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Lahmender InternetausbauKraftloses Herumdoktern

Tanja Tricarico
Kommentar von Tanja Tricarico

Nur in jeder dritten Kommune gibt es schnelles Internet. Statt Betroffenheit vorzuspielen, sollte der zuständige Minister Scheuer schnell etwas tun.

Ist seinen Aufgaben nicht gewachsen: Verkehrsminister Andreas Scheuer ist fürs Internet zuständig Foto: dpa

A ch was, nur jede dritte Kommune hat Zugang zu schnellem Internet? Wer hätte das gedacht, in diesem hochindustrialisierten Land. Tja, leider überraschen die Statistiken des Verkehrsministeriums über den schleppenden Netzausbau im ländlichen Raum nicht wirklich. Sie lassen die Leser*innen höchstens müde lächeln.

Und jetzt? Wie Digitalisierung und Netzausbau in Deutschland funktionieren sollen, daran doktern derzeit etliche Gremien herum. Im Kanzleramt, in den Ministerien, im Bundestag, in den Ländern. Wissenschaftler*innen ermitteln seit geraumer Zeit den tatsächlichen Bedarf, erstellen Studien en masse.

Papiere gibt es also zahlreich, doch werden die Strategien kaum bis gar nicht zusammengeführt. Das Umsetzen analoger Ideen in die digitale Realität gerät zum Desaster. Der zuständige Minister, Andreas Scheuer, gibt sich – wieder mal – ganz betroffen angesichts der schlechten Zahlen, er spricht von einer „Kraftanstrengung“, die nun anstehe. Wohlgemerkt von Bund, Ländern, Kommunen und Unternehmen gemeinsam. Aber wo bleibt eigentlich Scheuers Einsatz? Einen Masterplan für den Netzausbau hat auch er nicht parat.

Schade, denn die Zeit läuft. Ganze sechs Jahre hat sein Ministerium, um überall im Land superschnelles Internet bereitzustellen. Hinzu kommt, dass die vollmundigen Digitalpläne seiner Kabinettskolleg*innen, etwa aus dem Wirtschaftsressort, der Gesundheit, aus der Bildung, Forschung, dem Innenministerium, Verteidigung oder der Landwirtschaft, dahin sind, wenn Scheuer nicht liefert. Denn ohne die Technologie können sie ihre Versprechen nicht einhalten. Langsam wird’s wirklich unangenehm. Wie wäre es mit finanzieller Unterstützung für die Kommunen? Oder mit Erleichterungen bei der Genehmigung von Bauvorhaben beim Breitbandausbau?

Die Expert*innen im Verkehrsministerium müssten nicht lange nach Ideen suchen. Die stehen ja längst in besagten Papieren. Was jetzt fehlt, ist eine Kraftanstrengung – im eigenen Haus.

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Tanja Tricarico
wochentaz
Schreibt seit 2016 für die taz. Themen: Außen- und Sicherheitspolitik, Entwicklungszusammenarbeit, früher auch Digitalisierung. Leitet derzeit das Politik-Team der wochentaz. Privat im Einsatz für www.geschichte-hat-zukunft.org
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5 Kommentare

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  • Die einzige "Kompetenz" die ein Verkehrsminister hierzulande braucht ist Kuschen vor der Automobilindustrie bzw. direkte Kungelei mit derselben. Da kann man jetzt nicht erwarten dass die sich mit Internet auskennen. Eventuell wäre es unter diesen Umständen sogar Zielführender ein paar gut ausgebildete IT Techniker und Logistiker von BMW, VW, Daimler ins Verkehrsministerium zu berufen nach dem Motto wenn wir hier schon Verkehrspolitik nach wie vor nur fürs Auto machen dann macht ihr uns jetzt aber das Internet und den andern Kram den wir der Bevölkerung und der restlichen Wirtschaft so versprochen haben ...

  • 9G
    97088 (Profil gelöscht)

    Und jetzt die Überraschung: Digitale Entwicklung, Breitbandausbau und schnelles Internet stehen zum dritten Mal (also seit über 10 Jahren) ganz ganz oben in der jeweiligen GroKo-Agenda. Nur leider haben die von einer kleinen süddeutschen Volkstumpartei gestellten Fachleute in erster Linie Sorge, dass sie den richtigen Dienstwagen erhalten und diese dann auf den deutschen Autobahnen nur durch die Fahrphysik begrenzt schnell fahren dürfen. Da ist für Verkehrspolitik, Infrastruktur und diesen ganzen sonstigen peripheren Quatsch nun wirklich keine Zeit mehr. Ist das so schwer zu verstehen?

  • Wie kann man so ein wichtiges Thema dieser Stammtischpartei überlassen!Was die anfassen geht in die Hose.Herdprämie,Familiengeld,Maut und als Glanzstück die Schnapsidee in München eine Transrapidstrecke vom Haupbahnhof zum Flughafen zu bauen.Warum also soll ausgerechnet Frau Bähr die digitale Infrastruktur in den Griff bekommen?

  • Wenn Millisekunden über Wohl und Wehe einer Gesellschaft, ihrer Ökonomie und dem Leiden der Menschheit durch ruckelnde streams (Dokus, Filme, Musik, Spiele, Pornos...) entscheidend sind, dann haben nicht nur ein Klimaproblem, sondern auch auch gehörig einen an der Murmel!

    Die Verarbeitung von Daten mit Lichtgeschwindigkeit erfolgt mit der Energie aus dem gegenwärtigen Energiemix. Schon mal darüber nachgedacht? Je mehr Datenvolumen desto mehr Energie in Rechenzentren/Serverparks und Kühlanlagen. Offenbar hat die digitale Welt keinen Bezug zur realen Welt!

  • „Statt Betroffenheit vorzuspielen, sollte der zuständige Minister Scheuer schnell etwas tun.“

    Dazu hätte ich auch schon einen Vorschlag, der auch schnell umzusetzen wäre.



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