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Küken in NRWMassentötung nicht verboten

Die NRW-Landesregierung darf die Massentötung männlicher Küken nicht per Erlass verbieten. Das hat das Verwaltungsgericht in Minden entscheiden.

NRW wollte die Massentötung von Küken verhindern; das wurde nun gestoppt. Bild: dpa

MINDEN dpa | Das millionenfache Töten männlicher Eintagsküken kann von der NRW-Landesregierung nicht per Erlass gestoppt werden. Das hat das Verwaltungsgericht in Minden entschieden. Wie das Gericht am Freitag mitteilte, hat der Bundesgesetzgeber im Tierschutzgesetz keine Ermächtigungsgrundlage für einen solchen Erlass geschaffen. Dem Verbot der Kükentötung stünden im Grundgesetz geschützte Interessen der Züchter entgegen.

Ob eine gewandelte Bewertung des Tierschutzes im Grundgesetz höher zu sehen sei als die Interessen der Kläger, könne nicht die Verwaltung eines Bundeslandes entscheiden.

Das Gericht gab damit Klagen von elf Brütereien aus NRW statt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Wegen der Bedeutung ist Berufung beim Oberverwaltungsgericht Münster möglich.

Die sogenannten Eintagsküken werden bei der Legehennen-Zucht in Großbetrieben als unerwünschtes Nebenprodukt umgehend getötet. Als erstes Bundesland hatte NRW dieses Vorgehen 2013 per Erlass verboten und den Brütereien eine Übergangsfrist bis Anfang 2015 eingeräumt. Diese Frist bewertete das Gericht als unangemessen kurz.

Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) kritisierte das Urteil und kündigte Berufung in Münster an. „Tiere sind keine Abfallprodukte“, sagte er am Freitag laut Mitteilung. Den Bund forderte er auf, das Tierschutzgesetz zu ändern. „Tierschutz hat Verfassungsrang, doch der aktuelle Fall zeigt, dass es nicht umgesetzt werden kann.“

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15 Kommentare

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  • Der Konsument bestimmt. Der Konsument bist DU. Als Fleischesser UND Tierfreund bin ich schon länger umgestiegen. 4 Euro für einen Pappbecher Starbuckskaffe sind in Ordnung. 4 Euro für 6 Bioeier aber zu viel. Statt einmal in der Woche zum Bio Hofverkauf zu fahren und gutes, aber teures Fleisch zu kaufen, lieber 3x in der Woche 1 Kilo Schwein für 3 fuffzisch beim Discounter. Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.

    • @Beppo:

      Das hat nichts mit Bio zu tun. Auch in der Bio-Geflügelaufzucht werden männliche Küken geschreddert. Weil sie keine Eier legen und zu wenig Fleisch ansetzen.

      • @NurMalSo:

        Ok, das war mir neu. Da muss ich nochmal beim Bio Bauern meines Vertrauens nach haken.

        • @Beppo:

          ich empfehle mal www.biowahrheit.de zu konsultieren. letztlich ist der einzige weg ethisch halbwegs korrekt zu handeln, vegan zu leben. alles andere ist mit zu viel ausbeutung und tierleid verbunden (mit umweltzerstörung sowieso).

          • @Dominik Schneider:

            "Der einzige Weg", den gibt es nicht. Nicht immer gleich alles auf einmal wollen. Es wäre ja schon mal ein Anfang, die Tiere artgerecht zu halten und nicht unnötig zu quälen, oder zu unnötig zu töten. Steht ja eigentlich auch im Tierschutzgesetz, aber da ist die Industrie wieder wichtiger als der Tierschutz. Der Biohof meines Vertrauens geht sehr vernünftig mit seinen Tieren um. http://www.lebenshilfe-biohof.de/

            • @Beppo:

              Da hast Du Glück, dass Du einen Demeter-Hof in der Nähe hast :-)

               

              Aber woher die Legehennen kommen, und was dort dann mit den männlichen Küken passiert, kann ich auf der Seite nicht finden. Hast Du mal nachgefragt?

               

              btw: Ich finde, Starbucks-Kaffee ist eine sehr gute Wahl, der ist nämlich fair trade ;-)

  • Als ich gelesen habe, wie viele Küken pro Jahr geschreddert und vergast werden, war ich entsetzt. Dann habe ich überlegt, was man wohl mit den männlichen Küken machen könnte, wenn man sie am Leben lässt. Sie würden ein Leben führen wie ihre weiblichen Genossinnen. Sie würden in Käfige gezwängt oder hätten verbrannte Füße und Bäuche, weil sie wochenlang im eigenen Kot stehen. Da habe ich mich gefragt, ob der Schredder nicht doch die bessere Wahl wäre, da gehts wenigstens schnell.

    • @NurMalSo:

      die bessere wahl wäre überhaupt keine tierprodukte zu konsumieren - somit müssten auch keine tiere mehr ausgebeutet werden, und nebenbei tut man auch einiges für die umwelt und seine nachkommen.

      • @Dominik Schneider:

        Ja, das ist die Konsequenz, die ich aus diesen Überlegungen gezogen habe. Und ich lebe damit sehr gut.

  • Noch ein Frühstücksei mehr, jeden Tag Fleisch auf dem Teller - huch, warum müssen dafür Tiere sterben?

     

    Hühnerbrust lecker, Eier lecker ... Innereien und den Rest sehen wir im Supermarkt nicht, und wenn dann lassen wir's liegen. Was damit wohl passiert? (Teilweise weiß ich's.)

  • Das Grundgesetz schützt Tierquäler*innen? Ich glaub ich bin Verfassungsfeind...

    • @Dhimitry:

      Das Grundgesetz schützt Jeden. Nicht nur die, die meiner Meinung sind.

    • @Dhimitry:

      Sicher tut es das. Sonst wäre Schächten verboten.