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Lösung nach Insolvenz in FlensburgWerften unter neuer Flagge

Für die insolventen Werften Nobiskrug und FSG haben sich Käufer gefunden. Nicht alle Beschäftigten können allerdings direkt wieder anfangen.

Hier soll es doch weitergehen: Die Werft Nobiskrug in Rendsburg Foto: F. Anthea Schaap/imago

Flensburg/Rendsburg dpa | Für die insolventen Werften Nobiskrug und Flensburger Schiffbau-Gesellschaft (FSG) von Investor Lars Windhorst sind neue Betreiber gefunden worden. „Ich freue mich, dass Hendrik Gittermann und ich heute mitteilen können, dass es an beiden Werftstandorten Lösungen gibt, die Werftbetriebe zu erhalten“, sagte der vorläufige Insolvenzverwalter Christoph Morgen am Freitag auf dem Gelände der FSG in Flensburg.

So übernimmt der Bremer Nobeljacht-Bauer Lürssen die Werft Nobiskrug, die auf Schiffbau und schweren Stahlbau spezialisierte Heinrich-Rönner-Gruppe aus Bremerhaven die FSG. Bei der FSG tritt demnach die australische Reederei SeaRoad als Kooperationspartner auf, bis ihre dort in Bau befindliche Fähre fertiggestellt ist. Die Beschäftigten sollen dort laut Morgen die Arbeit kurzfristig wieder aufnehmen. Allerdings seien beide Werften zunächst nicht in einem Zustand, dass man einfach so wieder anfangen könne.

Zunächst Transfergesellschaft

Daher müssen die Beschäftigten zunächst in eine Transfergesellschaft wechseln. Ziel ist es Morgen zufolge, dass bereits am Montag wieder erste Arbeiter und Arbeiterinnen aus der Gesellschaft eingestellt werden, auch um möglichst schnell mit dem Bau des Schiffes bei der FSG zu beginnen. Zuletzt war bei beiden Werften von zusammen 494 Beschäftigten die Rede – ob alle übernommen werden, ist noch unklar.

„Heute ist in der Tat ein Tag, wo endlich wieder Hoffnung und Zuversicht da ist für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, erklärte Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther. Zum 1. Februar solle allen Arbeitern ermöglicht werden, in die Transfergesellschaft zu wechseln, die von den Investoren getragen werden.

Gute Nachricht für die Branche

Auch für Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck ist der Erhalt der beiden Werften eine gute Nachricht für den Werftbau. „Wir brauchen eine starke maritime Industrie in Deutschland“, teilte der Grünen-Politiker mit. Daher zeige der heutige Tag, dass der Werftenstandort eine Zukunft und die Beschäftigten eine Perspektive haben.

„Wir planen hier in Flensburg die Werft wieder in alte Stärke zurückzubringen“, erklärte Torsten Rönner von der Heinrich-Rönner-Gruppe, die die Leitung der FSG übernommen hat. Viele hätten gesagt, dass die Werft in keinem guten Zustand ist, er sei aber überzeugt, dass die Substanz noch „gut genug“ sei.

„Das, was hier an Know-how in den letzten Wochen und Monaten verloren gegangen ist, werden wir teilweise mit unserer Firmengruppe aufstocken“, sagte Rönner. So würden bereits die ersten Arbeitsverträge vorbereitet, damit die Werft in Flensburg bald wieder Schiffe bauen kann.

Werften gehörten Windhorst

Beide Werften gehörten zur Tennor-Gruppe von Investor Lars Windhorst. Am 12. Dezember 2024 war bekanntgeworden, dass die Amtsgerichte Flensburg und Neumünster für vier Gesellschaften der Werftengruppe Insolvenzeröffnungsverfahren eingeleitet haben. Nobiskrug und die FSG hatten bereits längere Zeit Probleme.

Der neue Besitzer der Rendsburger Werft Nobiskrug, die Bremer Lürssen-Gruppe, hat bereits auf der anderen Kanalseite mit der Kröger-Werft in Schacht-Audorf einen Standort. Sie ist auf große Jachten spezialisiert.

Nobiskrug hat seit ihrer Gründung 1905 weit mehr als 750 Schiffe gebaut. Die Werft ist auf den Bau von Luxusjachten ab 60 Metern Länge spezialisiert. Zu den bekanntesten Neubauten vergangener Jahre gehört die Mega-Segeljacht „A“. Die knapp 143 Meter lange Jacht wurde aber in Kiel gebaut.

Immer wieder vor dem Aus

In der mehr als 150-jährigen Geschichte der FSG wurden viele verschiedene Schiffe gebaut: Fracht-, Vieh- und Passagierdampfer, Drei-Mastschoner und Offshore-Docks, Massengutfrachter, Flottendienstboote und Forschungsschiffe. Die Werft stand bereits mehrfach vor dem Aus. Doch bislang fand sich immer jemand, der sie vor dem Untergang bewahrte.

Die Heinrich-Rönner-Gruppe hatte im November 2021 bereits die Stahlbauabteilung der Rendsburger Nobiskrug-Werft gekauft. Sie beschäftigt den Angaben zufolge etwa 1.700 Mitarbeiter an 19 Betriebs- und Produktionsstätten in Nord- und Ostdeutschland.

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