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Krisen-Gespräch mit Greta Thunberg„Das entscheidende Jahr“

Greta Thunberg und Johan Rockström haben auf Youtube über die Klima- und die Coronakrise diskutiert. Beiden müsse global begegnet werden.

Greta Thunberg im Livestrem mit dem Forscher Johan Rockström Foto: Jessica Gow/TT News/ap

Hamburg taz | Greta Thunberg sieht, wie meistens, besorgt aus, als sie im Stockholmer Nobelpreismuseum in einen Computer spricht. Ebenfalls im Raum, aber in sicherer Entfernung, ist der Moderator Gustav Källstrand, Nobelpreisexperte des Museums. Knapp tausend Kilometer entfernt sitzt im Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung der Forscher Johan Rockström, dessen Leiter er ist. Sie haben sich zu einer Livekonferenz verabredet. Der Anlass ist der „Global Earth Day“, ein von einem Klimanetzwerk ins Leben gerufener Gedenk- und Aktionstag gegen den Klimawandel. Am Mittwoch jährte er sich zum 50. Mal.

„Die Zeiten sind dunkel, aber es gibt Hoffnung“, sagt Källstrand zur Eröffnung. Um Hoffnung soll es im Verlauf des Gesprächs gehen, außerdem um Mut, Solidarität und die Chancen der Krise – so ist es vom Museum angekündigt. Auf dem YouTube-Kanal des Nobelpreismuseums verfolgen 600 Menschen den Livestream, auf Facebook hat der Stream eine Stunde nach Ende schon 42.300 Aufrufe.

„Wir wissen, dass 2020 das entscheidende Jahr ist, wenn wir noch eine Chance haben wollen, die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen“, sagt Thunberg, die selbst als Kandidatin für den Nobelpreis gilt, nachdem sie im vergangenen Jahr leer ausging. „Und jetzt müssen wir zwei Krisen gleichzeitig bewältigen.“ Darin liege aber auch eine Chance, denn die Coronakrise zeige, dass es große Bereitschaft gebe, Verhaltensweisen zu ändern. Die Menschen hätten alles beiseite gelegt, um gemeinsam der Pandemie entgegenzutreten – „wie es in Krisen notwendig ist“, so Thunberg.

Abhängig von wissenschaftlichen Erkenntnissen

Rockström betont die Gemeinsamkeiten beider Krisen. „Sie haben die gleichen Wurzeln, und sie erstrecken sich über den ganzen Planeten.“ Die Erderwärmung und der Kollaps von Ökosystemen erhöhe das Risiko von Pandemien. Deshalb müsste beiden Krisen global begegnet werden, nicht national. Das Problem sei aber, dass die Klimakrise nicht wie eine Krise behandelt werde, sagt Thunberg. Dabei könne man aus der Pandemie einiges lernen – beispielsweise, wie abhängig die Menschheit von wissenschaftlichen Erkenntnissen sei. Auf Wis­sen­schaft­ler*innen zu hören, ist eine Kernforderung von Fridays for Future.

Am Ende des Gesprächs fragt der Moderator, was jede*r Einzelne tun könne. „Es gibt unendliche Möglichkeiten“, sagt Thunberg. „Wir können auch von zu Hause aus Druck ausüben.“ In jedem Fall sei es wichtig, sich zu informieren, die Thematik zu verstehen und darüber zu sprechen. Nach der Pandemie dann auch wieder auf der Straße.

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11 Kommentare

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  • 8G
    80576 (Profil gelöscht)

    Den Menschen steht der Sinn wohl grad nicht nach noch mehr Krise, sondern nach "zurück in die Normalität". CO2? Was war das nochmal? Später, Greta, vielleicht später wieder.

  • Ich kann, wie meiner Ansicht nach auch alle anderen Personen, nur mein Umfeld beurteilen, bzw. was ich sehe und erlebe. Die meisten Menschen, die ich beobachten kann, scheine darauf zu warten das es möglichst bald wieder "normal" weiter geht. Ein Überdenken gewohnter Muster und Verhaltensweise erfolg meinem Eindruck nach bei denen, die sich auch ohne Pandemie Gedanken machen. Und ich äußere dies ohne das ich wirtschaftliche, soziale und psychologische Aspekte der aktuellen Situation ausblende. ICh gehöre jedoch auch zu den Menschen die überzeugt sind das die Klimakatastrophe schon heute drastischere Auswirkungen auf uns alle hat, als die Pandemie, nur das der deterministische Zusammenhang weniger offenkundig ist.

  • Ja nee ist klar - die Menschen haben aktuell kein anderes Problem als das Klima.



    Nun, die Emissionen werden sich dieses Jahr deutlich reduzieren. Andererseits wird aber kein Geld mehr da sein für "Klima", und das für länger. Vielleicht könnte sie uns den Gefallen tun, uns einmal für eine sehr lange Zeit zu verschonen? Nobelpreis für was noch einmal? Für das Vorantreiben der Spaltung der Gesellschaft? Ich wusste gar nicht, dass dafür einer ausgelobt ist.

    • @Eibi:

      2019 war das wärmste Jahr ever



      2020 supertrocken der April wie der Juni so warm



      klar das gabs schon immer.....



      Ich würde es mal so Formulieren die Coronakrise gibt uns einen kleinen Vorgeschmack was auf uns und unsere Kinder noch zukommt.



      Spalter sehe ich eher auf ihrer Argumentationslinie

  • Nun lasst das arme Kind doch endlich in Ruhe.

  • Jetzt, wo der CO2-Ausstoß gegen Null geht, weil kaum noch ein Flugzeug fliegt und endlich die zerstörerische Tourismus-Industrie zum Erliegen kommt, stehen wir vor der Chance eines Neubeginns. Im Zeichen des positiven Klimawandels müssen wir vor allem darauf achten, dass die Schwächsten in unserer Gesellschaft: Kinder, Migrant*innen, Alleinerziehende und psychisch Kranke nicht benachteiligt werden. Dazu ist eine neue Solidarität notwendig, die wir dadurch erreichen, dass wir eng zusammenstehen und keinen Millimeter Raum für Populismus lassen. #cometogether

  • Tja ... bei Greta ist die Luft raus. Sie haben st nicht souverän. Sonst könnte sie ja wohl zugeben können, dass uns der weltweite Lockdown unerwartet ein bisschen Zeit in Sachen Klima schenkt. Statt dessen dogmatische Angstmacherei ...

    • @TazTiz:

      wenn ihnen die Fakten der Klimaforscher Angst machen verstehe ich das aber das als dogmatische Angstmacherei zu bezeichen ist schon komisch oder ???

      • @Opossum:

        In einer Situation, in der der CO2 Ausstoß massiv sinkt, die gleiche Panik-Schallplatte wie immer zu hören, macht mir keine Angst, aber diese undifferenzierte „Faktenlage“ lässt vermuten, das diese Fskten doch nicht so faktisch ....

        • @TazTiz:

          Wenn Sie das sagen stimmts sicher, dass die Fakten von 98% seriöser Wissenschaftler undifferenziert sind.



          Schon bin ich überzeugt ...

        • @TazTiz:

          hä was bitte



          sie wissen genau wie es nach der Krise weitergeht mit gleichem CO2 Ausstoss und wieder einem viel zu warmen Jahr, Trockenheit und riesigen ökologischen Problemen denen wirtschaftliche folgen.



          Da jetzt den Kopf in den Sand zu stecken wegen Corona ist schon etwas simpel und die Klimafakten sind leider sehr eindeutig.