Lesbische Datingshow bei TVNOW: Das perfekte Gesprächsthema

Endlich gibt es mit „Princess Charming“ eine lesbische Dating-Show. Statt Schlägereien zu zeigen, setzt sie auf respektvolles Miteinander und Zusammenhalt.

Potrait von Gea aus "Princess Charming"

Gea, 28, Lebensmotto „No risk, no fun“: Schön wäre es, wenn Gea nicht jedes Mal misgendert würde Foto: René Lohse/TVNOW

Nach dem tristen Coronawinter ist das neue TVNOW-Format „Princess Charming“ ein Geschenk. Die erste lesbische Dating-Show trifft schon mit dem Veröffentlichungstag ins Herz aller Dykes: Dienstag um Mitternacht bedeutet, dass die Abendplanung safe ist. Wer pandemiekompatibel in Isolation bleiben möchte, kann sich die Folge zum Feierabendbier gönnen, wer schon Montag um 23.59 Uhr die Streaming-Plattform aufruft, hat für Dienstagabend das perfekte Gesprächsthema für die Gruppenunterhaltung. Denn Redebedarf gab’s bereits nach der Premiere diese Woche.

Die Downer zuerst: Klar wäre es wünschenswert, wenn nicht die Hälfte der Kandidat_innen gleich aussähe. Auf Social Media irritiert es, wie die „Princess Charming“-Redaktion Eigenlob für Diversity austeilt. Ich hätte mir mehr Lesben gewünscht, die dick, trans, sichtbar behindert und/oder kanakisch sind.

Gleichzeitig kann ich mir gut vorstellen, dass sich nicht unbedingt Scharen von Lesben auf die Bewerbung gestürzt haben, zumal in Deutschland solche Formate zu gehässigen und abwertenden Kommentaren einladen.

Dennoch nice, dass neben Femme und Butch Repräsentation mit Gea eine nichtbinäre Person dabei ist – schöner wäre jedoch, wenn Gea nicht jedes Mal misgendert würde, wenn von „Ladys“ und „Frauen“ gesprochen wird. Warum nicht einfach Lesben?

Keine Gewalt gezeigt

Trotzdem wird schon in der ersten Folge klar, dass die Redaktion um einen respektvollen Blick auf die Teil­neh­mer_in­nen bemüht ist: Zwischen den Kan­di­da­tin­nen Ulle und Sonja kommt es zu einer körperlichen Auseinandersetzung, die nicht ausgestrahlt, jedoch thematisiert wird. Niemand muss dabei zuschauen, wie Frauen geschlagen werden.

Beide Beteiligte müssen gehen – ei­ner­seits konsequent, andererseits hätte ich mir aus Entertainmentgründen noch ein paar Folgen mit Ulle und ­ihrem inspirierenden ­Selbstbewusstsein gewünscht. Für ein Free-Ulle-Movement reicht es aber nicht, zumal sie nicht nur schlagfertig, sondern gemein aufgetreten ist. Stabil, dass sie beim Lästern von Wiki konfrontiert wurde und dass andere Kandidat_innen die verunsicherte Sonja getröstet haben. Ob der Wettbewerb diesen Zusammenhalt nicht strapaziert, bleibt spannend.

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Hengameh Yaghoobifarah studierte Medienkulturwissenschaft und Skandinavistik an der Uni Freiburg und in Linköping. Heute arbeitet Yaghoobifarah als Autor_in, Redakteur_in und Referent_in zu Queerness, Feminismus, Antirassismus, Popkultur und Medienästhetik.

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