Lena Dunham entschuldigt sich: Vorzeige-Feministinnen?
Die „Girls“-Schöpferin Dunham steht in der Kritik. Sie hatte die Missbrauchsvorwürfe einer Schauspielerin als falsch zurückgewiesen.
Lena Dunham steht seit dem Wochenende im Zentrum der Kritik rund um die Missbrauchsvorfälle in der US-amerikanischen Kreativbranche. In einer öffentlichen Erklärung nahm die „Girls“-Erfinderin den Filmproduzenten Murray Miller in Schutz. Die Schauspielerin Aurora Perrineau wirft Miller vor, sie 2012 missbraucht zu haben. Perrineau war damals 17 Jahre alt.
Laut der US-amerikanischen Medienseite The Wrap erstattete Perrineau in der vergangenen Woche Anzeige gegen Miller. Er habe sie 2012 beim Ausgehen mit zwei Freund*innen getroffen und darum gebeten, von ihnen nach Hause gebracht zu werden. Dort sei die Schauspielerin schließlich aufgewacht, während der Filmproduzent Sex mit ihr hatte. Sie habe keine Einwilligung dazu gegeben.
Vor einigen Wochen habe Perrineaus Anwalt zunächst Millers Anwälte kontaktiert, um eine finanzielle Entschädigung zu erhalten, zitiert The Wrap Millers Anwalt Matthew Walerstein. Erst danach sei sie zur Polizei gegangen. Die Mutter der Schauspielerin, Britanny Perrineau, bestreitet laut The Wrap hingegen, dass die Anwälte oder die Familie finanzielle Forderungen gestellt hätten.
Die leitende Produzentin der Fernsehserie „Girls“, Jennifer Konner, und Lena Dunham hatten ihren Kollegen Miller, der auch für die Serie schrieb, im Magazin The Hollywood Reporter öffentlich verteidigt: „Obwohl unser erster Instinkt ist, die Geschichte jeder Frau anzuhören, sind wir durch unser Insiderwissen davon überzeugt, dass diese Anschuldigung leider einer der drei Prozent aller Vergewaltigungsvorwürfe ist, die jedes Jahr falsch aufgegeben werden.“
Am Sonntag entschuldigte sich Dunham für die Erklärung. „Jede Frau, die sich äußert, verdient es voll und ganz gehört zu werden, und unsere Beziehung zum Beschuldigten sollte keine Rolle spielen in der Einschätzung, die in der Untersuchung ihres Falls getroffen wird“, schreibt sie auf Twitter.
Noch im August hatte Dunham selbst auf Twitter geschrieben: „Dinge, über die Frauen lügen: was sie zum Mittag gegessen haben. Dinge, über die Frauen nicht lügen: Vergewaltigung.“
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Die „Girls“-Schöpferin, eine bekennende Feministin, war auch zuvor schon in die Kritik geraten, weil sie für eine sehr spezielle Art von Feminismus steht. Twitter-Nutzer*innen sind belustigt darüber, wie häufig Dunham sich bereits für Fehltritte entschuldigte.
Leser*innenkommentare
Velofisch
Es ist einfach dumm anzunehmen, dass eine Gruppe von Menschen generell über bestimmte Dinge lügen und über andere Dinge nicht lügen würde. Die Frage muss doch lauten, warum hat Frau Dunham behauptet, dass die Beschuldigung gelogen wäre. Eine Frau zu bezichtigen, die Missbrauchsvorwürfe erfunden zu haben, wenn sie es besser weiß, ist keine Bagatelle. Wenn sie aber weiß, dass die Vorwürfe ohne Grundlage sind, ist es ebenfalls charakterlos, bei der Verdammung Unschuldiger mitzuhelfen. Jetzt zu sagen, "was nicht sein soll, kann nicht sein" ist nur noch peinlich - für alle. Peinlich für Frau Dunham aber auch peinlich für die taz.
Das ähnelt allenfalls einer Diktatur, in der sich entschuldigt wird, wenn jemand die offizielle Sprachregelung missachtet hat, aber die Wahrheit niemanden interessiert.