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Kritik nach Schröder-BespitzelungZielperson Schröder

Angela Merkels Handy war nicht das erste, das für den US-Geheimdienst von Interesse war. Ebenfalls wenig überraschend wird erneut nach Aufklärung gerufen.

Freund hört mit: Gerhard Schröder, damals noch Kanzler, im Jahr 2005. Bild: imago/Contrast/Pollack

BERLIN taz | Nachdem bekannt wurde, dass auch das Handy des früheren Bundeskanzlers Gerhard Schröder (SPD) durch den US-Geheimdienst NSA ausgespäht wurde, reagiert die Bundesregierung mit Groll.

Er sei nicht erstaunt über die NSA-Spionage, sagte Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) am Mittwochnachmittag. Schon länger habe er vermutet, dass die Abhöraktionen des US-Geheimdienstes bereits vor längerer Zeit begonnen hätten. Man werde die USA weiter darauf hinweisen, dass ein solches Vorgehen zwischen Freunden nicht gehe, so Steinmeier.

Auch Justizminister Heiko Maas (SPD) zeigte sich verärgert. „Der Schutz der Sicherheit darf kein Deckmantel sein“, //twitter.com/bmjfv:ließ er twittern. Wenn die USA Kanzlerhandys abhörten, sei dies jedenfalls kein Beitrag zum Schutz vor Terror.

Schon im Oktober hatten New York Times und Bild berichtet, dass nicht nur das Handy von Angela Merkel (CDU), sondern auch das ihres Vorgängers Gerhard Schröder angezapft wurde. Nun legten Süddeutsche und NDR nach. Spätestens seit 2002 habe Schröder unter der Nummer „388“ auf der Überwachungsliste der NSA gestanden, berichteten beide Medien. Grund sei dessen Ablehnung einer Irak-Invasion gewesen, werden NSA-Insider zitiert. Erfasst wurden nicht nur Verbindungsdaten, sondern auch Inhalte von Telefonaten und SMS.

Die Enthüllung beruht auf der Neuinterpretation des Snowden-Papiers, mit dem im Herbst die Merkel-Abhörung bekannt wurde. Laut NSA-Kennern richtete sich die Aktion nicht gegen konkrete Personen, sondern gegen deren Funktionen, also die jeweiligen Regierungschefs. Warum genau Merkel abgehört wurde, beantwortet die NSA bis heute nicht. US-Präsident Barack Obama versicherte nur, dass Merkels Handy nicht mehr ausgeforscht werde.

Regierungssprecher Steffen Seibert sagte am Mittwoch, das Kanzleramt habe keine eigenen Erkenntnisse zu dem Schröder-Vorgang. Es gehe in den derzeitigen Gesprächen mit den USA aber weniger um Regierungschefs als um den Schutz der Bürgerrechte und um Vertrauen in die transatlantische Partnerschaft.

Der Grünen-Politiker Hans-Christian Ströbele, der im Oktober Snowden besucht hatte, sagte, er könne bestätigen, dass Schröder „und vermutlich auch andere aus der damaligen rot-grünen Bundesregierung“ abgehört wurden. Konkret nannte Ströbele Ex-Außenminister Joschka Fischer.

Bleibt die Frage: Was folgt? Ein No-Spy-Abkommen mit den USA hält selbst die Bundesregierung inzwischen für unrealistisch. Auch beim geplanten NSA-Untersuchungsausschuss im Bundestag behakeln sich Opposition und Koalition über den genauen Auftrag. Offen ist, wie weit die Mitverantwortung der letzten Bundesregierungen aufgearbeitet werden soll.

Der SPD-Innenexperte Michael Hartmann sagte, „es verwundert doch in Wirklichkeit kaum noch, dass die NSA auch Kanzler Schröder ins Visier genommen hatte“. Hartmann forderte, die deutsche Spionageabwehr „schnellstens besser und unabhängiger“ zu machen. Auch müsse Deutschland eigenständig Informationen erheben und seine Kommunikation selbst sichern - ohne Unternehmen, die mit den USA "verbandelt" seien.

Auch der Vorsitzende des Parlamentarischen Kontrollgremiums Clemens Binninger (CDU) zeigte sich enttäuscht. „Der Verlust an Vertrauen wird immer größer“. Das Informationsverhalten der USA nannte Binninger „in jeder Hinsicht unzureichend“. Er forderte weiter ein „verlässliches Abkommen“, um weitere Spionagefälle zu verhindern..

Auch die Bundesanwaltschaft, die seit Monaten die Eröffnung eines Ermittlungsverfahrens in Sachen NSA prüft, befasst sich mit der Schröder-Abhörung. Eine Sprecherin sagte, die aktuelle Berichterstattung werde in die Prüfung einbezogen.

