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Linke Sammlungsbewegung „Aufstehen“Den Bus bestellt und ausgestiegen

Sahra Wagenknecht zieht sich aus „Aufstehen“ zurück. Manche Aktivisten sehen die linke Sammlungsbewegung damit am Ende.

Nach Sahra Wagenknechts Rückzug von „Aufstehen“ spekuliert die Basis, wie es weitergeht Foto: dpa

Berlin taz | Wie geht es ohne die prominenteste Führungsfigur weiter mit der Sammlungsbewegung Aufstehen? Die Basis spekuliert nach Sahra Wagenknechts Rückzug aus dem Vorstand und ihrer entsprechenden Erklärung auf der Facebook-Seite von Aufstehen über die Zukunft. Während einige meinen „Jetzt erst recht“, sagen andere: „Aufstehen ist tot.“

Ein halbes Jahr nach der Gründung von Aufstehen in der Berliner Bundespressekonferenz steht die Sammlungsbewegung vor einer Zäsur. Sahra Wagenknecht, prominenteste Gründerin und mediales Gesicht der Sammlungsbewegung hat am Wochenende zunächst in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung bekannt gegeben, dass sie den Vorstand, in den sie erst Mitte Januar gewählt wurde, schon wieder verlässt. Als Gründe gab sie an, es sei Zeit, der Basis mehr Verantwortung zu übergeben. Sie führte aber auch gesundheitliche Probleme an.

Enttäuschung macht sich zunächst über den Stil des Rückzugs breit: „Wir hätten es gern anderswie erfahren als aus der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“, schreibt eine NutzerIn. Eine andere NutzerIn, die mit Gelbweste als Profilbild auftritt, meint: „Erst den Bus bestellen und dann während der Fahrt aussteigen, ganz mein Humor.“ Ein Karl-Heinz Braun kommentiert: „Fahnenflucht. Sie weiß ganz genau, dass ihre Entscheidung für viele Mitglieder demotivierend sein muss.“

Eine andere NutzerIn nimmt Wagenknecht in Schutz: „Den richtigen Schritt gemacht und einen nicht legitimierten Führungsanspruch fallen gelassen.“ Und eine Annabell Eckstein findet: „Wir müssen jetzt eine bundesweite Aufstehen-Basis gründen und zusammenstehen.“

Rückzug Wagenknechts sei ein Signal

„Ich gehe mal davon aus, das war’s“, sagt dagegen Rainer Balcerowiak, der sich in Berlin-Moabit bei Aufstehen engagiert und eine Basis-Gruppe mitgegründet hat. „In dieser Form wird es Aufstehen nicht mehr geben.“ Der Journalist beschäftigt sich auch beruflich mit Aufstehen, hat ein Buch über die Sammlungsbewegung veröffentlicht. Der Rückzug Wagenknechts als alles überstrahlender Führungsfigur sei ein Signal an die anderen Berufspolitiker.

Ich gehe mal davon aus, das war’s

Rainer Balcerowiak, Aufstehen-Aktivist

Die übrigen fünf Mitglieder des Vorstands, darunter der Bundestagsabgeordnete Marco Bülow, ehemals SPD-Mitglied oder Grünen-Urgestein Ludger Volmer, werden voraussichtlich Donnerstag eine Erklärung abgeben. Dann treffen sich nämlich die GründerInnen von Aufstehen zur lange geplanten Sitzung des Arbeitsausschuss.

Dass die Geschäfte dann vom Vorstand in die Hände der Basis gelegt werden, mag im engeren Zirkel kaum jemand glauben. Denn eigentlich spielt der Vorstand kaum eine Rolle, die Macht konzentriert sich beim Trägerverein von Aufstehen.

Basis wird wohl kaum die Geschäfte übernehmen

Der Verein, in dem lange vor allem Linken-Politikerinnen wie Sevim Dağdelen und ihr Mann Martin Hantke das Sagen hatten, hat nicht nur die Rechte an der Marke, sondern auch Zugriff auf die 170.000 E-Mail-Adressen der UnterstützerInnen und Administratoren-Rechte über den Facebook-Account und den Mailverteiler. Ohne Zustimmung des Trägervereins kann keine Aufruf und keine E-Mail verschickt werden. „Die Gründer der Ortsgruppen kommen noch nicht mal an Leute ihrer Umgebung ran, um diese gezielt anzuschreiben und einzuladen“, berichtet Balcerowiak.

Der Trägerverein begründete das mit Datenschutz und Haftung, andere sagen, in Wirklichkeit ging es um Kontrolle. „Einige Protagonisten wollten Aufstehen vor allem als Schwungmasse und Drohkulisse für innerparteiliche Auseinandersetzungen bei der Linken nutzen“, sagt Balcerowiak der taz und schreibt das auch in einem Kommentar für das Magazin Cicero online. „An einer großen, parteiunabhängigen Sammlungsbewegung hatten sie nie Interesse.“

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7 Kommentare

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  • Das sind gute und berechtigte Kritiken und durchaus lösbar.



