Letzte Staffel „Game of Thrones“ startet: Erzählerisches Gemetzel
Fans warten auf ein episches Ende der Serie. Warum die letzte Staffel nicht gut werden kann – und warum wir sie trotzdem gucken werden.
A nderthalb Jahre, anderthalb verdammte Jahre, so lange wurden ich und Millionen andere Fans auf die Folter gespannt. Nun endlich, in den USA am 14., in Deutschland am 15. April, startet die achte und damit letzte Staffel von „Game of Thrones“. Das Ende einer Ära voller Intrigen, herzzerreißenden Toden und überraschenden Handlungen. In „Game of Thrones“ war immer alles möglich, war niemand sicher.
Es ist klar, dass die Macher*innen auf den letzten Metern alles geben werden, um die Serie so gigantisch und episch wie möglich enden zu lassen. Schon das Ende von Staffel sieben lässt darauf schließen, dass nun die alles entscheidende Schlacht kommt.
Wir erinnern uns: In der letzten Folge geriet einer der Drachen von Königin Daenerys unter den Befehl der White Walker. Gemeinsam mit dem Drachen durchbrechen sie die Mauer im Norden, marschieren nun in Richtung Süden – und bedrohen so die Menschheit. Die Protagonist*innen müssen ihren Krieg untereinander ruhen lassen, um gegen die größte Bedrohung aller Zeiten zu kämpfen.
Alle Trailer und Interviews versprechen ein Spektakel auf dem Bildschirm. Der Trailer zeigt Ruinen, Zerstörung und Blut – es wird angedeutet, dass viele Serienheld*innen den Tod finden. In Entertainment Weekly sagt Kit Harington, der den Bastard Jon Snow spielt: „Es ist unerbittlich. Szenen, die vor fünf Jahren ein eintägiger Dreh gewesen wären, sind jetzt ein fünftägiger.“
Ich kann es kaum erwarten, die letzten Folgen endlich zu gucken, ich bin richtig hibbelig. Aber auch nervös. „Game of Thrones“ hat mir sehr viel Freude bereitet. Ich habe die Serie geschaut, alle Bücher gelesen und Prequels gesehen, ich besuche Ausstellungen und kann mich stundenlang über verschiedene Fantheorien unterhalten. Und obwohl die Macher*innen sicher viel Mühe in die Gestaltung der letzten Staffel gesteckt haben, habe ich das Gefühl, dass sie mich enttäuschen wird.
Letzte Staffeln sind immer eine delikate Angelegenheit. In wenigen Folgen sollen Geschichtsstränge der letzten Jahre so verwoben werden, dass alles am Ende rund wird. Jetzt muss alles logisch sein, Rätsel müssen zufriedenstellend gelöst werden, und dabei müssen die Schreiber*innen darauf achten, die Charakterentwicklung der Protagonist*innen einzuarbeiten. Es ist kein Wunder, dass die letzten Staffeln von vielen Serien für viel Wut und Enttäuschung gesorgt haben: „How I Met Your Mother“, „Dexter“, „Scrubs“.
Auch „Game of Thrones“ droht ein ähnliches Schicksal. Schon die letzte Staffel wirkte teilweise überhastet: Wenn früher ein Rabe, das Kommunikationsmittel in Westeros, geschickt wurde, konnte es zwei, drei Folgen dauern, bis er ankam. Jetzt rasen die armen Vögel in Lichtgeschwindigkeit durch den Kontinent. In einer Folge werden zig Teile des Kontinents erobert und wieder verloren. Die genialsten Menschen sterben einen unwürdigen Tod, damit das schnell abgearbeitet ist.
Man fühlt sich als Zuschauer*in, als säßen die Produzent*innen mit einer Stoppuhr daneben. Das ist vor allem bei einer Serie wie „Game of Thrones“ unschön, da sie sich eigentlich durch komplexes Storytelling auszeichnet. Und es war eine politische Serie – das war, was mir immer gefallen hat.
Jetzt kommt die letzte Staffel, und das sind nur sechs Folgen. In Spielfilmlänge zwar, aber reicht das? Wahrscheinlich wird der Schwerpunkt auf den Schlachten liegen. Alle weiteren offenen Fragen werden im Vorübergehen schnell beantwortet nach dem Motto „Ach ja, da war noch was“.
Werde ich mir also die mögliche Enttäuschung antun und die letzte Staffel angucken? Aber so was von! Auch eine schlechte Staffel ist immer noch besser als nichts. Ich will sehen, wie die Macher*innen die Geschichte beenden. Ich will miterleben, was mit den Charakteren geschieht. Ich will die Schlachten sehen, mit Freund*innen die Folgen analysieren und Wetten abschließen (Ich habe gewettet, dass Daenerys schwanger ist. Ihr erfahrt es hier als Erstes!)
Für mich ist Game of Thrones auch eine Community. Ich will bis zum Schluss dabei sein. Vielleicht werde ich ja doch überrascht und es wird eine gute Staffel. Oder aber ich behalte Recht, das würde dann immerhin meinem Ego guttun. Und am Ende bleiben ja immer noch die Bücher – hoffentlich.
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