Kuwait will keine Homos im Land: Sextests bei der Einreise
Die Regierung Kuwaits will Arbeitsmigranten auf ihre sexuelle Orientierung überprüfen. Amnesty International findet die Pläne ungeheuerlich.
BERLIN taz | Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat Pläne des Golfstaates Kuwait kritisiert, bestimmte Gruppen von Einwanderern nicht mehr ins Land zu lassen. Künftig sollen sich Personen, die homosexuell, bisexuell oder transgender sind, bei der Einreise zusätzlich zu dem üblichen Gesundheitscheck einem speziellen medizinischen Test unterziehen, um ihre sexuelle Orientierung festzustellen.
Der Amnesty-Direktor für den Nahen Osten und Nordafrika, Philip Luther, nannte die Pläne der Regierung „ungeheuerlich“. Der Vorschlag werde „Menschen zusätzlich stigmatisieren, die aufgrund ihrer wirklichen oder wahrgenommenen sexuellen Orientierung bereits extrem stark diskriminiert und geschmäht“ würden.
Der Plan, der von Yousuf Mindkar, Direktor für öffentliche Gesundheit im Gesundheitsministerium vorgestellt wurde, soll am 11. November bei einem Treffen des Golfkooperationsrates in Oman vorgestellt werden. Dem Rat gehören neben Kuwait und Oman Saudi-Arabien, Bahrain, die Vereinigten Arabischen Emirate und Katar an.
In allen diesen Staaten ist Homosexualität verboten. In Kuwait kann einvernehmlicher Sex zwischen zwei erwachsenen Männern oder Frauen mit einer Haftstrafe von bis zu zehn Jahren geahndet werden. Auf „Imitierung von Personen des anderen Geschlechts“ steht eine Geldstrafe oder Haft bis zu einem Jahr. Dies bedeutet, dass die unterschiedlichen sexuellen Orientierungen recht fließend wahrgenommen werden. So kann einem Mann, dem Analverkehr nachgewiesen wurde, auch vorgehalten werden, eine weibliche Rolle eingenommen zu haben.
Festnahmen wegen „dekantem Fest“
Menschenrechtsorganisationen haben wiederholt auf diskriminierende Praktiken in den Golfstaaten hingewiesen. So wurden beispielsweise 2011 in Bahrain 127 Personen festgenommen, weil sie ein „dekadentes“ Fest gefeiert hätten. An der Feier nahmen laut gulfnews.com Männer aus mehreren Golfstaaten teil. Die meisten waren zwischen 18 und 30 Jahre alt.
Was die kuwaitischen Pläne anbelangt, ist es auffällig, dass sie ausschließlich Arbeitsmigranten betreffen und nicht etwa Touristen. Zweidrittel der Bewohner sind Ausländer, die Tätigkeiten ausüben, die Kuwaitis für unter ihrer Würde halten. Gleichzeitig werden die Arbeitskräfte häufig pauschal als drogenabhängig und kriminell diskriminiert.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Stromversorgung im Krieg
Ukraine will Atomkraft um das Dreifache ausbauen
Umweltfolgen des Kriegs in Gaza
Eine Toilettenspülung Wasser pro Tag und Person
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja