Corona und die „Unterhaltungsbranche“: Kultur mit Atemnot

Der Teil-Lockdown stigmatisiert eine lobbyarme Branche. Die Coronabeschränkungen erscheinen einerseits sehr hart, andererseits nicht ganz konsequent.

Auf dem Eingangsschild der Berliner Columbia-Halle steht: "Hier eröffnet demnächst ein Getränkemarkt - wenn uns die Politik nicht rettet!"

Drastisch – aber für Kulturbetriebe ist die Lage mehr als verzweifelt Foto: ZB

Sind das die richtigen Maßnahmen gegen die Pandemie? Dass von Montag an alles, was „der Unterhaltung“ dient, verboten ist, trifft die Kulturbranche, die darunter gezählt wird, brutal. Schon das Wort „Unterhaltung“ signalisiert, dass deren Angebot bloß dem Zeitvertreib dient. Dabei steckt sogar in „Unterhaltung“ auch Unterhalt, also die finanzielle Existenzgrundlage, die So­lo­­selbst­ständigen und freien Unternehmern weiter wegbricht.

Ganz zu schweigen davon, dass eine Unterhaltung ebenso ein Dialog sein kann und nicht allein Vergnügen. Und auch das ist wichtig für gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Dass Kinos, Theater, Konzertsäle, die investiert haben, um für nötige Hygiene zu sorgen, erneut schließen müssen, hat Kulturstaatsministerin Monika Grütters zu Recht eine „echte Katastrophe“ genannt. Die Kultur sei „systemrelevant“: „Es geht um die Existenz für mehr als 1,5 Millionen Menschen, die in unserem Land mehr als 100 Milliarden Euro zum Bruttoinlandsprodukt an Wertschöpfung beitragen“, wobei die Relevanz über den Beitrag zur Volkswirtschaft klar hinausgeht.

Wenn verhindert werden soll, dass das Gesundheitssystem kollabiert, wäre es nicht konsequenter, im Privaten strenger zu beschränken? Und warum darf man nicht mehr im Kino mit Sicherheitsabstand und Klimaanlage sitzen, dafür aber im Flieger direkt neben anderen Passagieren?

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