: Letelier-Mörder war CIA-Agent
Neue Dokumente über die Rolle des US-Geheimdienstes im Kampf gegen Chiles sozialistischen Präsidenten Salvador Allende offenbaren politischen Skandal
BERLIN taz ■ Das Bombenattentat auf Orlando Letelier, den chilenischen Botschafter in den USA während der Amtszeit des sozialistischen Präsidenten Salvador Allende, im Jahre 1976 war einer der schwersten Fälle von politischem Terrorismus in der US-Bundeshauptstadt. Bei der Explosion einer in ihrem Auto versteckten Bombe wurden Letelier und sein Begleiter Ronnie Moffitt getötet. Für Pinochet-Gegner in den USA wie in Chile zeigte die Mordtat das wahre Gesicht der chilenischen Militärdiktatur, die ihre Gegner selbst im Ausland verfolge.
Jahrelang belastete die Forderung Washingtons, dem Drahtzieher des Attentats, dem chilenischen Geheimdienstler Manuel Contreras Sepulveda den Prozess zu machen, die Beziehungen zwischen den beiden Ländern. Contreras und sein Stellvertreter Pedro Espinoza wurden erst 1993 in Chile vor Gericht gestellt und zu sieben bzw. sechs Jahren Haft verurteilt.
Jetzt ist neu veröffentlichten Dokumenten der CIA zu entnehmen, dass Contreras, der Chef des berüchtigten chilenischen Geheimdienstes Dina, zum Zeitpunkt des Attentats selbst auf der Gehaltsliste des US-Geheimdienstes stand. Dies berichtet die New York Times am Dienstag. Contreras sei zwischen 1974, also ein Jahr nach dem Pinochet-Putsch, und 1977, ein Jahr nach dem Attentat auf Letelier, für den US-Geheimdienst tätig gewesen. Seine Dienste seien „für das Gelingen der US-Mission in Chile erforderlich“ gewesen, heißt es in den Dokumenten, die auf Druck von Kongressabgeordneten und Menschenrechtsgruppen von der US-Regierung freigegeben wurden. Kurz nach dem Attentat habe man innerhalb der CIA Verdacht gegen Contreras geschöpft, aber die Kontakte zu ihm fortgesetzt.
Peter Kornbluh vom National Security Archive, einem unabhängigen Forschungszentrum in Washington, kommentierte die Enthüllung mit den Worten: „Jetzt kommen tatsächlich die lange im Dunklen gelassenen Verbindungen der USA zur den repressiven Kräften in Chile ans Tageslicht. Dies ist der erste Schritt zu einer ehrlichen Darstellung der Wahrheit über diese dunkle Ära.“ STEFAN SCHAAF
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