piwik no script img

Lehmanns letztes Spiel bei ArsenalFreundlicher Abschied für "Mad Jens"

Überraschend darf Lehmann noch einmal für Arsenal London halten - und bekommt so einen versöhnlichen Abschied. Nach der EM will der Torwart in jedem Fall noch ein, zwei Jahre spielen.

Lehmann auf seinem Stammplatz. Bild: reuters

LONDON dpa/taz Arsene Wenger hat Jens Lehmann zum Musterprofi erklärt und dem deutschen Fußball-Nationaltorhüter dafür zum Ende seiner Karriere beim FC Arsenal ein "Abschiedsspiel" geschenkt - zumindest zwanzig Minuten. "Es war sein Abschied, ja. Ich wollte ihm zeigen, dass wir ihn für das respektieren, was er für uns geleistet hat", begründete der Coach seine Entscheidung, den 38 Jahre alten Keeper am Sonntag im letzten Premier-League-Heimspiel der Saison in der 69. Minute einzuwechseln.

Noch etwas respektvoller wäre es vielleicht gewesen, Lehmann das ganze Spiel spielen zu lassen. Doch Lehmann nahm die Geste gut auf, gab im Anschluss, sichtlich gerührt freundliche Interviews. "Es war ein sehr emotionaler Tag. Der Abschied, den ich hatte, wird immer in meiner Erinnerung bleiben."

Vielleicht auch deshalb, weil Lehmann ganz unverhofft zu dieser Gelegenheit kam, seinen Fans "Good bye" zu sagen. Denn zuletzt hat es fast nur Streit gegeben zwischen ihm und seinem Verein. Nun lobte ihn Wenger zum Abschied: "Er war ein 100-prozentiger Profi, nicht immer ein einfacher Charakter, aber das nimmt man in Kauf, wenn der Kerl tagtäglich Einsatz zeigt." Ein wenigstens halbwegs versöhnlicher Abschluss.

Für Lehmann, der nach dem mit 1:0 gewonnenen Match den Anhängern im Stadionrunde zuwinkte, war es erst der 13. Einsatz in dieser Saison - wenn auch der 199. für Arsenal insgesamt. Zu Beginn dieser Spielzeit hatte er nach zwei Patzern und einer Schulterverletzung seinen Stammplatz im "Gunners"-Tor verloren an die damalige Nummer 2, den Spanier Manuel Almunia.

Wenger hielt danach an dem Almunia fest. Und zwar auch, als die exzellent gestartete und Traumfußball spielende Elf mit einer Serie von Punktverlusten gegen Ende der Saison ins Straucheln geriet. Die Londoner verspielten damit ihre Chancen auf die englische Meisterschaft und unterlagen dem FC Liverpool im Viertelfinale der Champions League.

Am Sonntag und im vorangegangenen Match ließ Wenger überraschend Arsenals Nummer 3, den Polen Lukasz Fabianski, spielen. Und wieder nicht Lehmann. Vielleicht lag das an den Angriffen Lehmanns gegenüber Wenger im Kicker nach dem Ausscheiden aus der Königsklasse im April, die auch in England wahrgenommen worden waren. Vielleicht aber auch nur daran, dass Lehmann und Arsenal gedanklich schon getrennt sind, seit klar ist, dass Lehmanns auslaufender Vertrag zum Saisonende nicht verlängert wird.

Gegenüber BBC resümierte Lehmann seine Jahre bei Arsenal so: „Wenn ich hier nicht gespielt hätte, hätte ich nie die Weltmeisterschaft 2006 in meinem Land mitspielen können", betonte er. "Ich wäre nicht ins Championsleague-Finale gekommen und hätte natürlich keine Saison ohne Niederlage erlebt."

Lehmann sagte weiter, er wolle nun erst einmal die EM spielen - und dann abwarten, was für Angebote kämen. In jedem Fall wolle er sich noch einmal für ein bis zwei Jahre binden.

Lehmann war 2003 von Borussia Dortmund als Nachfolger des legendären David Seaman an die Themse gewechselt. Gleich in seinem ersten Jahr in London war er Teil der "unbesiegbaren Kanoniere", die 2003/2004 ohne Niederlage blieben und souverän englischer Meister wurden. Lehmann, von Teilen der Presse wegen seines Temperaments und seiner Spielweise "Mad Jens" getauft, gewann mit Arsenal außerdem 2005 den englischen FA-Cup und spielte 2006 im Champions-League-Finale gegen den FC Barcelona. Lehmann sah ausgerechnet in diesem Endspiel nach einer Notbremse die Rote Karte (18. Minute) und leitete damit die 1:2-Niederlage ein.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!