Kriminalitätstatistik für 2018 vorgestellt: „Niedrigster Wert seit Jahrzehnten“
Schon 2017 hatte es bei der Kriminalitätsstatistik einen Tiefstand gegeben. Nun sinkt die Zahl der Straftaten erneut, so das Innenministerium.
Schon im Vorjahr war ein Tiefstand verzeichnet worden, damals mit einem Minus von 9,6 Prozent. Nun gehen die Zahlen noch einmal runter. So sank die Zahl der angezeigten Taschendiebstähle um 18,2 Prozent (104.196 Fälle), der Wohnungseinbrüche um 16,2 Prozent (116.540), der Diebstähle von und aus Autos um 10,7 Prozent (247.311) oder der Fahrraddiebstähle um 2,7 Prozent (292.015).
Ein leichter Rückgang erfolgte auch bei den Gewalttaten: um 1,9 Prozent (185.377 Taten). Vor allem Vergewaltigungen wurden weniger angezeigt: 9.234 Fälle waren es 2018, ein Minus von 18,2 Prozent zum Vorjahr. Bei Raubdelikten betrug der Rückgang 5,4 Prozent (36.765).
Seehofer sprach von „erfreulichen Zahlen“. Insgesamt sei die Kriminalitätsbelastung auf dem „niedrigsten Wert seit Jahrzehnten“. „Deutschland ist eines der sichersten Länder weltweit“, so Seehofer. Man müsse aber noch abwarten, wie „nachhaltig“ diese Entwicklung sei.
Hans-Joachim Grote (CDU), Innenminister von Schleswig-Holstein und derzeit Vorsitzender der Innenministerkonferenz, verwies beim Rückgang von Einbrüchen auf die zuletzt geförderte Technik für Einbruchsschutz oder Präventionsaktionen wie „Vorsicht! Wachsamer Nachbar“. BKA-Chef Holger Münch erklärte zudem, dass mehr Polizisten gegen Einbrüche ermittelt hätten. Dies alles habe offenbar gefruchtet.
Auch bei einem der Aufreger der vergangenen Jahre gibt es leichte Entwarnung: Die Zahl der Zuwanderer, welche die Polizei als Tatverdächtige ermittelte, sank zuletzt um 0,9 Prozent auf 165.769 Personen. Sie machen 13,7 Prozent aller Tatverdächtigen aus. Das Problem seien hier vor allem Mehrfachstraftäter, etwa aus dem Maghreb, sagte Münch: „Das sind wir dran.“
Mehr Waffen- und Drogendelikte
Allerdings: Es gab auch Anwüchse. So stiegen die Straftaten gegen das Waffengesetz um 5,5 Prozent (40.104 Delikte). Auch Straftaten im Internet bezeichnete BKA-Chef Münch als Herausforderung. Seehofer kündigte an, etwa im Darknet „Lücken schließen“ zu wollen um Täter besser fassen zu können. Auch Rauschgiftdelikte stiegen um 6,1 Prozent – hier allerdings machte Cannabis den Großteil aus, nämlich 218.660 der 350.662 Fälle. Gefragt nach einer Legalisierung, winkte Seehofer ab: Er kenne die Gesundheitsschäden von Cannabiskonsum. „Da werden Sie von mir keine veränderte Position hören.“
Seehofer verwies noch auf einen anderen Punkt: der Gewalt gegen Polizisten und Rettungskräfte. Hier gab es eine Zunahme um 39,9 Prozent auf 34.168 Fälle. Seehofer sprach von „erschreckend enthemmter Gewalt“. Allerdings wurden im Frühjahr 2017 auch neue Straftatbestände eingeführt, die nun zu veränderten Zahlen führten. Seehofer kündigte an, er werde die nächsten Monate für einen Grundkonsens kämpfen, dass Beamte nicht attackiert werden dürften.
Insgesamt verzeichnete die Polizei eine Aufklärungsquote von 57,7 Prozent – bei Tötungsdelikten gar von 96,1 Prozent. Am schlechtesten ist die Quote bei Diebstählen: Hier wurden nur in 15,4 Prozent der Fälle Tatverdächtige erwischt. Und die Kriminalitätszahlen variieren auch zwischen den Ländern. So stiegen diese etwa gerade in Bayern an – das momentan über das schärfste Polizeigesetz verfügt. Womöglich aber auch, weil hier schlicht mehr Taten erfasst wurden als anderswo.
Seltene Anzeigen bei Internetdelikten
Denn das ist der Haken der Statistik: Erfasst werden nur angezeigte Straftaten – alles weitere bleibt im Dunkelfeld. Genauso, wie der Fakt, ob es am Ende tatsächlich zu Verurteilungen kommt. Erstmals veröffentlichte das BKA deshalb am Dienstag auch ein „Viktimisierungssurvey“. 30.000 Bürger wurden dafür befragt, wie oft sie zuletzt Opfer von Straftaten wurden und wie sicher sie sich fühlen.
Drei Prozent der Befragten erklärten demnach, schon einmal Opfer von Körperverletzungen geworden zu sein. Ein Prozent beklagte Einbrüche oder schwere Diebstähle. Letzteres wurde fast immer angezeigt, kleinere Warenbetrüge oder Internetdelikte dagegen nur in weniger als zehn Prozent der Fälle. Die Befragten verzichteten hier auf Anzeigen, weil sie keine Erfolgsaussichten sahen – oder „die Sache selbst gelöst“ hätten.
BKA-Chef Münch nannte die Studie eine wichtige Ergänzung. Sie soll nun alle zwei Jahre fortgeführt werden.
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