Lesung mit Lisa Eckhart in Hamburg: Ausgeladene liest doch

Nach Protesten hatte das Literaturfestival „Harbour Front“ die Kabarettistin Lisa Eckhart wieder ausgeladen. Nun las sie anderswo – in aller Ruhe.

Lisa Eckhart im goldenen Kleid bei einer Lesung in Hamburg

Am Ende konnte sie doch in Hamburg lesen: Lisa Eckhart im Literaturhaus Foto: Axel Heimken/dpa

HAMBURG taz | Nun hat Lisa Eckhart doch noch in Hamburg aus ihrem Debütroman „Omama“ vorgelesen. Nachdem das Literaturfestival „Harbour Front“ die Österreicherin wegen angeblicher Drohungen aus der autonomen Szene erst aus- und später wieder eingeladen hatte, was wiederum Eckhart ausschlug, las sie am Donnerstagabend im Literaturhaus.

Nach dem ganzen Hin und Her hätte man zumindest kleine Proteste erwartet. Doch im gut gefüllten Lesesaal des Literaturhauses saßen an diesem Abend nur ihr wohlgesonnene Zuschauer*innen jenseits der 50, die Eckhart gespannt beobachteten, während sie die Bühne betrat.

Dass es keinen Protest gab, sei schon ein bisschen enttäuschend, sagte die Kabarettistin zu Beginn ihrer Lesung. „Ich hatte mich schon vorbereitet, dass ich mich da durch Demonstranten durchkämpfen muss, mich in schwarzen Kleidern unter sie zu mischen und hatte mir ein Schild gebastelt: ‚Eckhart, du Sau‘.“ Vielleicht habe der Regen die Demonstrant*innen ferngehalten. Eckhart verzichtete jedenfalls auf schwarze Kleidung und zeigte sich im goldenen Kleid mit kurzen Ärmeln und Stehkragen. Dazu schwarze Schnürstiefel.

Rainer Moritz, Leiter des Literaturhauses und Moderator des Abends, zeigte sich äußerst angetan vom Debütroman. Kichernd nahm er seine liebsten Stellen des Romans vorweg, der das Leben von Eckharts Oma Helga in den Folgejahren des Zweiten Weltkrieges beschreibt.

Publikum lacht über über Vergewaltigungsanekdote

Die Debatte über den Begriff „Cancel Culture“, also die Kultur des Absagens, habe mit dem Buch herzlich wenig zu tun, sagte er noch – das Publikum raunte zustimmend und amüsierte sich prächtig über Helga und ihre Schwester, die fürchten mussten, von Russen vergewaltigt zu werden. Immer wieder Lachsalven, während Eckhart die skurrile Geschichte vorlas. Überraschend sei, dass Hamburger auch lachen könnten, stellte sie fest.

Einmal kam Eckhart dann doch noch auf die Absage zu sprechen, denn ihr Buch ist nach wie vor für den „Harbour Front“-Preis des besten Debütromans nominiert. „Ich hoffe, dass man ihn jemand anderem gibt, weil ich könnte mich über diesen Preis nicht mehr freuen.“

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