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Kunsttipps für BerlinDie Leere auffüllen

Reijiro Wada findet neue Bilder für die Vergänglichkeit, Paul Yore dechiffriert Texte und Zeichen. Andere Galerien und Räume locken mit Editionen.

„Scarlet Portal“ und „Vanitas“ von Reijiro Wada. Installationsansicht bei Daniel Marzona Foto: Nick Ash; Courtesy of the artist, and SCAI The Bathhouse, Tokyo.

E s gibt Ausstellungen, bei denen es sich besonders lohnt, die Materialangaben zu lesen. Reijiro Wadas Schau „Embraced Void“ bei Daniel Marzona gehört zweifellos dazu. Bei den grünlich schimmernden Mustern auf den beiden Messingplatten, welche die Wandarbeit „Vanitas“ zieren, handelt es sich nämlich, so lässt sich nachlesen, um die Fruchtsäure, verrottenden Obstes, das Wada auf die Platten geworfen hat.

Und bei „Scarlet Portal“, einem frei im Raum stehenden überkopfgroßen Messingrahmen, der zwei Glasscheiben hält, bestätigt der Blick auf das Infoblatt, was man womöglich bereits vermutete: Die tiefrote Flüssigkeit, die sich zwischen den Scheiben befindet, ist tatsächlich Rotwein. Eingefüllt wurde dieser auf eine Art und Weise, die für ein rätselhaftes ovales Vakuum im oberen Viertel des Rahmens sorgte.

Wada arbeitet sich schon länger am Topos der Vergänglichkeit und dem der Leere ab, schon öfter mit Rotwein. Aktuell bietet diese Kombination vielleicht noch mehr hochgeistige assoziative Anknüpfungspunkte als sonst (ohne freilich an dieser Stelle vermehrten Alkoholkonsum in öden Pandemiezeiten verharmlosen zu wollen).

Kein Ende in Sicht

Die Materialien, mit denen Paul Yore arbeitet, lassen sich weniger im Supermarkt als in Bastel- und Handarbeitsgeschäften finden. Yores liebstes Medium ist der Quilt, in der Galerie Michael Reid zeigt er außerdem eine Stoffskulptur und Gobelinstickereien, die er als Hintergrund für gesellschaftspolitische Kommentare nutzt. „This is not the End“ oder „Truth isn't Truth“ steht auf ihnen quer über den Umrissen des australischen Kontinents geschrieben, „Patriot“ lautet der Titel der Schau.

tazplan

Der taz plan erscheint auf taz.de/tazplan und immer Mittwochs und Freitags in der Printausgabe der taz.

Die Ausstellungen

Daniel Marzona, bis 19. 12., Mi.–Fr. 11–18, Sa. 12–18 Uhr, Marienstr. 10

Michael Reid, bis 19. 12., Mi.–Sa. 11–17 Uhr, Ackerstr. 163

Yore, queerer Künstler und Aktivist aus Australien, dechiffriert in seinen plakativ bunten Textilarbeiten Bedeutungen, Narrative, Sprache, Symbole, Textbausteine, die er sich unter anderem aus der Werbung, aus Comics, Magazinen und Pornos ausborgt.

Kunst zum Kaufen

Nicht erinnern kann ich mich, in früheren Jahren Emails von Galerien mit Betreffzeilen gelesen zu haben, wie sie etwa die Galerie Thomas Schulte kürzlich verschickte: „Check out the ART WORKS in our Online Shop.“ Das Jahr 2020 hat den Kunsthandel massiv verändert, digitalisiert und damit womöglich zugänglicher, zumindest aber die Preise transparenter gemacht.

Gefühlt noch mehr als sonst im Dezember bieten Galerien, Institutionen, Verlage und Projekträume zudem gerade Editionen an. On- wie offline. Mountains nennen das „Boutique“ und zeigt die Arbeiten im Schaufenster der Galerie. Den Kunst-Merch von David Shrigley gibt es weiterhin nebenan bei BQ zu erwerben. Goeben bietet Editionsboxen mit Arbeiten von sieben Künstler*innen an. Die Weserhalle wiederum startet am Dienstag um 18 Uhr eine Online-Auktion. Und so weiter. Und so weiter. Alles gut geeignet als Geschenke, die gleichzeitig Künstler*innen unterstützen.

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Beate Scheder
Kulturredakteurin
Redakteurin für Berlinkultur, freie Kulturjournalistin und Autorin. Kunstkolumnistin beim taz Plan.
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