Krise in der Ukraine: Eskalation belastet die Diplomatie
Die EU-Außenminister wollen Finanzhilfen für die Ukraine absegnen. Die Genfer Konferenz am Donnerstag steht nun jedoch in Frage.
BERLIN dpa/ap/afp/taz | Am Montag kommen die EU-Außenminister in Luxemburg zu einer Krisensitzung zusammen. Eigentlich wollten sie nur eine Milliardenhilfe der Europäischen Union für die Ukraine beschließen. Doch angesichts der militärischen Eskalation in der Ostukraine dürfte auch das Thema einer Verschärfung der eher laschen Sanktionen gegen Russland auf der Tagesordnung stehen. Bisher sind 33 Russen und Ukrainer von Kontensperrungen und Einreiseverboten betroffen.
Die Außenminister werden eine Zahlungsbilanzhilfe in Höhe von 1 Milliarde Euro für die Ukraine freigeben. Hinzu kommen 610 Millionen Euro, die bereits vor gut einem Jahr beschlossen wurden. Am 25. April wird auch der Verzicht der EU auf Zölle für Einfuhren aus der Ukraine als Teil eines Pakets von insgesamt 11 Milliarden Euro wirksam.
Die Minister wollen ferner die Haltung der EU für das am Donnerstag in Genf geplante Treffen der Außenminister von Russland, der Ukraine, der USA und der EU-Außenbeauftragten Catherine Ashton vorbereiten. Diplomaten sagten, die EU hoffe, dass daraus ein ständiges Gesprächsformat über die Entschärfung der Krise entsteht. Unklar ist aber, ob das Treffen überhaupt stattfindet.
Über Wirtschaftssanktionen gegen Russland wird am Montag auf jeden Fall noch nicht entschieden. Diplomaten sagten, man wolle abwarten, wie die Genfer Gespräche verliefen. Die Minister werden sich auch mit praktischen Fragen nach dem Anschluss der Krim an Russland beschäftigen – beispielsweise, wie und von wem Visa-Anträge von auf der Krim lebenden Menschen bearbeitet werden.
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hat alle Seiten zu „größtmöglicher Zurückhaltung“ aufgerufen. Ban sei „zutiefst besorgt“ über die sich zuspitzende Lage und die größer werdende Gefahr „gewaltsamer Zusammenstöße“, hieß es am Samstag in einer Erklärung in New York. Ban verlangte einen „dringenden und konstruktiven Dialog“.
US-Vizepräsident Joe Biden will am 22. April zu Gesprächen mit Regierungsvertretern nach Kiew reisen. Er werde bei der Visite die „starke US-Unterstützung für eine geeinte demokratische Ukraine“ unterstreichen, „die selbst über ihren zukünftigen Weg entscheidet“, hieß es in einer Mitteilung des Weißen Hauses vom Samstag. Das Weiße Haus hat Moskau am Sonntag angesichts der jüngsten Entwicklungen in der Ostukraine vor „weiterer militärischer Intervention“ gewarnt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Haftbefehl gegen Benjamin Netanjahu
Er wird nicht mehr kommen
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Scholz bezeichnet russischen Raketeneinsatz als „furchtbare Eskalation“