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Landtagskandidat in Rheinland-PfalzSchnell die Welt retten

Ein 20-Jähriger hat es ganz besonders eilig. Maurice Conrad will für die Klimaliste in den Mainzer Landtag einziehen.

Engagiert fürs Klima, nicht nur in Rheinland-Pfalz: Maurice Conrad Foto: Michael Debets/imago

Ein Lkw donnert vorbei. „Aber ist das denn überhaupt finanzierbar?“, schreit die Deutschlandfunk-Korrespondentin in ihr Aufnahmegerät. Maurice Conrad schreit zurück: „Schauen Sie, mit wie viel Geld wir den Autoverkehr subventionieren!“ Dann zückt er eine Schere, knipst den überstehenden Kabelbinder ab und schreitet zur nächsten Laterne, ein weiteres Plakat anbringend.

Conrad, klein, schwarze, lockdownbedingt lange Haare, hat mit einigen Freunden die Klimaliste Rheinland-Pfalz gegründet, die bei den Landtagswahlen am 14. März antritt. Das macht den 20-Jährigen zum gefragten Gesprächspartner. „Ist schon ein bisschen Theater manchmal“, sagt er, als die Korrespondentin weg ist, lächelnd.

Wahlkampf in Coronazeiten. Conrad lüftet das maskenverschwitzte Gesicht. „Wir haben kaum noch Plakate übrig. Die wenigen heben wir uns für den SWR auf, der kommt nächste Woche“, erklärt Mitstreiterin Greta Waltenberg, 19.

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Klimaneutralität bis 2030 fordern die beiden, einen rascheren Kohleausstieg, eine radikale Wende in der Umweltpolitik – Gemüse vom Gemüse der Grünen. Die haben reagiert und für ihr neues Grundsatzprogramm die Formulierung übernommen, es sei „notwendig, auf den 1,5-Grad-Pfad zu kommen“. Mit Erfolg: Die Klimaliste im zur selben Zeit wählenden Baden-Württemberg hat sich über der Frage, ob sie den Grünen nicht nur unnötig Stimmen abjagt, gespalten.

Gut vernetzt ist halb gewonnen

Wenn Informatikstudent Conrad beim Spaziergang über solche Konflikte spricht, klingt das, als ginge es um ein Computerspiel. „Die Klimaliste ist ein Mittel, um ’ne größere Hebelwirkung auf die Politik zu bekommen, als nur mit Demos“, meint er. Oder: „Wir glauben natürlich, dass wir es in den Landtag schaffen. Das gehört zur Erzählung dazu.“ Conrad ist vertraut mit dem Spiel der Medien: Er rief die Mainzer Gruppe Fridays for Future mit ins Leben, redete bei einer Demonstration in Berlin vor Zehntausenden, studierte für eine kurze Zeit sogar an der Mainzer Schauspielschule. Sein Vater leitete die Sendung „Kulturzeit“; sein Patenonkel ist ZDF-Chefredakteur.

Mit seinem Engagement zielt Conrad auf breite Mehrheiten: „Ich will auch die Kinder von CDU-Wählern auf unseren Demos haben.“ Die etablierte linke Protestkultur verhindere das – und gefährde so die Durchsetzung progressiver Inhalte. „Wenn frustrierte Leute Politik machen, wird das immer scheiße.“

Damit positioniert sich Conrad gewissermaßen im Realflügel von „Fridays for Future“. Denn der „Marsch durch die Institutionen“ ist dort in vollem Gange, die ersten Bundestagskandidaturen für die Grünen wurden schon verkündet. Maurice Conrad befürwortet das: „Auf unsere Leute können wir ganz anders einwirken. Und die Bewegung muss parlamentarische Erfahrung sammeln, wenn sie dauerhaft was ändern will.“ Selbst Kapitalismuskritiker bräuchten schließlich einen PR-Berater. Aber ist genau das nicht der letzte Satz des Revoluzzers, bevor er in den Vorstandsposten wechselt?

