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Krimiserie „Dept. Q“ auf NetflixSlow Horses für Schotten

„Dept. Q“ ist eine Krimiserie aus dem Motiv-Baukasten: Schlecht gelaunter Cop, coole Polizeipsychologin, zynische Vorgesetzte. Spaß machts trotzdem.

Eine Versehrte aus dem Team: Leah Byrne als Detective Constable Rose Dickson Foto: Justin Downing/Netflix

Englischer, schlecht gelaunter Detective in Schottland anstatt, wie der in der großartigen Serie „Broadchurch“, schottischer schlecht gelaunter Detective in England; das Modell ‚Frau(en) brutal gefangengehalten‘ kennen wir ebenfalls, zuletzt in „Heretic“ mit Hugh Grant; ausgemusterte Bullen machen es auch in schäbigem Büro besser als ihre regulären Kollegen – unübertroffen „Slow Horses“.

So richtig neu ist das alles also nicht, was Netflix und Starregisseur Scott Frank („Das Damengambit“) uns hier mit „Dept. Q“ in neun Folgen präsentieren, basierend auf der literarischen Vorlage des dänischen Erfolgskrimiautors Jussi Adler-Olsen.

Dass es dann auch noch einen – ganz in deutscher „Tatort“-Tradition – nebenhandelnden missratenen Stiefsohn des in Dauergrant mit seiner Umwelt verbundenen Ermittlers Carl Morck (Matthew Goode) gibt, macht die Sache nicht besser – zumindest nicht in der ersten Folge der Plotentwicklung.

Denn ein Krimi ist ein Krimi, wenn er einen bei der Stange hält. Und das gelingt „Dept. Q“ dann durch einige dramaturgische Tricks doch. Der Name steht dabei für das wirklich allerunterste Geschoss, oder Department, der Polizeidirektion in Edinburgh, wo Morck und nach und nach eintrudelnde, alle irgendwie versehrte Cops sich an ungeklärte Altfälle machen – keineswegs freiwillig, sondern im leicht anrüchigen Dienst der Public Relations für das Ansehen der Polizei.

Moralisches Grau

Und dann gibt es auch noch die umwerfende Polizeipsychologin (Kelly Macdonald), die sich mit Morcks Traumata auseinandersetzt – eine Sache, die er selbst, wie sollte es anders ein, nicht leistet. Mit dem syrischen Flüchtling Akram Salim in Morcks Diensten kommt immerhin ein bisschen moralisches Grau in die Sache – ob er ein Opfer oder ein Folterknecht des Assad-Regimes war, bleibt nämlich erfreulich offen.

Muss man das sehen? Nein. Die Bausteine, die hier aufgeführt wurden, konnte und kann man interessanter und innovativer zusammensetzen – aber wohl kaum schottischer: In dieser Hinsicht ist „Dept. Q“ auf jeden Fall ein Genuss, vom rollenden R, über den grauen Tweed bis zum ewig bedeckten Himmel.

„Dept. Q“, neun Folgen bei Netflix

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4 Kommentare

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  • Ich bin kein Freund von Triggerwarungen, aber diese Serie hätte welche verdient. Was an Story fehlt, wird durch völlig sinnlose Schockeffekte versucht zu kaschieren. Es wirkt ansonsten wie die temu Version von „Slow Horses“.

  • Habe reingeschaut. Die schottischen Dialoge sind unbezahlbar, die Schauspieler toll (Kate Dickie!). Danke für den Hinweis.

  • Die Serie ist wirklich schön anzusehen, aber ich habe den Grund, warum die Handlung von Stockholm nach Edinburgh verlegt wurde, nicht verstanden.



    Die Geschichte ist ziemlich identisch mit der Originalhandlung im Buch. Warum also Schottland?

  • Ich hab vom rollenden R in der deutschen Syncronisation gar nichts gemerkt.....

    Was ich damit, wiederholt..., zum Ausdruck bringen will ist die "Arroganz" von Film & Serien Kritikern das igoniert und gar nicht mehr thematisiert wird das in Deutschland eine deutliche Mehrheit nicht im englischen Original konsumiert.

    Wäre es z. B. zuviel verlangt für meine freiwilligen 5€ pro Monat das der Rezensent beide Versionen anschaut und dann z. B. kurz etwas zum Unterschied schreibt? Deutsche Syncro gut oder nicht etc.

    Das Spannende ist ja dann auch das bei nicht englisch sprachigen Serien/Filmen sonstwoher aus der Welt dann plötzlich doch eine Syncro geschaut wird. Und auch da wirds dann einfach nicht thematisiert.