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Krieg in der UkraineKriegsreporterin und Kameramann getötet

Eine russische Drohne trifft das Auto von zwei Mitarbeitenden des TV-Senders Freedom. Ein weiterer Reporter wird bei dem Angriff schwer verletzt.

Zwei ukrainische Jour­na­lis­t:in­nen wurden bei einem russischen Drohnenangriff in Kramatorsk getötet, 23.10.2025 Foto: Military Administration Vadym Filashkin via Telegram/reuters
Bernhard Clasen

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Bernhard Clasen aus Kyjiw

Bei einem Angriff einer russischen Kampfdrohne vom Typ Lancet auf ein Fahrzeug in Kramatorsk in der ostukrainischen Region Donezk sind zwei Mitarbeiter des ukrainischen Fernsehsenders Freedom getötet worden. Die Journalistin Aljona Gubanowa und der Kameramann Jewhen Karmazin kamen ums Leben, als die Drohne ihr Auto traf. Ein weiterer Reporter, Alexander Kolytschew, wurde schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht.

Wie der Leiter der Donezker Gebietsverwaltung, Wadym Filaschkyn, auf Telegram mitteilte, ereignete sich der Angriff am Donnerstagvormittag auf dem Gelände einer Tankstelle. Das Fahrzeug der Journalisten wurde vollständig zerstört. Filaschkyn sprach von einer „schweren und schmerzlichen Verlusterfahrung“ und bezeichnete Russland als „Terrorstaat, der für seine Verbrechen zur Rechenschaft gezogen werden muss“.

„Seit den ersten Tagen der russischen Invasion berichteten Aljona und Jewhen unermüdlich aus den gefährlichsten Gebieten, erzählten von den Kriegsverbrechen des Feindes, von Evakuierungen und den Geschichten unserer Verteidiger. Es ist kaum zu glauben, dass es gerade sie getroffen hat“, schrieb Filaschkyn.

Aljona Gubanowa (Gramowa) war 43 Jahre alt und stammte aus Jenakijewe in der Region Donezk. Die gelernte Finanzexpertin arbeitete seit 2021 als Kriegsreporterin für ukrainische Staatssender. Jewhen Karmazin, 33 Jahre alt, wurde in Kramatorsk geboren und war seit 2022 als Kameramann im Einsatz. Er hinterlässt eine Ehefrau und ein Kind.

Zustand des Verletzten ist stabil

Alexander Kolytschew, 47, erlitt laut offiziellen Angaben ein Minen-Explosionstrauma, Splitterverletzungen und einen offenen Knochenbruch. Er wurde medizinisch versorgt, sein Zustand ist stabil. Die ukrainische Staatsanwaltschaft hat ein Vorermittlungsverfahren wegen eines mutmaßlichen Kriegsverbrechens eingeleitet.

Der staatliche Fernsehkanal Freedom wird vom Ministerium für Informationspolitik finanziert. Er sendet in 20 Sprachen. Mit einem eigenen russischsprachigen Programm wendet er sich vor allem an russischsprachiges Publikum in aller Welt. Nach eigenen Angaben will er objektive, aktuelle und vollständige Informationen über Ereignisse in der Ukraine zugänglich machen und ein positives Image der Ukraine im Ausland fördern.

Der Tod von Gubanowa und Karmazin reiht sich ein in eine tragische Serie von Verlusten unter Medienschaffenden seit Beginn der russischen Invasion. Zuletzt war Ende September der Journalist Bohdan Budai aus Krywyj Rih getötet worden. Am 3. Oktober kam der französische Fotojournalist Antoni Lallikan bei einem Drohnenangriff in Druschkiwka ums Leben. Derzeit seien 26 ukrainische Journalisten in russischer Gefangenschaft, zitiert das Portal rfi.fr Serhij Tomilenko, den Vorsitzenden des ukrainischen Journalistenverbandes.

Ebenfalls in der Nacht zum 23. Oktober schlug eine russische Drohne in ein Geschäftsgebäude im Kyjiwer Stadtteil Podil ein – nur etwa 200 Meter von der Wohnung von Serhij Tomilenko entfernt. Er selbst blieb unverletzt, schilderte jedoch erhebliche Zerstörungen in seiner Umgebung.

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