Ungeduldig wirkt Conrad im Gespräch, unterbricht seine Begleiterin Waltenberg oft und spricht so schnell, als sei er der Planet, dem die Zeit davonläuft. Er habe durchaus Angst, vom Erfolg korrumpiert zu werden. „Vielleicht positioniere ich mich deshalb politisch als Outsider.“ Außerdem müsse man sich in etablierten Parteien so lange hocharbeiten.

Waltenberg antwortet auf die Frage, ob Conrad mal ein „echter“ Politiker werde: „Eigentlich nicht, glaube ich. Aber wenn sich die Gelegenheit ergibt, konkret etwas zu ändern, dann nimmt er die vielleicht schon wahr.“ Er lächelt wieder.

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5 Kommentare

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  • Bei Herrn Conrad gehen bei mir sämtliche Alarmglocken los. Frau Waltenberg, die Mitstreiterin, die er unterbricht, ist immerhin die Vorsitzende der Klimaliste. Der Einzug in den Landtag ist für ihn Teil eines Narrativs, statt ein lohnendes Ziel im Dienst der Umwelt. Er lehnt linke Protstkultur ab, damit die jungen CDU-Wähler ihm nicht abhanden kommen und will auf seine FfF-Leute "einwirken", damit sie den "Marsch durch die Institutionen" antreten. Das erinnert mich an Herrn Fischer zu Startbahnzeiten. Taktisch ungeschickt, dass er seine Intention verrät, indem er zugibt, in etablierten Parteien müsste er sich lange hocharbeiten. In der Klimaliste schafft er es bestimmt schneller, aber da er schon in der Piratenpartei war, wer weiß, wem sich dieser Berufspolitiker am Anfang seiner Karriere in zwei Jahren andient. Ich traue ihm nicht weiter, als ich ihn werfen könnte.

  • Man kann ja mal ein paar Infos mehr mit Links mitgeben:



    Ja der spricht immer so schnell:



    www.youtube.com/watch?v=pX4uhu4OKEc



    Hat dafür aber auch allen Grund, wenn man sich das junge Portfolio so anschaut.



    de.wikipedia.org/wiki/Maurice_Conrad

  • > Ungeduldig wirkt Conrad im Gespräch, unterbricht seine Begleiterin Waltenberg oft und spricht so schnell, als sei er der Planet, dem die Zeit davonläuft.

    Liebe taz, uns allen läuft die Zeit davon.

    Ich bin Physiker. Wir stehen eindeutig vor - und genauer, bereits *in* - der größten Krise, welcher die Art Homo Sapiens je begegnet ist, und diskutieren über die Farbe am Lack des BMW.

    Ich wünsche mir ein Interview mit dem Klimaforscher Hans-Joachim Schellnhuber. Der hat 2015 ein Buch geschrieben mit dem Titel "Selbstverbrennung".

    • @jox:

      Stimmt, allerdings folgt die große Mehrheit der Gesellschaft nicht Physikern, sondern Ökonomen, die dem Paradigma der Gewinnmaximierung frönen und einen Systemwechsel diesbezüglich ablehnen. Da interessieren Physiker nicht, die dieses Paradigma stören!



      Und dass das System irgendwann komplett gegen die Wand fährt, interessiert auch nicht, denn der Markt reguliert sich anschließend von selbst.

      Mein Hinweis ist diesbezüglich nur, solange die Mehrheit der Wirtschaftswissenschaftler (ich weiß, für Physiker ist das keine Wissenschaft) bzw. die Wirtschaftswissenschaften insgesamt nicht anerkennen, dass sich unser Wirtschaftssystem massiv verändern muss, wird uns allen die Zeit weiter davonlaufen und uns bleibt nur die Erkenntnis von Keynes: "In the long run, we are all dead!"

  • "Mit Erfolg: Die Klimaliste im zur selben Zeit wählenden Baden-Württemberg hat sich über der Frage, ob sie den Grünen nicht nur unnötig Stimmen abjagt, gespalten"

    Klar. Immer wieder dieselbe schwierige Frage. Lasst Euch nicht entmutigen: irgendwer muss dafür sorgen, dass sich die Grünen nicht bequem in der Macht einrichten. Sonst sehen sie in fünf Jahren so aus, wie die CDU heute ist. Das können wir uns gerade jetzt nicht leisten.

    Danke, und -- drücke Euch die Daumen!