Krieg in der „Volksrepublik Luhansk“: Wieder Tote an der Front
Im Osten der Ukraine ist es zu neuen Kämpfen gekommen. Das ist ein Rückschlag für die Schlichtungspläne von Präsident Selenski.
Dies berichtete Ruslan Chomtschak, Generalstabschef und Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte gegenüber der ukrainischen Nachrichtenagentur Unian. Gleichzeitig seien vier Angehörige der gegnerischen Einheiten getötet und sechs verletzt worden, so Chomtschak. Um 10 Uhr, so Chomtschak, hätte die gegnerische Seite zur Bergung der Toten um eine kurze Waffenruhe gebeten. Der Tod von vier Angehörigen der Einheiten der „Volksrepublik Luhansk“ wird auch von der russischen Nachrichtenagentur lenta.ru bestätigt.
Beide Seiten beschuldigen sich gegenseitig, die jüngsten Kämpfe vom Zaun gebrochen zu haben. Am Morgen seien russische bewaffnete Einheiten vorgerückt und hätten Positionen von ukrainischen Einheiten angegriffen, berichtet die ukrainische Nachrichtenagentur Unian. Dabei habe der „Feind“ auch große 120-mm-Artilleriesysteme eingesetzt – die sind laut den Vereinbarungen von Minsk verboten.
Anders berichtet die Nachrichtenagentur lug-info.com, ein Sprachrohr der ostukrainischen Separatisten. Am Morgen des 18. Februar hätte sich eine ukrainische Truppe aus zehn Personen den separatistischen Einheiten genähert. Dabei seien die Angreifer in ein Minenfeld geraten. In der Folge seien zwei Angreifer ums Leben gekommen, so das separatistische Portal. Der russische Vertreter im Uno-Sicherheitsrat, Wassili Nebensja, warf der Ukraine vor, die Minsk-Vereinbarungen nicht einzuhalten. Von 13 Punkten des Vertrags von Minsk würde die Ukraine nur zwei umsetzen.
Kampfzone galt als Pilotregion
In der Ukraine selbst sind die jüngsten Kämpfe ein Rückschlag für neue Pläne von Präsident Selenski zur Beilegung des Konflikts. So hatte Selenski gemeinsame Patrouillen von Angehörigen der Sicherheitskräfte der prorussischen Milizen und ukrainischen Sicherheitskräften an der russisch-ukrainischen Staatsgrenze vorgeschlagen. Und Selenski trieb immer wieder punktuelle Truppenentflechtungen – also entmilitarisierte Zonen – voran.
Die jüngsten Kämpfe hatten sich ausgerechnet in der Nähe der Ortschaft Solotoe ereignet. Dieser Ort gilt als „Pilotregion“ von Truppenentflechtungen. Dort war im November eine solche Truppenentflechtung erfolgreich durchgeführt worden. Truppenentflechtungen, sagt der Politologe Volodimir Fesenko in der Zeitung Nowoje Wremja, seien einer der wichtigsten Mechanismen zur Regulierung von Konflikten und Umsetzung von Waffenstillständen.
„Ohne Truppenentflechtungen kann von Waffenstillständen leider nicht einmal die Rede sein“, so Fesenko. Angesichts der neuesten Kämpfe dürften die Umsetzung weiterer Entmilitarisierungen oder gar gemeinsame Patrouillen an der russisch-ukrainischen Grenze in weite Ferne gerückt sein.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Anbrechender Wahlkampf
Eine Extraportion demokratischer Optimismus, bitte!
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“