Und Schröder? Der lässt sich zitieren, er sei damals nicht auf die Idee gekommen, von den USA überwacht zu werden. „Jetzt überrascht mich das nicht mehr.“

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6 Kommentare

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  • L
    Lowandorder

    @Jens Brehl

    "...Betreiben unsere Geheimdienste vielleicht ähnliche Spiele wie Wirtschaftsspionage?"

     

    Diese - wohl nur rhetorisch gemeinte - Frage kann man getrost mit ja beantworten.

     

    Denn auch insoweit machen solche Internationalen der Schlappis alles was geht.

     

    Und gerade unter befreundeten Diensten läßt sich das leicht fingern.

     

    Denn es wird ja niemand in so einem closed-shop Verdacht schöpfen;

    es fehlt die unsichere Übergangszone zu "feindlichen" Diensten.

     

    Und vor allem ist davon auszugehen, daß sich alle Protagonisten weltweit auf diese Weise die Taschen voll machen.

     

    Der globale Militärisch-Wirtschaftliche Komplex spielt nolens volens mit;

    einschließlich der Banken via

    Geldwäsche aka Erlkönig.

  • Danke Konrad Litschko !

    -------------

    Schröder als Nr. 388 seit 2002 auf der NSA Abhörliste- na sowas aber auch!

    ...und das, weil Gerhard Schröder und die damalige Bundesregierung die Teilnahme am (sowieso unbegründeten) Iraq-Krieg verweigerten...

    -----------

    Dann liegt eine Vermutung nahe, das der NSA mit aller Wahrscheinlichkeit `Mitverantwortlich´ ist, das die Kanzlerschaft Schröder endete und es seitdem Frau Merkel ist- eine strikt USA freundliche Kanzlerin...

    Eine kleine Frage bleibt nun: wusste Frau Merkel das sie und die CDU die Unterstützung der NSA ... gegen Schröder und SPD und GRÜNE besass?

    -------------

    Der grosse Mist ist- dass die Demokratie und die FDGO an sich lächerlich gemacht wurden...

  • L
    Lowandorder

    @Frost

     

    bitte keine erneute Geschichtsklitterung;

     

    Schröder hat zwar - wahlkampf- und typaffin -

    lautstark gegen den Irakkrieg gemotzt

    (und die Wahl mit BMWJoschka gewonnen);

     

    aber tatsächlich hat 'schland unter deren

    Ägide - nunja mehr oder weniger klandestin

    eindeutig völker- und verfassungswidrig

    teilgenommen.

     

    Im Einzelnen Nachzulesen auf 150 Seiten plus im

    Urteil des Wehrdienstsenat des

    Bundesverwaltungsgerichts.

    ( der Herr BE durfte es unserer

    Grokofantin 2x intellektuell näherbringen;-))

  • F
    FROST

    Merkel war doch mit Bush einer Meinung-,über den Irak-Krieg; hat doch den Kanzler ihres eigenen Landes bei Bush bloßgestellt.Das ermuntert doch gerade, dieses Vorgehen von Bush.Auch wenn man anderer-und wie sich herausgestellt,falscher Meinung ist- so ist es doch erbärmlich,bei einem Bush,das Schoßhündchen zu spielen.Schwach,sehr schwach-,das ermuntert jeden Schwachkopf.Ich vermute,"Im kalten Krieg" hat man nicht so spioniert, wie itzo,wo alles unter Generalverdacht gestellt wird. Jetzt darf man richtig böse sein, da die "Bösen" ja besiegt sind.

  • Ganz ehrlich? Wen wunderts? Wenn ein Geheimdienst die Möglichkeit hat so ziemlich alle abzuhören, dann wird er das auch aller Wahrscheinlichkeit nach tun.

     

    Eine offizielle Aufklärung seitens der US-Geheimdienste kann ich mir nicht vorstellen. Es heißt ja auch Geheimdienst und nicht Transparenzdienst.

     

    Ich frage mich nur, welche (deutschen) Interessen verhindern einen härteren politischen Kurs. Profitieren die deutschen Geheimdienste etwa auch aus der US-Abhörpraxis? Betreiben unsere Geheimdienste vielleicht ähnliche Spiele wie Wirtschaftsspionage?

    • H
      ääähm
      @Jens Brehl:

      keine, da die BRD keine eigenen Interessen haben kann.

      Deutschland schon aber die BRD nicht.

      Welche DDR Interessen standen denn der Demontage ganzer Fabriken in die Soviet Union entgegen?