Kritik an Ungarn-Geldern: Von der Leyen muss mit Klage rechnen
Hat sich EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen von Ungarn erpressen lassen, um der Ukraine zu helfen? Das EU-Parlament will Klarheit und klagt.

Für eine Klage vor dem Europäischen Gerichtshof fehlt allerdings noch grünes Licht von Parlamentspräsidentin Roberta Metsola. Dieses wird am kommenden Donnerstag erwartet. Theoretisch hat das Parlament sogar noch Zeit bis zum 25. März, wenn die Klagefrist abläuft. Mit einem Urteil wird aber erst in ein oder zwei Jahren gerechnet. Also lange nach der Europawahl und der Ernennung einer neuen EU-Kommission.
Aus Sicht der Abgeordneten des Parlaments hat die Klage grundsätzliche Bedeutung. Es gehe darum, den Ermessensspielraum der Kommission bei der Freigabe von EU-Geldern zu klären, sagten mit der Klage befasste Abgeordnete. Die Brüsseler Behörde kann bei Rechtsstaatsbedenken große Milliarden-Beträge aus dem EU-Budget einfrieren, diese aber auch wieder freigeben. Das EU-Parlament hat kein Mitentscheidungsrecht.
Im konkreten Fall geht es um 10 Milliarden Euro, die von der Leyen nur einen Tag vor dem EU-Gipfel im Dezember „aufgetaut“ hatte. Beim EU-Gipfel machte Ungarns Regierungschef Viktor Orbán dann überraschend den Beginn von EU-Beitrittsgesprächen für die Ukraine frei. Von der Leyen habe sich von Orbán „erpressen“ lassen, um der Ukraine zu helfen, heißt es vor allem bei den Grünen.
Verfehlte Rechtsstaatspolitik von der Leyens?
„Es kann nicht sein, dass die EU-Kommission 10 Milliarden an Viktor Orbán in einem Kuhhandel freigibt“, erklärte der Grünen-Abgeordnete Daniel Freund. „Diese Klage ist die Antwort des Europaparlaments auf die verfehlte Rechtsstaatspolitik von Ursula von der Leyen.“ Ähnlich äußerte sich sein Parteifreund Sergey Lagodinsky. Ungarn dürfe nicht weiter „Mittel zur Erpressung der EU“ haben.
Vor zwei Jahren hatte das Parlament schon einmal gegen von der Leyen geklagt. Damals warf es der CDU-Politikerin vor, dass sie den neuen Rechtsstaatsmechanismus nicht nutze und Verstöße in Ungarn und Polen unbeantwortet lasse. Die Untätigkeitsklage wurde jedoch eingestellt, weil schließlich doch noch EU-Gelder eingefroren wurden. Man habe von der Leyen erfolgreich „zum Jagen getragen“. Nun müssten die Regeln geklärt werden, sagte ein Insider.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Weltpolitik in Zeiten von Donald Trump
Schlechte Deals zu machen will gelernt sein
Einführung einer Milliardärssteuer
Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit
Wahlarena und TV-Quadrell
Sind Bürger die besseren Journalisten?
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Trump macht Selenskyj für Andauern des Kriegs verantwortlich
Treffen in Riad
Russland und USA beschnuppern sich vorsichtig