Lieblingsfarben von Fliegen: Ein Algorithmus gegen Fliegen

Die Farbe Blau wirkt auf Fliegen anziehend – weshalb das so ist, macht nun ein Algorithmus deutlich. Er soll auch bei der Schädlingsbekämpfung helfen.

Eine Stechfliege sitzt auf einem grünem Blatt

Stechfliegen bevorzugen eigentlich die Farbe blau, diese pausiert trotzdem auf einem grünen Blatt Foto: Nigel Downer/imago

Stechfliegen haben eine Lieblingsfarbe: Blau. Die Vorliebe ist schon länger bekannt, deshalb haben Fliegenfallen oftmals diese Farbe. Aus welchem Grund die Insekten aber bevorzugt auf blauen Flächen landen, war bislang nicht klar. Schließlich ist Blau keine Farbe, die in der Natur besonders häufig vorkommt. Es kursierten lediglich mehrere Vermutungen: Könnte es sein, dass Fliegen blaue Flächen mit schattigen Plätzen verwechseln und sie zur Abkühlung ansteuern? Oder werden sie von der Farbe angezogen, weil sie sie mit Nahrung assoziieren?

Die Studie

Ein Team von der walisischen Aberystwyth University wollte es genauer wissen. Unter der Leitung von Roger Santer entwickelten die Forscher ein künstliches neuronales Netzwerk, das die Sichterfahrung der Fliegen mit ihren fünf Arten von Lichtrezeptoren nachahmt. Es lernte also, wie eine Fliege zu sehen.

Sie ­trainierten die Algorithmen des Netzwerks darauf, erstens Tierhaut von Blättern zu unterscheiden und zweitens schattige von nichtschattigen Bereichen. Beide Aufgaben habe das Programm „mit hoher Genauigkeit“ gemeistert, heißt es in der Studie, die vom Fachmagazin Proceedings of the Royal Society B veröffentlicht wurde.

Anschließend sollte das Programm, das das gemeistert hatte, blaue Fliegenfallen zuordnen. Dabei fanden die Wissenschaftler heraus, dass die Fliegen die Farbe Blau keineswegs mit Schattenplätzen verwechseln. Schattige Flächen erkannte der Algorithmus nämlich nicht an der Farbe, sondern vielmehr an einem Mangel an Licht.

Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.

Um Tiere von Pflanzen zu unterscheiden, verglich das Netzwerk dagegen grüne und blaue Flächen durch die entsprechenden Fotorezeptoren. Blaue Fallen verwechselte der Fliegensimulator darum tatsächlich mit Tierhaut. Blau steht für die Fliege also für potenzielle Nahrung.

Was bringt’s?

Teamleiter Roger Santer hofft laut dem Guardian, dass die Ergebnisse dazu beitragen können, Fliegenplagen künftig besser zu bekämpfen. Mithilfe des neuronalen Netzwerks sei es möglich, die Mechanismen, durch die sich Fliegen zur Farbe Blau hingezogen fühlen, besser zu verstehen. Fallen könnten somit noch wirksamer gestaltet werden.

In vielen Teilen der Welt sind Stechfliegen eine Plage, die Krankheiten unter Tieren wie Menschen verbreiten. Santer nennt als Beispiel die besser als Schlafkrankheit bekannte ­Afrikanische Trypanosomiasis, die in Sub­sahara-Afrika endemisch ist.

Die Krankheit wird von winzigen Tierchen verursacht, die wiederum durch die Stiche von Tsetse­fliegen über­tragen werden. Weil es derzeit ­weder eine medi­zinische Vorbeugung noch eine Impfung gibt, sind ­Fallen ein wichtiges Mittel zum Schutz vor Infektionen. Feldstudien haben ­gezeigt, dass Tsetsefliegen, die in den ­Fallen landen, oftmals nicht gegessen haben – und somit wohl auf ­Futtersuche sind.

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