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Kundgebung für Lieferdienst in MitteEine bedrohte Art

In Mitte protestieren An­woh­ne­r*in­nen erst gegen, dann für ein Warenlager des Lieferdienstes Gorillas in ihrer Straße.

Viel Protest leisten die Lieferdienstfahrer nicht nur bei Gorillas gegen ihre Arbeitsbedingungen Foto: dpa

berlin taz | „Gorillas zahlt nicht – daher Streik“ stand auf dem Transparent, das zwei Personen am Mittwochnachmittag in der Rungestraße in die Höhe hielten. In der ruhigen Sackgasse in Berlin-Mitte hatte bis zum 31. März eines der zahlreichen Warenlager des Lebensmittellieferdienstes Gorillas sein Domizil.

Kurz vor dessen Schließung solidarisierten sich NachbarInnen mit den Beschäftigten. Dazu gehörte auch ein Mitarbeiter des Roten Antiquariats in der Rungestraße, der den Boom im Lieferservicebereich als „Rückkehr der DienstbotInnen“ bezeichnete. „Menschen aus der Mittelschicht lassen sich Waren aller Art liefern, wollen aber die Lieferstationen nicht in ihrer Nähe haben.“

Damit bezieht er sich auf eine Petition von AnwohnerInnen der Rungestraße, die sich über Lärm und verstopfte Straßen durch den Gorillas-Lieferdienst beschwerten und von einem „migrantischen Unternehmen“ raunten, das nicht in die Straße passe. Gestört fühlten sich die AnwohnerInnen auch von den Kundgebungen der Gorillas-Beschäftigten vor den Lieferstationen. Schließlich haben die sich in den letzten Monaten häufiger mit Kundgebungen und Streiks gegen ihre Arbeitsbedingungen gewehrt.

„Unterstützt die Streikenden. Denn umgekehrt braucht Ihr eventuell auch Solidarität wenn eure Wohnungen umgewandel oder luxussaniert werden und ihr wegen Eigenbedarfs aus der Wohnung raus müsst“, beschwor der Antiquariatsbeschäftigte die NachbarInnen. Die verfolgten allerdings das Geschehen überwiegend von ihren Balkonen oder Fenstern aus. Nur wenige beteiligten sich an der Kundgebung. Solidaritätserklärungen für die Rider, wie sich die KurierfahrerInnen nennen, kam von dem Bündnis „Zwangsräumung verhindern“ und der AG Taxi bei der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi.

Aktivisten wird gekündigt

Zum Abschluss der Kundgebung sprachen zwei der Gorillas-Beschäftigte über ihren Kampf für bessere Arbeitsbedingungen, der auch Erfolge zeitigt. So sollen nach der Schließung des Lieferzentrums in der Rungestraße die Rider von den anderen Filialen übernommen werden. Im Anschluss sprach Jonny, der sich als Student aus Indien vorstellte und in Deutschland zum Kämpfer für Arbeitsrechte wurde. Er wurde mit anderen MitarbeiterInnen im Oktober 2021 vom Gorillas-Management gekündigt, weil er sich an einen spontanen Streik für bessere Arbeitsbedingungen beteiligt hatte.

Am 6. April wird über die Kündigungsschutzklage, die er und zwei seiner KollegInnen eingereicht haben, im Berliner Arbeitsgericht entschieden. Bereits um 11 Uhr ruft die Berliner Aktion gegen Arbeitgeberunrecht (BAGA) zu einer Solidaritätskundgebung mit den Beschäftigten vor dem Gericht am Magdeburger Platz auf.

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