Kritik an Mindestlohn-Kommission: Lieber ohne Kompetenzen
IG-Metall-Gewerkschafter Armin Schild fordert, dass sich der Mindestlohn an den Tarifverträgen orientiert. Die geplante Kommission hält er für gefährlich.
FRANKFURT AM MAIN dpa | Bei der Entwicklung des gesetzlichen Mindestlohns will die IG Metall der geplanten Kommission nur wenige Befugnisse zugestehen. Es dürfe nicht dazu kommen, dass dort Ersatz-Tarifverhandlungen abgehalten würden, sagte der Leiter des IG-Metall-Bezirks Mitte, Armin Schild, am Dienstagabend in Frankfurt. „Der Mindestlohn muss den Tarifverträgen folgen und nicht umgekehrt. (...) Wir wollen keine Lohnleitlinie, auch wenn sie sich noch so sympathisch Mindestlohn nennt.“
Nach seiner Auffassung solle die Kommission lediglich über die Indikatoren beraten, nach denen der Mindestlohn künftig regelmäßig neu berechnet werde, sagte Schild, der als SPD-Vorstandsmitglied an den Koalitionsverhandlungen teilgenommen hatte.
Er sei für eine jährliche Anpassung in der gewichteten durchschnittlichen Höhe der vorhergehenden Tarifabschlüsse. Die Kommission müsse seiner Ansicht nach auch nicht jährlich zusammentreten. Denkbar wäre ein weit größerer Turnus von vier Jahren.
Der gesetzliche Mindestlohn sei notwendig und helfe insbesondere Arbeitnehmern in Wirtschaftsbereichen, in denen es keine oder nur wenige Tarifverträge gebe, sagte Schild. In der Industrie sehe es aber ganz anders aus. Es bestehe die Gefahr negativer Auswirkungen auf die Tarifautonomie von Gewerkschaften und Arbeitgebern. „Ich will keinen Mindestlohn, ich will Tarifverträge“, erklärte Schild. Angesichts von zunehmender Leiharbeit und Werkverträgen müsse es erklärtes Ziel der IG Metall sein, Tarifverträge für alle Beschäftigten im Betrieb abzuschließen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Elon Musk torpediert Haushaltseinigung
Schützt die Demokratien vor den Superreichen!
Stockender Absatz von E-Autos
Woran liegt es?
Die Linke im Bundestagswahlkampf
Kleine Partei, großer Anspruch
Grüne über das Gezerre um Paragraf 218
„Absolut unüblich und respektlos“
Bundestag bewilligt Rüstungsprojekte
Fürs Militär ist Kohle da
Pro und Contra Letzte Generation
Ist die Letzte Generation gescheitert?