Kriegsgefahr am Golf: Saudi-Arabien reagiert scharf
Die Regierung in Riad bricht die diplomatischen Beziehungen mit dem Iran ab. Zudem stellt sie den Flugverkehr ein und kappt den Handel.
Die Regierung des Iran hatte die Hinrichtung des prominenten schiitischen Geistlichen Nimr al-Nimr und 46 weiterer in Saudi-Arabien am Wochenende scharf verurteilt. Revolutionsführer Ali Chamenei hatte die Saudis vor der „Rache Gottes gewarnt. „Das ungerechtfertigt vergossene Blut dieses Märtyrers wird rasche Konsequenzen haben, und die Hand Gottes wird Rache an der saudi-arabischen Führung nehmen“, sagte Chamenei.
Der ultrakonservative Teheraner Freitagsprediger, Ajatollah Ahmad Chatami, prophezeite, die Exekution der Schiiten werde die saudische Führung zum Sturz bringen und die sunnitische Herrschaftsfamilie aus den Geschichtsbüchern streichen.
Anders als die geistlichen Instanzen und konservative Politiker versucht die Regierung des iranischen Präsidenten Hassan Rohani die Auseinandersetzung zu deeskalieren. Der Präsident verurteilte die Hinrichtung der Schiiten als Akt, der die Spaltung der Muslime fördere und nur den Terroristen nutze. Er warnte aber zugleich, die Demonstranten im Iran würden durch illegale Handlungen dem Ansehen der Islamischen Republik Schaden zufügen. Er verurteilte die Angriffe auf saudische Einrichtungen und ordnete an, die Täter festzunehmen und zu bestrafen.
Polizei werde Versammlungen nicht dulden
Teherans Außenministerium verbot in einer Erklärung alle Versammlungen vor den saudischen Vertretungen im Iran. „Wir verstehen die Wut der Bürger, aber trotzdem sollten sie sich vor keiner der diplomatischen Vertretungen Saudi-Arabiens versammeln“, sagte Außenamtssprecher Dschabir Ansari. Er betonte, dass die Polizei Versammlungen nicht dulden und falls nötig sie angreifen werde.
Auch das Königreich Bahrain hat nun seine diplomatischen Beziehungen zu Teheran abgebrochen. Begründung: die zunehmend „offene und gefährliche Einmischung“ Irans in die Angelegenheiten Bahrains und andrer arabischen Staaten. Die Arabischen Emirate haben ebenfalls ihre Beziehungen zu Teheran herabgestuft.
Die USA und andere Staaten warnten vor einer Verschärfung des Streits zwischen Teheran und Riad. Russland versucht, so hieß es aus Diplomatenkreisen, zwischen den beiden Staaten zu vermitteln.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Pistorius lässt Scholz den Vortritt
Der beschädigte Kandidat
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu
Wanted wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen
Haftbefehl gegen Netanjahu
Begründeter Verdacht für Kriegsverbrechen
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Neue EU-Kommission
Es ist ein Skandal
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative