Kriminalität in Hamburg: Brandanschlag auf Obdachlose
Ein Unbekannter zündet offensichtlich das Schlaflager von zwei obdachlosen Polen in einem Parkhaus an den Landungsbrücken an.
Gegen 2.30 Uhr hatten Passanten die Feuerwehr alarmiert, die den Brand schnell löschen konnte, die beiden Männer im Alter von 43 und 32 Jahren versorgte und ins Krankenhaus transportierte. Nach Angaben der Polizei waren Teile ihrer Bekleidung und ihrer Habseligkeiten bei dem Feuer in Brand geraten. Das Parkhaus wird seit Längeren von den Personen auf Platte zum Nächtigen genutzt.
Das Hamburger Abendblatt berichtete gestern online von einem Zeugen, der eine Person gesehen habe, die vom Tatort weggerannt sei. Am Dienstagmorgen rekonstruierten Brandermittler der Spurensicherung den Tatort. Dabei kam auch ein Spürhund zum Einsatz. Die ausgedehnten Brandspuren am Lageplatz und die Angaben der Opfer deuteten aber darauf hin, dass Brandbeschleuniger eingesetzt worden sei. Eine sofort eingeleitete Fahndung nach dem Täter verlief aber erfolglos.
Bereits im Januar hatte es in St. Georg eine Brandattacke auf eine Obdachlose gegeben. Die Frau war davon aufgewacht, wie Unbekannte an ihrer Kleidung zündelten. Bislang konnte auch dieser Fall nicht aufgeklärt werden. „Leider sind in dieser Sache noch keine Hinweise eingegangen, die zur Ermittlung von Tatverdächtigen oder einer weiteren Aufhellung des Sachverhalts geführt haben“, zitiert die Straßenzeitung Hinz & Kunzt eine Polizeisprecherin.
Dass die Mordkommission ermittelt, kommt nicht von ungefähr: Sie geht von einem Mordversuch aus, auch wenn es sich um leichte Verletzungen handelt.
Mildere Delikte wie versuchter Totschlag oder Körperverletzung kommen nicht infrage, da das nächtliche Anzünden von Menschen mit Brandbeschleuniger einen Vorsatz voraussetzt.
Selbst wenn es – anders als es derzeit aussieht – doch ein Unfall gewesen sein sollte, besteht für Experten staatlicher Handlungsbedarf. „Es zeigt mal wieder, das Draußenschlafen ist gefährlich“, sagt Stephan Karrenbauer, Sozialarbeiter bei Hinz & Kunzt. Obdachlose brauchten unbedingt feste Unterkunftsplätze, egal, ob sie aus Deutschland oder aus Osteuropa kommen.
Das Problem ist, dass Osteuropäern teilweise der Zugang zum Winternotprogramm verwehrt wird, wenn sie in ihrer Heimat über einen Wohnsitz verfügen. Karrenbauer verweist darauf, dass im vergangenen Jahr bundesweit 17 Obdachlose durch Gewalt ums Leben gekommen sind.
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