    Aufstehen ist keine Partei, daher sind keine Wahlverluste zu befürchten, sondern eine Kampagne und bei gelungener Moderation vielleicht sogar eine Bewegung, um die Wahlmüdigkeit zu beenden. Die SPD hat zweimal die Kanzlerschaft abgegeben, indem sie die Linke verprellte und damit auch ihre eigenen Wähler. Jüngstes Beispiel für die Arroganz des Parteigeklüngels, war der Kölner SPD Politiker Martin Börschel. Raffen als gäbe es kein Morgen. Meine Güte was haben wir gelacht.



    Um selber die -aufstehen- eigenen Ressourcen und Potentiale zu entwickeln ist es vermutlich sinnvoll, sich Parallel auf das zu konzentrieren, was das ökologisch motivierte Movement 2019 aufgrund eigener knapper Ressourcen gezwungen ist, thematisch auszuklammern. Die soziale Frage angesichts der ökologischen. Die systemische Frage nach einer ausreichend gewichteten Gesellschaft.



    Die EU steht heute dort was Griechenland in den Ruin getrieben hat, massive Steuerhinterziehung bei gleichzeitiger massiver Schuldenaufnahme. Daher muss Europa neu definiert werden und angesichts der Fakten, sollten die Menschen den Linken Parteien eigentlich die Türen einrennen. Nur warum tun sie es nicht?



    Das DGB und Verdi die Ökosystemfrage aufgenommen haben, ist für M19 ein grosser Erfolg.



    Die ökologisch technischen Modelle sind in Teilen nicht ausreichend entwickelt, die öffentliche Diskussion darum, sich im Laufe der nächsten Monate fortführen. Als auch die Erkenntnis befördern, dass essentielle Technologien auf die Allgemeinheit gefährdende Art und Weise, durch Lobbypolitik verhindert wurden und werden. Wie bspw die Windkraft in den 80gern.



    Mit Blick auf die anstehenden Europawahlen, die Zeit arbeitet nicht unbedingt für uns.

  • DIE LINKE hat es sich einfach nicht verdient, solche politische Lichtgestalten wie Oskar Lafontaine und Sahra Wagenknecht in ihren Reihen zu führen. Ich frage mich heute noch, wie es die beiden politischen Lichtgestalten mit ihrem Intellekt es solange bei diesem, zum Teil heute noch SED-PDS abgesteckten Leuten aushalten konnten.

    Ich kann mich noch an eine Veranstaltung der Linken erinnern, bei der Bernd Rixingerl und Oskar Lafontaine auftraten. Dieser Bernd Rixingerl machte neben Oskar Lafontaine eine Figur, als sei er der Hausmeister für die Hallenwartung.



    Von Kaja Kipppining braucht man glaube ich gar nicht mehr sprechen. In München hatte sie mal eine Wahlkampfveranstaltung –eine Freundin war dort und hat mir berichtet- es waren gerademal 15 Leute anwesend. Gute Nacht DIE Linke.



    Wenn die Linke bei der EU Wahl und der nächsten Bundestagswahl über 5% kommt, darf sie von großem Glück sprechen. Das ist meine Prognose.

  • "Wie geht es ohne die prominenteste Führungsfigur weiter mit der Sammlungsbewegung Aufstehen?..."



    Diese Sorge hat Frau Lehmann garantiert nicht. Ich würde eher die Frage stellen, wie geht es nun weiter mit Anna Lehmann?, wo jetzt Ihr die Frau Wagenknscht abhanden gekommen ist. Kann sie überhaupt über was anderes schreiben? hat sie nicht längst angefangen, Kipping und Co in den Himmel zujubeln oder hat sie sich selbst wegen Mangel an Wagenknscht überflüssig gemacht und muss sie sich wohl jetzt einen neuen Job suchen,

    • @Anna Deiport:

      Kommentar entfernt. Bitte halten Sie sich an unsere Netiquette.

      Die Moderation

    • @Anna Deiport:

      Ihre Kommentare legen nahe, dass Sie Frau Wagenknecht gerne wie eine "Generalsekretärin des ZK usw:" behandelt sehen möchten und Journalismus sich ihr gegenüber wie die ehemalige DDR-Presse gegenüber Honecker und CO zu verhalten hat. Von Kipping und Co gehört die Partei wohl Ihrer Meinung nach "gesäubert", was eine "ordentliche" Presse, die Ihre Anerkennung findet, gefälligst zu fordern habe. MfG

    • @Anna Deiport:

      Na na , wer wird denn gleich in die Luft gehen? Lassen Sie Ihren Frust lieber an Wagenknecht, nebst Ehemann und der Moskau/Beton-Fraktion der Partei aus, die das Kopf-Konstrukt "Aufstehen" und das Fass der Spaltung aufgemacht haben.

  • Wer meint, Sahra Wagenknecht wäre unabdingbar, der hat nicht verstanden, was die Gesellschaft dringend benötigt. Nämlich Menschen, die außerhalb von Parteien bereit sind, für eine linke Bewegung "aufzustehen". Wir brauchen keine Befehlsempfänger, wir brauchen selbständige und selbstdenkende Menschen. Wenn, dann darf Politik nur unterstützende Hilfe sein. Was wir nicht brauchen ist Personenkult, bei aller Wertschätzung für Sahra und anderen Personen.