstadt Bitche wieder auf Facebook präsentieren. Dem Algorithmus des sozialen Netzwerks klang der Name der lothringischen Kleinstadt zu sehr wie ein englisches Schimpfwort, und er sperrte ohne Vorwarnung ihre Seite. Es dauerte Wochen, um den Fall zu klären. Wäre der Algorithmus doch mal bei Aluhut-Nazis ähnlich konsequent …
5. So langsam drehen alle durch!
Weil sie sich durch ein rätselhaftes Tier im Baum vor ihrem Haus bedroht fühlte, rief eine Frau im polnischen Krakau den Tierschutzverein zu Hilfe. Der kam, sah – und holte ein Croissant aus dem Baum. Es wurde anschließend im Wald ausgesetzt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Historiker Traverso über den 7. Oktober
„Ich bin von Deutschland sehr enttäuscht“
Deutsche Konjunkturflaute
Schwarze Nullkommanull
Interner Zwist bei Springer
Musk spaltet die „Welt“
Ende der scheinheiligen Zeit
Hilfe, es weihnachtete zu sehr
Schäden durch Böller
Versicherer rechnen mit 1.000 Pkw-Bränden zum Jahreswechsel
Grünen-Abgeordneter über seinen Rückzug
„Jede Lockerheit ist verloren, und das ist ein Problem“